29. Januar 2025
Die Wirtschaftspresseschau

Kommentiert wird die Debatte über das chinesische KI-Start-Up Deepseek. Das HANDELSBLATT aus Düsseldorf schreibt dazu:

Das Logo von Deepseek und ChatGPT auf einem Smartphone
Deepseek mischt die KI-Branche auf (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Andy Wong)
"Ausgerechnet bei einer der wichtigsten Entwicklungen des noch jungen Jahres hat Trump, der sonst gerne aufbauscht, untertrieben. Tatsächlich ist Deepseek nicht weniger als ein strategischer Sieg für China, der Trumps gesamte Präsidentschaft beeinflussen könnte. Das KI-Modell ist ressourcenschonender und in Teilen besser als das von etablierten Playern wie den US-Unternehmen OpenAI, Google oder Meta. Und es konnte wohl nur entstehen, weil die USA seit acht Jahren auf restriktiven Protektionismus setzten. Damit motivierten sie die Konkurrenz, die Strafzölle und Exportsanktionen durch eigene Erfindungen zu umgehen. Plötzlich erscheinen 'die Kommunisten', wie Trump China oft nennt, clever und innovativ, während die Handelspolitik der USA veraltet und unflexibel wirkt."
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG stellt fest:
"Amerika wird gerade unsanft von der Vorstellung geheilt, es könnte seine Gegner von mächtiger KI ausschließen. Künstliche Intelligenz ist jetzt Geopolitik – am Ende wird es darum gehen, wer sie am besten in sein Militär integrieren kann. Europa ist hier bisher nur Zuschauer. Nun sollten sich die Europäer schnell daranmachen, effiziente und günstige Modelle für eigene Zwecke anzupassen. Denn der Beweis ist erbracht: Die USA sind nicht das Maß aller Dinge in Sachen Künstlicher Intelligenz."
Die deutsche Wirtschaft wird nach Einschätzung des Industrieverbandes BDI auch dieses Jahr schrumpfen. Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG konstatiert:
"Dass der neue BDI-Präsident Peter Leibinger in seinem ersten öffentlichen Auftritt vor allem das verbreitete Misstrauen der Politik gegenüber Unternehmen und die dadurch ausgebremsten Innovationen zum Thema machte, ist ein wichtiges Signal. Die Wirtschaft durch einen umfassenden Bürokratieabbau zu entlasten kostet nichts. Es würde aber deutlich mehr bewirken als alle Förderprogramme zusammen."
Die RHEIN-ZEITUNG aus Koblenz fordert von der nächsten Regierung eine Reformagenda:
"Es braucht einen Kahlschlag bei der Bürokratie. Der Rückbau muss für alle spürbar sein, es darf hier nicht bei den überall zu hörenden Beschwörungen bleiben. Die Standortkosten für Investoren müssen durch Reformen des Sozialsystems runter, und die Infrastrukturinvestitionen müssen rauf. Beides bedingt einander: Wenn wirkungsvolle Reformen bei Rente, Gesundheit, Pflege und Verwaltung im ersten Schritt vereinbart und eingeleitet sind, kann im zweiten Schritt auch die Schuldenbremse für mehr Investitionen gelockert werden."