
Dazu schreibt das HANDELSBLATT:
"Die Kapitalmärkte werden genau hinschauen, ob die nächste Regierung die finanzpolitische Wende durch Wirtschaftsreformen ergänzt oder die Kredite für ein großes Wünsch-Dir-Was von Union und SPD nutzt. Insofern ist das Sondierungspapier an vielen Stellen enttäuschend. Der Koalitionsvertrag muss mutiger werden. Das liegt auch im politischen Interesse von Merz. Schließlich hat der CDU-Chef mit seiner finanzpolitischen Kehrtwende viele Anhänger vor den Kopf gestoßen."
Die BADISCHE ZEITUNG aus Freiburg kommentiert die Demonstrationen, zu denen die IG Metall am Samstag aufgerufen hatte:
"Zehntausende Industriearbeiter trieb es auf die Straße – nicht etwa, wie üblich, für mehr Geld. Anlass für den Protest war die Furcht vor einer Deindustrialisierung und die Angst um den eigenen Arbeitsplatz. Dass die IG Metall auf kreative Weise von Politik und Arbeitgebern fordert, jetzt mit Reformen und Investitionen die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland zu sichern, schadet nicht. Allerdings sollte das Arbeitnehmerlager die eigene Rolle dabei nicht verschweigen. Die jüngsten Tarifforderungen waren in vielen Branchen überzogen. Was nützen – wie bei der Post – ordentliche Lohnsteigerungen mitten in der Krise, wenn der Arbeitgeber postwendend aus Kostengründen Tausende Stellen streicht?"
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG blickt nach Kanada und auf die Reaktion des neuen Premierministers Carney auf die von US-Präsident Trump verhängten Zölle:
"Ein Schock kann heilsam sein. Tatsächlich führt er Kanada vor Augen, wie verwundbar es ist. Das Land hat seine kommerzielle Infrastruktur aus Häfen, Eisenbahnlinien und Pipelines auf den einen Großkunden USA ausgerichtet. Doch jetzt hat sich die Stimmungslage verändert. Mark Carney will die Genehmigung von großen Infrastrukturprojekten, die für Kanadas nationale Sicherheit und für den Handel wichtig sind, stark beschleunigen. Carneys zweites Großprojekt lautet, aus Kanada endlich einen gemeinsamen Markt zu machen. Rund 600 öffentliche Körperschaften kümmern sich in Kanada um die Zertifizierungsverfahren im Handel von Diensten und Gütern zwischen den Provinzen. Wer sich fragt, warum Kanadas Wirtschaft lahmt, findet hier eine Erklärung. Die Europäische Union sollte übrigens schleunigst entsprechende Anstrengungen unternehmen. Es wäre doch ein schönes Ergebnis, wenn der Großprotektionist im Weißen Haus den Freihandel in Ländern beflügelte, mit denen die USA einmal befreundet waren."