05. März 2025
Die Wirtschaftspresseschau

Die WIRTSCHAFTSWOCHE kommentiert die Pläne von Union und SPD, hohe Schulden für Verteidigung und Infrastruktur aufzunehmen:

Friedrich Merz und Lars Klingbeil lachen zusammen und klopfen sich auf die Schulter.
Merz und Klingbeil sind sich einig: Hohe Sonderschulden für Verteidigung und Infrastruktur sollen kommen. (picture alliance / dpa / Christoph Soeder)
"Wo bliebe dann aber der heilsame Druck, sparsam zu wirtschaften? Wären die Sozialpolitiker aus SPD und Teilen der Union noch bereit, die überbordenden Sozialausgaben zu kürzen? Zweifel sind angebracht. Glaubt der Kanzler in spe, bei Koalitionsgesprächen noch das Bürgergeld in seiner jetzigen Form abschaffen zu können? Die Genossen würden sich sträuben. Die gleiche Reaktion ist zu erwarten bei Steuerentlastungen für Unternehmen, Selbstständige und Beschäftigte. Im Wahlkampf war dies Toppriorität bei Friedrich Merz. Jetzt ist dieses Versprechen bei den Koalitionsgesprächen nach hinten gerutscht. Was ist bloß los da in Berlin?"
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG blickt auf die Aktienmärkte angesichts der Politik von US-Präsident Trump:
"Die Bewertungen vieler US-Konzerne sind historisch betrachtet sehr hoch. Die Volatilität der US-Aktien wird schon wegen des vielen Hin und Her in der US-Wirtschaftspolitik stark zunehmen. Stabile Aktienrenditen sind bald anderswo zu erwarten. Zum Beispiel in Europa, womöglich auch in Deutschland. Denn die EU-Staaten haben angekündigt, Hunderte Milliarden Euro in die Verteidigungsfähigkeit des Bündnisses investieren zu wollen. Teile dieser Investition dürften sich mittelfristig in den Bewertungen deutscher Konzerne wiederfinden, nicht nur in der Rüstungsbranche. Wer jetzt auch noch die Moral mit ins Boot holen möchte, der investiert etwa in Branchen, die die grüne Transformation Deutschlands vorantreiben."
Nach langen Verhandlungen haben sich der österreichische Ölkonzern OMV und sein arabischer Kernaktionär Adnoc darauf geeinigt, ihre beiden Petrochemietöchter Borealis und Borouge miteinander zu verschmelzen. Für die F.A.Z. ist das ein sinnvoller Schritt:
"Nach der Übernahme des traditionsreichen Kunststoffherstellers Covestro durch den staatlichen arabischen Ölkonzern Adnoc setzt dieser mit seinem österreichischen Partner OMV den nächsten Akzent. Ein Flaggschiff für thermoplastische Kunststoffe wird diese vielfältige Nische für Plastik befeuern. Aus arabischer Sicht ist es sinnvoll, in Unternehmen wie Covestro und Borealis zu investieren und auf diese Weise die Kontrolle über die gesamte Energiewertschöpfungskette zu erlangen - auch über Kunststoffprodukte, die auf Erdölbasis hergestellt werden. Denn das sind wohl die letzten Geschäftsfelder eines versiegenden Ölmarktes. So erobert Adnoc zugleich einen größeren Anteil an einem globalen Wachstumsmarkt und verbessert seine Umweltbilanz, weil europäische Unternehmen wie Covestro und Borealis strenge EU-Vorschriften einhalten müssen und ehrgeizige Klimaschutzziele verfolgen."