" Wer bei Frauenzeitschriften irgendeine Art von kritischem Journalismus erwartet, ist im falschen Medium. Hier gilt eindeutig, je enger und näher am Produkt bzw. Anzeigenkunden, umso besser."
Kein Satz von Ulla Hildebrandt, sondern aus einem Onlineforum des Handelsblattes. Die Romanautorin dagegen hält sich mit Wertungen zurück. Ihr Buch "Ein freier Fall" sei fiktiv, es handle sich keinesfalls um eine Abrechnung mit der Frauenpresse. Und überhaupt: Urteilen über die Branche will Hildebrandt gleich gar nicht:
" Weil ich mich nicht aufspielen will als die große Richterin über die Frauenzeitschriften und was da nun alles gut oder schlecht ist oder wie auch immer. Weil ich das auch ehrlich gesagt mittlerweile sehr humorvoll sehe und manchmal wie so eine Komödie betrachte, in der ich manchmal auch durchaus meine Gastauftritte habe und das lustig finde und auch immer mehr Leute finde, die das ganz ähnlich betrachten."
... was natürlich davon abhängt, mit wem man spricht. Die Deutsche Journalistenunion und der Journalistinnenbund beispielsweise gelangen doch immer häufiger an die Grenzen ihres Humors, wenn sie hinter die Kulissen der Frauenpresse blicken. "Der Anzeigendruck hat zugenommen, gleichzeitig sinken die Hemmschwellen bei Kooperationen", verlautet anonym aus der Redaktion einer großen Frauenzeitschrift. Der Münchner Medienberater Gunther Schnatmann spricht denn auch von einem im Printmarkt fast beispiellosen Wettbewerbsdruck:
" Sie sehen das an den sogenannten Halbwertszeiten, also wie viele Magazine auch wieder vom Markt verschwinden. So viele wie bei der Frauenpresse haben Sie sonst eigentlich kaum - und wie viele auch wieder neu auf dem Markt auftauchen, die dann wieder mehr oder weniger lang im Markt bleiben. "
In Hildebrandts Roman beschwert sich ein Verlagsleiter bei einer Redakteurin: "Ihr bringt zu viele ernste Themen. ( ... ) Dieser ganze Psychoquatsch interessiert nicht mehr. Diese Problemrührerei. Was glauben Sie, was die Leute heute wissen wollen? Wie man schneller reich und glücklich wird ... Zack, zack. Das darf keine Mühe machen."
Gunther Schnatmann: " Wenn man mit Insidern spricht, dann hört man durch, dass dort eine Scheinwelt zelebriert wird. Das ist eine Mühle, die sich drehen muss, auch um den Anzeigenkunden gerecht zu werden. Diesen wird ja versprochen, dass jede Zeitschrift junge, dynamische, kaufkräftige Damen beliefert. Und wenn das wirklich so wäre, dann müsste eigentlich die Republik aus - ich denke mal - rund 30 Millionen jungen, dynamischen, kaufkräftigen Frauen bestehen."
Kritisches im redaktionellen Teil komme bei Frauenzeitschriften nicht mehr durch. "Oft gibt es schon ein vorauseilendes Andienen im redaktionellen Teil in der Hoffnung auf Anzeigen", bilanzierte ein enttäuschtes Redaktionsmitglied.
Gunther Schnatmann: " Die Chefredakteure und Chefredakteurinnen, die wirtschaftlich erfolgreich sind, also auch dem Anzeigenchef zu guten Geschäften verhelfen, die setzen sich im Markt immer stärker durch. Wenn Sie sich anschauen, wie da der Altersdurchschnitt gesunken ist, dann könnte es sein, dass diese Kollegen noch nicht so standhaft sind und sich dem Druck widersetzen, sondern ihren Erfolg in jungen Jahren daraus ziehen, dass sie sehr mit dem Anzeigenmarkt konform gehen."
Schnatmann umschreibt charmant, was man auch boshaft als Käuflichkeit bezeichnen könnte. Im Roman von Ulla Hildebrandt ist es der fiktive Modekonzern "Eternal Beauty", der einer Chefredakteurin vorrechnet, dass ihm aufgrund der investierten Anzeigenkosten "noch mindestens sechs Seiten" redaktioneller Inhalt zustünden. Wirklich frei erfunden? Die ehemalige Cosmo-Chefredakteurin lächelt und schweigt. Schließlich wollte sie keinen Schlüssel-, sondern einen Suchtroman schreiben:
" Dieses Ganze spielt vor dem Hintergrund der Frauenzeitschriften. Die Medien bedienen sicherlich aus auflagentechnischen Gründen ein stark vorhandenes Bedürfnis in dieser unserer Gesellschaft. Und das ist das Bedürfnis, sich abzulenken von den eigenen Gefühlen, sich irgendwie wegzubeamen. Was man jetzt suchtpsychologisch streng genommen als ein Suchtverhalten bezeichnen würde. "
Mehr an Kritik ist Hildebrandt nicht zu entlocken. Brancheninformationen zufolge ist sie seit einiger Zeit als Beraterin bei der Zeitschriftengruppe MVG in München im Einsatz. "Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie das in zehn Jahren aussieht", sagt ein Insider, um sarkastisch hinzuzufügen, dass zumindest der Stellenabbau kein wirkliches Problem mehr sei: Es gebe weniger Redakteure, aber das sei gar nicht so schlimm, weil auch niemand mehr zum Recherchieren gebraucht werde.
Kein Satz von Ulla Hildebrandt, sondern aus einem Onlineforum des Handelsblattes. Die Romanautorin dagegen hält sich mit Wertungen zurück. Ihr Buch "Ein freier Fall" sei fiktiv, es handle sich keinesfalls um eine Abrechnung mit der Frauenpresse. Und überhaupt: Urteilen über die Branche will Hildebrandt gleich gar nicht:
" Weil ich mich nicht aufspielen will als die große Richterin über die Frauenzeitschriften und was da nun alles gut oder schlecht ist oder wie auch immer. Weil ich das auch ehrlich gesagt mittlerweile sehr humorvoll sehe und manchmal wie so eine Komödie betrachte, in der ich manchmal auch durchaus meine Gastauftritte habe und das lustig finde und auch immer mehr Leute finde, die das ganz ähnlich betrachten."
... was natürlich davon abhängt, mit wem man spricht. Die Deutsche Journalistenunion und der Journalistinnenbund beispielsweise gelangen doch immer häufiger an die Grenzen ihres Humors, wenn sie hinter die Kulissen der Frauenpresse blicken. "Der Anzeigendruck hat zugenommen, gleichzeitig sinken die Hemmschwellen bei Kooperationen", verlautet anonym aus der Redaktion einer großen Frauenzeitschrift. Der Münchner Medienberater Gunther Schnatmann spricht denn auch von einem im Printmarkt fast beispiellosen Wettbewerbsdruck:
" Sie sehen das an den sogenannten Halbwertszeiten, also wie viele Magazine auch wieder vom Markt verschwinden. So viele wie bei der Frauenpresse haben Sie sonst eigentlich kaum - und wie viele auch wieder neu auf dem Markt auftauchen, die dann wieder mehr oder weniger lang im Markt bleiben. "
In Hildebrandts Roman beschwert sich ein Verlagsleiter bei einer Redakteurin: "Ihr bringt zu viele ernste Themen. ( ... ) Dieser ganze Psychoquatsch interessiert nicht mehr. Diese Problemrührerei. Was glauben Sie, was die Leute heute wissen wollen? Wie man schneller reich und glücklich wird ... Zack, zack. Das darf keine Mühe machen."
Gunther Schnatmann: " Wenn man mit Insidern spricht, dann hört man durch, dass dort eine Scheinwelt zelebriert wird. Das ist eine Mühle, die sich drehen muss, auch um den Anzeigenkunden gerecht zu werden. Diesen wird ja versprochen, dass jede Zeitschrift junge, dynamische, kaufkräftige Damen beliefert. Und wenn das wirklich so wäre, dann müsste eigentlich die Republik aus - ich denke mal - rund 30 Millionen jungen, dynamischen, kaufkräftigen Frauen bestehen."
Kritisches im redaktionellen Teil komme bei Frauenzeitschriften nicht mehr durch. "Oft gibt es schon ein vorauseilendes Andienen im redaktionellen Teil in der Hoffnung auf Anzeigen", bilanzierte ein enttäuschtes Redaktionsmitglied.
Gunther Schnatmann: " Die Chefredakteure und Chefredakteurinnen, die wirtschaftlich erfolgreich sind, also auch dem Anzeigenchef zu guten Geschäften verhelfen, die setzen sich im Markt immer stärker durch. Wenn Sie sich anschauen, wie da der Altersdurchschnitt gesunken ist, dann könnte es sein, dass diese Kollegen noch nicht so standhaft sind und sich dem Druck widersetzen, sondern ihren Erfolg in jungen Jahren daraus ziehen, dass sie sehr mit dem Anzeigenmarkt konform gehen."
Schnatmann umschreibt charmant, was man auch boshaft als Käuflichkeit bezeichnen könnte. Im Roman von Ulla Hildebrandt ist es der fiktive Modekonzern "Eternal Beauty", der einer Chefredakteurin vorrechnet, dass ihm aufgrund der investierten Anzeigenkosten "noch mindestens sechs Seiten" redaktioneller Inhalt zustünden. Wirklich frei erfunden? Die ehemalige Cosmo-Chefredakteurin lächelt und schweigt. Schließlich wollte sie keinen Schlüssel-, sondern einen Suchtroman schreiben:
" Dieses Ganze spielt vor dem Hintergrund der Frauenzeitschriften. Die Medien bedienen sicherlich aus auflagentechnischen Gründen ein stark vorhandenes Bedürfnis in dieser unserer Gesellschaft. Und das ist das Bedürfnis, sich abzulenken von den eigenen Gefühlen, sich irgendwie wegzubeamen. Was man jetzt suchtpsychologisch streng genommen als ein Suchtverhalten bezeichnen würde. "
Mehr an Kritik ist Hildebrandt nicht zu entlocken. Brancheninformationen zufolge ist sie seit einiger Zeit als Beraterin bei der Zeitschriftengruppe MVG in München im Einsatz. "Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie das in zehn Jahren aussieht", sagt ein Insider, um sarkastisch hinzuzufügen, dass zumindest der Stellenabbau kein wirkliches Problem mehr sei: Es gebe weniger Redakteure, aber das sei gar nicht so schlimm, weil auch niemand mehr zum Recherchieren gebraucht werde.