30. Januar 2025
Die Wirtschaftspresseschau

Kommentiert wird der Jahreswirtschaftsbericht, bei dem die Bundesregierung ihre Prognose von 1,1 auf 0,3 Prozent Wachstum abgesenkt hat.

Kanzlerkandidat Robert Habeck
Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) rechnet für 2025 nicht mehr mit 1,1 Prozent Wachstum, sondern nur noch mit 0,3 Prozent. (picture alliance / Flashpic / Jens Krick)
Der MÜNCHNER MERKUR kritisiert:
"Habeck musste die mieseste Bilanz verkünden, die je ein deutscher Wirtschaftsminister zu verantworten hatte: Nach der längsten Rezession der Nachkriegszeit erwartet die Rest-Ampelregierung auch für 2025 nur noch ein Wachstum hart an der Nulllinie. Das vom Kanzler versprochene grüne Wirtschaftswunder ist wenig überraschend ausgeblieben. Wenigstens fehlt es nicht an Ausreden: Schuld sind Merkel und Putin, vor allem aber die böse Schuldenbremse und die noch bösere FDP. Also alle außer Habeck."
Die RHEINPFALZ aus Ludwigshafen fordert:
"Es muss sehr viel mehr geschehen als bisher, um die Wirtschaft in Deutschland wieder in Schwung zu bringen. Das ist eines der zentralen Themen im Wahlkampf. Dem Wähler sollte dabei klar sein: Was nun in den Parteiprogrammen dazu angekündigt wird, wird so nie kommen. Denn es ist nicht zu erwarten, dass eine Partei die absolute Mehrheit erringt. Es muss also einen Koalitionspartner geben. Und der hat eines ganz sicher: nicht die gleichen Vorstellungen darüber, wie die Wirtschaft angekurbelt wird."
Für die FREIE PRESSE aus Chemnitz ist der aktuelle Bericht ein Weckruf:
"Denn jetzt ist glasklar: Die nächste Regierung muss nach der Bundestagswahl rasch eine neue Wachstumsagenda erarbeiten. Die darf nicht nur so halbherzige Maßnahmen enthalten, wie sie die nur in kleinen Teilen umgesetzte Wachstumsinitiative der gescheiterten Ampelkoalition vorgesehen hatte.Die Investitionsbedingungen für Unternehmen müssen signifikant verbessert werden. Die Energiewende muss neu justiert werden, damit sie zu niedrigeren Strompreisen führt. Die öffentliche Verwaltung braucht eine Digitalisierungsoffensive, die ihren Namen auch verdient. Nicht zuletzt braucht Deutschland wieder Zuversicht, dass sich mit entsprechenden Maßnahmen die Lage verbessert, denn 50 Prozent der Wirtschaft sind Psychologie. Krisengerede haben wir jetzt genug gehört."
Wirtschaftsverbände und Unternehmen haben gestern beim sogenannten "Wirtschaftswarntag" auf ihre schlechte Lage aufmerksam gemacht. Das HANDELSBLATT aus Düsseldorf schreibt dazu:
"Der Frust ist so groß, dass die Wirtschaft ihn nun mit Demonstrationen auf die Straße trägt – eine Aktionsform, die bisher den Gewerkschaften vorbehalten war. Schuld an der Misere ist nicht nur die gescheiterte Ampelkoalition. Auch die schwarz-roten und schwarz-gelben Koalitionen zuvor haben im Vertrauen auf solide Wachstumsraten, billige Energie aus Russland und die Leistungsfähigkeit der vielen Hidden Champions aus dem Mittelstand dringend notwendige Strukturreformen vernachlässigt und Deutschland im Schlafwagen in die Krise gefahren."