10 Uhr 20: Vor der Theaterkantine des Berliner Ensembles. Attac-Helfer packen Stöße von Zeitungen in Rücksäcke und Taschen. Roswitha Stengel und Klaus Ihlau wollen ihre 400 Exemplare in der Friedrichstraße verteilen.
Passanten hasten vorbei, viele greifen bei den Freiexemplaren zu. Verwunderung bei den Lesern:
"Klingt alles sehr positiv."
"Zu positiv?"
"Nee, ich würde gerne mal positive Nachrichten in der Zeitung lesen."
"Das ist eine utopische Zeitung, oder wie darf ich das verstehen. Das kann ja nicht sein, dass sich da 80 Staaten drauf verständigen."
"Glauben Sie, dass das wahr ist?"
"Nein, natürlich nicht. Opel ist nicht in Belegschaftshand. Und die Banken sind auch noch nicht alle verstaatlicht."
"Ist das wirklich die Zeit?"
"Kann das sein?"
"Das glaub ich nicht. Die Zeit ist anders ausgerichtet."
Die Fake-Ausgabe der Hamburger Wochenzeitung "Die Zeit" ist etwas kleiner und dünner als das Original, aber im Erscheinungsbild identisch. Doch statt den üblichen Politikergesichtern, Parteiengezänk, Kriegs- und Krisenartikeln berichtet die Plagiatversion vom Abschied von Lobbys, Klimasündern und Nato. So heißt die Schlagzeile auf dem Titelblatt "Am Ende des Tunnels". Es geht um soziale Sicht auf die Finanzkrise, Ernährungssouveränität des Südens, einer Demokratisierung der Wirtschaft. Fabian Scheidler, einer der zwei Initiatoren der gefakten Zeitung:
"Es ging uns einfach darum zu zeigen, was möglich wäre. Und damit den Leuten auch Mut zu machen, sich politisch einzumischen. Weil die Stimmung ja die ist: Wir können sowieso nichts machen, die da oben machen, was sie wollen. Das Ganze fährt gegen die Wand und wir schauen zu. Die Zeitung hat eigentlich den Sinn zu zeigen, es wäre etwas anderes möglich, wenn wir uns einmischen."
Die Idee zum Plagiat hatte man schon vor der "New York Times"-Aktion. Schnell fand man Autoren, darunter namhafte Journalisten wie den ehemaligen "Spiegel"-Redakteur und Buchautor Harald Schumann oder den Wirtschaftsjournalisten Lucas Zeise. Noch einmal Fabian Scheidler.
"Wenn man die Mainstream-Medien liest, die Tagesschau guckt, dann hat man einen sehr eingeschränkten Horizont von der Realität, von dem, was möglich wäre. Man bekommt Statements von Politikern und man bekommt immer die selben Experten vorgesetzt. Wenn man dagegen unsere Zeitung liest, entdeckt man eine andere Welt von Ideen, von Möglichkeiten, aber auch von realen sozialen Möglichkeiten, die schon existieren und diese Sachen schon auf den Weg bringen."
So ist die Rede von einer Weltwährung, die von dem Ökonomen John Maynard Keynes bereits auf der Konferenz in Bretton Woods 1944 vorgeschlagen wurde, oder von einer internationalen Fernsehstation "Social TV", die von Protesten und Alternativen weltweit berichtet.
Das "Zeit"-Plagiat kann auch online abgerufen werden unter www.die-zeit.net. Am Montag wird es der Tageszeitung "Taz" beiliegen.
Passanten hasten vorbei, viele greifen bei den Freiexemplaren zu. Verwunderung bei den Lesern:
"Klingt alles sehr positiv."
"Zu positiv?"
"Nee, ich würde gerne mal positive Nachrichten in der Zeitung lesen."
"Das ist eine utopische Zeitung, oder wie darf ich das verstehen. Das kann ja nicht sein, dass sich da 80 Staaten drauf verständigen."
"Glauben Sie, dass das wahr ist?"
"Nein, natürlich nicht. Opel ist nicht in Belegschaftshand. Und die Banken sind auch noch nicht alle verstaatlicht."
"Ist das wirklich die Zeit?"
"Kann das sein?"
"Das glaub ich nicht. Die Zeit ist anders ausgerichtet."
Die Fake-Ausgabe der Hamburger Wochenzeitung "Die Zeit" ist etwas kleiner und dünner als das Original, aber im Erscheinungsbild identisch. Doch statt den üblichen Politikergesichtern, Parteiengezänk, Kriegs- und Krisenartikeln berichtet die Plagiatversion vom Abschied von Lobbys, Klimasündern und Nato. So heißt die Schlagzeile auf dem Titelblatt "Am Ende des Tunnels". Es geht um soziale Sicht auf die Finanzkrise, Ernährungssouveränität des Südens, einer Demokratisierung der Wirtschaft. Fabian Scheidler, einer der zwei Initiatoren der gefakten Zeitung:
"Es ging uns einfach darum zu zeigen, was möglich wäre. Und damit den Leuten auch Mut zu machen, sich politisch einzumischen. Weil die Stimmung ja die ist: Wir können sowieso nichts machen, die da oben machen, was sie wollen. Das Ganze fährt gegen die Wand und wir schauen zu. Die Zeitung hat eigentlich den Sinn zu zeigen, es wäre etwas anderes möglich, wenn wir uns einmischen."
Die Idee zum Plagiat hatte man schon vor der "New York Times"-Aktion. Schnell fand man Autoren, darunter namhafte Journalisten wie den ehemaligen "Spiegel"-Redakteur und Buchautor Harald Schumann oder den Wirtschaftsjournalisten Lucas Zeise. Noch einmal Fabian Scheidler.
"Wenn man die Mainstream-Medien liest, die Tagesschau guckt, dann hat man einen sehr eingeschränkten Horizont von der Realität, von dem, was möglich wäre. Man bekommt Statements von Politikern und man bekommt immer die selben Experten vorgesetzt. Wenn man dagegen unsere Zeitung liest, entdeckt man eine andere Welt von Ideen, von Möglichkeiten, aber auch von realen sozialen Möglichkeiten, die schon existieren und diese Sachen schon auf den Weg bringen."
So ist die Rede von einer Weltwährung, die von dem Ökonomen John Maynard Keynes bereits auf der Konferenz in Bretton Woods 1944 vorgeschlagen wurde, oder von einer internationalen Fernsehstation "Social TV", die von Protesten und Alternativen weltweit berichtet.
Das "Zeit"-Plagiat kann auch online abgerufen werden unter www.die-zeit.net. Am Montag wird es der Tageszeitung "Taz" beiliegen.