Scharfer trockener Wind fegt über die Fläche, die den Orchestergraben halb überdeckt. Und über die Treppe, die - edel dekorativ - ins Nichts führt. Jedenfalls nicht hinauf zu einen gelobten Land - oder auch nur zu einer löblichen Etage. Nicht einmal zu einem Aussichtspunkt, von dem aus der Blick dorthin möglich wäre. Und, um es vorwegzunehmen, selbst Moses nutzt die Stiegen zur unbestimmten Höhe nicht, wenn er sich zum Empfang der Offenbarung, zum Nachdenken über die rechte Gesetzgebung und zu deren Fixierung in prägnanter Form zurückzieht.
Der Sturm treibt Blätter auf die Bühne und die Leute, von denen wir bildungsweise wissen, dass sie - nicht ganz freiwillig - aus Ägypten in die Wüste ausweichen, weil sie aus guten Gründen mit den Arbeits- und Lebensbedingungen am Nil nicht mehr zufrieden sind.
Christof Nel lenkt die Flucht der "Kinder Israels" in die Wüste moderner Beton-Architektur um. Dort dürfen und müssen sie ihre Gotteserfahrungen machen. Roland Aeschlimann hat dieses öde Ambiente mit Geschick geplant und ein aufgeräumtes Bühnenbild herstellen lassen, das wohl längst einen Galerien- oder Theaterwert an sich darstellt, aber mit dem wirklichen Leben der meisten Menschen so wenig zu tun hat wie mit der Vorgabe des auch als Librettist tätigen Komponisten. Erst recht nicht mit der Landschaft, die sich im Buch Exodus, Kapitel 19 und folgende, andeutet. Die ansteigenden Stufen in Düsseldorf erlauben den Choristen, sich in wechselnden Formationen und schallgünstig, mit guter Aussicht auf den Dirigenten zu postieren.
Der oratorische Grundzug in Arnold Schönbergs großem Bekenntniswerk tritt mit dem bravourösen Engagement des Düsseldorfer Opernchors überzeugend hervor - insbesondere im fugierten Zwischenspiel, das das Warten auf die Rückkehr des Führers vom Berg Horeb überbrückt. Die Leistung des Kollektivs trägt den bedeutendsten Anteil bei zum musikalischen Erfolg der von Wen-Pi Cien mit taktischem Geschick und effizient geleiteten Aufführung.
Der Düsseldorfer Moses ist in der stattlichen Gestalt von Michael Ebbecke ein Mann jenseits der besten Jahre mit einer Sprechgesangsstimme, die für einen mit Wort und Auftrag hadernden Intellektuellen nachgerade ideal erscheint.
Der Haupt-Akteur Ebbecke ist fürwahr kein "Prophet zum Anfassen", sondern unnahbar. Für längere Zeit wird er vorn an der Bühnenrampe unter einem Netz ruhiggestellt, damit ihn bei den Vorbereitungen des Gesetzgebungsverfahrens niemand stört (also nicht in die Höhe entrückt!).
Der Regisseur Christof Nel zeigt ihn allerdings, wie vom Libretto vorgesehen, konsequent im Kontrast zum redegewandten, inszenierungssicheren und medienbewussten Bruder Aaron. Wolfgang Schmidt bestreitet die überaus anspruchsvolle Tenor-Partie mit erheblichem Krafteinsatz.
Christof Nel hat seine analytische und hermeneutische Aufgabe sichtlich mit ernstgemeintem Respekt angepackt und den rituellen Selbstmord ebenso drastisch gezeigt wie das Lynchen eines jungen Manns. Die Opferung der vier nackten Jungfrauen aber hat er betulich verhüllen lassen - in Hochzeitskleider. Modernisierende Verkleinbürgerlichung auch da - und das Vermeiden des Zeigens von archaischer Gewalt: Von der sexuellen Enthemmung des vom neuen Gott erst einmal wieder abfallenden Volks ist so gut wie nichts zu sehen.
So hinterläßt die Inszenierung den Eindruck einer gewissen Unentschiedenheit. Das aber ist bei einem so radikalen Bekenntniswerk zwar gut für breite Akzeptanz, künstlerisch aber Worst Case.
Der Sturm treibt Blätter auf die Bühne und die Leute, von denen wir bildungsweise wissen, dass sie - nicht ganz freiwillig - aus Ägypten in die Wüste ausweichen, weil sie aus guten Gründen mit den Arbeits- und Lebensbedingungen am Nil nicht mehr zufrieden sind.
Christof Nel lenkt die Flucht der "Kinder Israels" in die Wüste moderner Beton-Architektur um. Dort dürfen und müssen sie ihre Gotteserfahrungen machen. Roland Aeschlimann hat dieses öde Ambiente mit Geschick geplant und ein aufgeräumtes Bühnenbild herstellen lassen, das wohl längst einen Galerien- oder Theaterwert an sich darstellt, aber mit dem wirklichen Leben der meisten Menschen so wenig zu tun hat wie mit der Vorgabe des auch als Librettist tätigen Komponisten. Erst recht nicht mit der Landschaft, die sich im Buch Exodus, Kapitel 19 und folgende, andeutet. Die ansteigenden Stufen in Düsseldorf erlauben den Choristen, sich in wechselnden Formationen und schallgünstig, mit guter Aussicht auf den Dirigenten zu postieren.
Der oratorische Grundzug in Arnold Schönbergs großem Bekenntniswerk tritt mit dem bravourösen Engagement des Düsseldorfer Opernchors überzeugend hervor - insbesondere im fugierten Zwischenspiel, das das Warten auf die Rückkehr des Führers vom Berg Horeb überbrückt. Die Leistung des Kollektivs trägt den bedeutendsten Anteil bei zum musikalischen Erfolg der von Wen-Pi Cien mit taktischem Geschick und effizient geleiteten Aufführung.
Der Düsseldorfer Moses ist in der stattlichen Gestalt von Michael Ebbecke ein Mann jenseits der besten Jahre mit einer Sprechgesangsstimme, die für einen mit Wort und Auftrag hadernden Intellektuellen nachgerade ideal erscheint.
Der Haupt-Akteur Ebbecke ist fürwahr kein "Prophet zum Anfassen", sondern unnahbar. Für längere Zeit wird er vorn an der Bühnenrampe unter einem Netz ruhiggestellt, damit ihn bei den Vorbereitungen des Gesetzgebungsverfahrens niemand stört (also nicht in die Höhe entrückt!).
Der Regisseur Christof Nel zeigt ihn allerdings, wie vom Libretto vorgesehen, konsequent im Kontrast zum redegewandten, inszenierungssicheren und medienbewussten Bruder Aaron. Wolfgang Schmidt bestreitet die überaus anspruchsvolle Tenor-Partie mit erheblichem Krafteinsatz.
Christof Nel hat seine analytische und hermeneutische Aufgabe sichtlich mit ernstgemeintem Respekt angepackt und den rituellen Selbstmord ebenso drastisch gezeigt wie das Lynchen eines jungen Manns. Die Opferung der vier nackten Jungfrauen aber hat er betulich verhüllen lassen - in Hochzeitskleider. Modernisierende Verkleinbürgerlichung auch da - und das Vermeiden des Zeigens von archaischer Gewalt: Von der sexuellen Enthemmung des vom neuen Gott erst einmal wieder abfallenden Volks ist so gut wie nichts zu sehen.
So hinterläßt die Inszenierung den Eindruck einer gewissen Unentschiedenheit. Das aber ist bei einem so radikalen Bekenntniswerk zwar gut für breite Akzeptanz, künstlerisch aber Worst Case.