Die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG bemerkt:
"Endlich haben die Mitarbeiter Klarheit. Wäre auch diese Tarifrunde ergebnislos beendet worden, eine Verhandlungsbasis zwischen beiden Seiten wäre kaum noch vorhanden gewesen. Dass die IG Metall aber ausgerechnet von einem 'Weihnachtswunder' spricht, wirkt wohlfeil. Zwar konnte sie Werkschließungen verhindern, dennoch müssen die Beschäftigten jahrelang finanzielle Einschnitte hinnehmen – und es sollen 35.000 Stellen abgebaut werden, wenn auch sozialverträglich. Der Konflikt bei Volkswagen mag erstmal entschärft sein. Die Krise ist es aber nicht."
Die MÄRKISCHE ODERZEITUNG aus Frankfurt (Oder) empfiehlt, die Verabredungen sollten jetzt
"eher als Pflaster gesehen werden, das seine Klebefestigkeit erst noch beweisen muss. Denn die große Wunde – dass es VW bisher nicht gelungen ist, mit der internationalen Konkurrenz mitzuhalten, geschweige denn aufzuschließen – ist dadurch nicht geheilt. Deswegen ist es auch richtig und wichtig, dass für die Standorte konkrete Ziele vereinbart wurden, die in den nächsten Jahren zeigen werden, inwiefern VW überhaupt aufholen kann – und ob der Kompromiss halten kann. Letztlich wird entscheidend sein, ob es gelingt, produktiver zu werden und ein erschwingliches E-Modell zu bauen, das national und international gekauft wird."
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG gibt zu bedenken:
"Von der Industrie hängen weit mehr Wohlstand und Arbeitsplätze ab als in anderen Staaten. Am größten Autohersteller entscheidet sich mit, ob dieses Modell Zukunft hat. VW hat durch die Einigung nun die Chance, wieder nach vorne zu kommen: mit neuen Modellen, besserer Software – und womöglich weiteren Einsparungen. Die IG Metall sollte dafür offen sein, wenn diese nötig sind und nicht der Gewinnmaximierung dienen."
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG spricht von einem strategischen Fehler des Autobauers, die Verantwortung dafür trügen
"Manager wie Herbert Diess. Der frühere Vorstandschef schlug alle Warnungen in den Wind, als er Werke wie Zwickau ganz auf E-Autos umstellte, obwohl nicht klar war, dass sich der Markt entwickelt wie erhofft. Auch das Land Niedersachsen als Großaktionär trug die Strategie mit. Jetzt hält Ministerpräsident Stephan Weil die Hand über eigene Standorte, während Beschäftigte in Sachsen überproportional belastet werden. Der Einfluss der Politik bleibt die größte Schwachstelle des Konzerns. VW braucht unabhängige Aufsichtsräte, um der Phalanx aus IG Metall, Staatskanzlei und Aktionärsfamilien Porsche und Piëch mehr Fachexpertise entgegenzustellen. Die Unternehmenskultur muss sich ändern."