
Der MÜNCHNER MERKUR erläutert:
"Einen solchen Budenzauber hat die Wall Street noch nicht erlebt. Auch wenn gebeutelte Anleger rund um den Globus jetzt ihr unerwartetes Glück kaum fassen können: Sie sollten den Tag nicht vor dem Abend loben. Denn der Handelskrieger im Weißen Haus gibt nicht aus Überzeugung plötzlich die Friedenstaube, sondern ist ein von den Finanzmärkten Getriebener. Seine Begeisterung für Zölle ist abgekühlt, aber noch nicht verflogen."
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG glaubt:
"Die Kapitalmärkte haben Trump gezwungen, eine wirtschaftlich vernünftige Entscheidung zu treffen. Wie immer seine 'Deals' mit anderen Ländern in den kommenden Monaten aussehen werden - es dürfte keine Rückkehr mehr zur Zollpolitik des 'Befreiungstages' geben. Das ist eine gute Nachricht. Die zweite gute Nachricht ist der Wunsch von Finanzminister Scott Bessent nach Abkommen mit Verbündeten. Noch vor wenigen Tagen war nicht erkennbar, dass Trumps Amerika auf Verbündete noch irgendeinen Wert legt."
Das HANDELSBLATT stellt fest, Trump gehe weiter auf Konfrontationskurs zu China, indem er die Zölle für chinesische Einfuhren...
"...noch einmal auf 125 Prozent erhöht. Wenn China darauf mit einer Abwertung der eigenen Währung oder tatsächlich mit massivem Verkauf von US-Papieren reagiert, wird aus dem Handelskrieg ein Krieg der Kapitalmärkte. Und wenn diese hohen Zölle bleiben und nicht auf Umwegen über andere Länder umgangen werden, droht ein hoher Preisschub für die Amerikaner, und damit werden Inflation und hohe Zinsen wieder gefährliche Risiken. Leider also kein Grund zur Entspannung."
Die BÖRSEN-ZEITUNG analysiert:
"China kommt für rund 30 Prozent der Weltindustrieproduktion, aber nur etwa 13 Prozent des weltweiten Konsums auf. Es gilt von der einseitigen Fixierung auf eine überkapazitätsträchtige Industriepolitik abzukehren und der Stärkung des Binnenkonsums und der Sozialsysteme Priorität einzuräumen. Peking wird sich immens schwertun, den Schaden aus einem langgestreckten Handelskrieg abzufangen, und den Binnenkonsum adäquat anzuregen. Das ist allerdings immer noch wesentlich realistischer als die Vorstellung, die im Weißen Haus zu regieren scheint: nämlich, dass Amerika über die Abnabelung von China wieder zum großartigen industriellen Powerhouse erwächst."