
"So kann moderne Tarifpolitik aussehen: Etwas geben (also der Verzicht auf exorbitante Steigerungen des Monatseinkommens), im Gegenzug etwas erhalten (Sicherheit für die Beschäftigten). In der derzeitigen konjunkturellen Lage Deutschlands hat sich die EVG klug positioniert. Und der EVG-Chef Burkersts kann durchschnaufen. 'Da zündeln fachfremde Opportunisten Nebelkerzen, um auf Kosten der Beschäftigten die Interessen der neoliberalen Wettbewerbslobby durchzusetzen', warnte Burkert Anfang Februar die Unionsparteien vor allzu harten Einschnitten in die Bahnstruktur. Ob CDU und CSU, falls sie die nächste Bundesregierung anführen sollten, von ihren Plänen abgehalten werden können, gilt als fraglich. Doch zumindest konnte nun Zeit gewonnen werden. Und, das ist nicht hoch genug einzuschätzen, die Bahnkunden haben planbar eine streikfreie Zeit vor sich.",
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG kritisiert das Vorgehen der Gewerkschaft:
"Für viele Beschäftigte ist dieser Tarifabschluss ein Schlag ins Gesicht. Das liegt einerseits an der Einigung an sich. Zwei Prozent mehr von Juli an, noch mal 2,5 Prozent mehr im Jahr darauf und im Dezember 2027 dann lediglich eine Sonderzahlung bedeuten für viele Mitarbeitende empfindliche Reallohnverluste. Hinzu kommt die XXL-Laufzeit von 33Monaten, von der einzig der Bahnkonzern profitiert, der so bis zum Abschlussdes heiligen Sanierungsprogramms seine Ruhe hat vor lästigen Arbeitnehmervertretern. Die Mitarbeiter haben von einer so langen Laufzeit genau gar nichts."
Die BÖRSEN-ZEITUNG geht der Frage nach, wie die EU-Staaten eine Erhöhung der Rüstungsausgaben finanzieren können:
"Ob die Lockerung der Stabilitätsvorgaben – sowie die EU-Friedensfazilität und das Engagement der EU-Investitionsbank – ausreichen, um die aufgrund der steigenden Verantwortung Europas für sich und die Ukraine nötigen Kapazitäten sicherzustellen, ist noch ungewiss. Gut möglich, dass schon bald über mehr gesprochen werden wird, vielleicht sogar über gemeinsame Bonds. Denn angesichts des beängstigenden Tempos, mit dem die US-Regierung die transatlantischen Beziehungen völlig neu definiert, schwindet jede Verlässlichkeit: Was heute noch unter Diplomaten als Tabu gilt, könnte morgen schon auf der Tagesordnung von Ratssitzungen landen."