Dicht gedrängt sitzen etwa 60 Männer an Tischen. Vor jedem liegen kleine Tafeln mit Zahlenkombinationen. Aufmerksam lauschen sie einer jungen Frau. Die steht vorn und zieht kleine Holzsteine mit Zahlen aus einem Sack. Die Männer spielen Lotto. Kräftige Kerle überwachen das Geschehen, auch der Eingang wird streng kontrolliert. Der Türsteher hat eine Narbe quer über die rechte Gesichtshälfte. Er heiße Benjamin.
"Du kaufst eine Tafel, setzt dich hin, und dann achtest du darauf, welche Zahlen vorgelesen werden. Wenn die vorgelesenen Zahlen auf deiner Tafel stehen, gewinnst du. Das ist ein ehrliches Spiel."
Das Spiel ist aus. Grimmig drängen graue Männer ins Freie, in die Nacht am Hafen von Batumi. Keiner lächelt. Sie schieben und rempeln. Benjamin geht etwas zur Seite.
"Es gibt auch ein Auto zu gewinnen. Um 5 Uhr gab es 20 Lari zu gewinnen, um 8 Uhr 50 Lari, um 9 Uhr 200 Lari. Das hängt davon ab, wie viele Leute kommen und wie viele Tafeln wir verkaufen. Wir selbst behalten 10 bis 20 Prozent vom Umsatz."
200 Lari sind knapp 100 Euro. In Adjarien wird viel gespielt, meist aber nur um kleine Summen. Die Frau, die eben noch die Zahlen gezogen hat, beginnt mit dem Aufräumen, eine andere fegt die Holzdielen, hinten zählt jemand Geld.
Der Boss sitzt in einem tiefen, durchgesessenen schwarzen Ledersessel im Hinterzimmer, trinkt Tee mit Zitrone, raucht. Seine Augen sind eher Sehschlitze, ihm fehlen Zähne. Sehr viel Geld könne man verdienen mit dem Spiel, gibt er zu, dann lässt er seine Jungs reden. Alle haben Narben im Gesicht.
"Ja, die Spieler seien aggressiv, meinen sie, aber das sei ja auch kein Wunder, schließlich verlören sie Geld. Aber nicht viel, lenkt ein anderer ein, höchstens 50 Dollar am Tag..."
Die Männer lächeln. Dann bieten sie noch ihre Telefonnummer an. Wenn man mal Schwierigkeiten habe, dann könne man sich getrost an sie wenden, sie würden das dann regeln. Einige der Spieler sind inzwischen weiter gezogen. In der Hauptstraße von Batumi reihen sich Pokerclubs, schmierige Automatenhallen, Kasinos und Wettbüros aneinander.
Im Wettbüro "Georgian Hill" sitzt Bagadur Rischwadze auf einem Plastikstuhl und blättert in einer georgischen Sportzeitung. Im Hintergrund wird auf einem großen Bildschirm ein Spiel der Championsleague übertragen.
"Früher habe ich dauernd gewonnen. Zur Zeit ist irgendwie der Wurm drin. Ich spiele schon seit langem, schon fast 8 Jahre."
Rischwadze ist unrasiert, seine helle Jacke schmutzig. Eigentlich ist er Historiker. Seit vier Jahren hat er keine Arbeit mehr. Er komme täglich und setze einen Lari, umgerechnet 50 Cent. Das Geld hat er von seiner Frau. Etwa ein Viertel ihres Arbeitslohns verspielt er, jeden Monat.
"Hier sind alle arbeitslos. Wer Arbeit hat, kommt hier nicht her, der hat gar keine Zeit dafür. Als Arbeitsloser weißt du nicht, was du den ganzen Tag lang machen sollst. Hier triffst du Bekannte, redest, redest und redest, wettest ein bisschen, und dann gehst du wieder nach Hause. Wir kennen uns hier alle und wir geben uns gegenseitig Tipps. Bis vor kurzem gab es in Batumi nur eine Wettfirma: Geobet. Die hat dem Sohn von Abaschiedze gehört. Mir ist das egal: Ob Geobet das Geld kriegt oder jemand anders."
Der Leiter des Wettbüros kommt. Zaza Surmanitze trägt eine randlose Brille und eine verwaschene schwarze Jeansjacke mit Gummizugbündchen. Auch Zaza ist eigentlich Historiker. In Batumi werde auch auf Rugby, Hockey und Basketball gewettet. Vor allem aber auf Fußball, die Championsleague, klar, aber auch andere Ligen. Sein Tipp ist der VfL Lübeck.
"Die haben 2:1 gewonnen. Ich mag Sport seit meiner Kindheit. Ich habe sogar schon gespielt, als hier noch das Monopol war. Damals habe ich viel verloren. Dann habe ich mein eigenes Wettbüro aufgemacht."
"Du kaufst eine Tafel, setzt dich hin, und dann achtest du darauf, welche Zahlen vorgelesen werden. Wenn die vorgelesenen Zahlen auf deiner Tafel stehen, gewinnst du. Das ist ein ehrliches Spiel."
Das Spiel ist aus. Grimmig drängen graue Männer ins Freie, in die Nacht am Hafen von Batumi. Keiner lächelt. Sie schieben und rempeln. Benjamin geht etwas zur Seite.
"Es gibt auch ein Auto zu gewinnen. Um 5 Uhr gab es 20 Lari zu gewinnen, um 8 Uhr 50 Lari, um 9 Uhr 200 Lari. Das hängt davon ab, wie viele Leute kommen und wie viele Tafeln wir verkaufen. Wir selbst behalten 10 bis 20 Prozent vom Umsatz."
200 Lari sind knapp 100 Euro. In Adjarien wird viel gespielt, meist aber nur um kleine Summen. Die Frau, die eben noch die Zahlen gezogen hat, beginnt mit dem Aufräumen, eine andere fegt die Holzdielen, hinten zählt jemand Geld.
Der Boss sitzt in einem tiefen, durchgesessenen schwarzen Ledersessel im Hinterzimmer, trinkt Tee mit Zitrone, raucht. Seine Augen sind eher Sehschlitze, ihm fehlen Zähne. Sehr viel Geld könne man verdienen mit dem Spiel, gibt er zu, dann lässt er seine Jungs reden. Alle haben Narben im Gesicht.
"Ja, die Spieler seien aggressiv, meinen sie, aber das sei ja auch kein Wunder, schließlich verlören sie Geld. Aber nicht viel, lenkt ein anderer ein, höchstens 50 Dollar am Tag..."
Die Männer lächeln. Dann bieten sie noch ihre Telefonnummer an. Wenn man mal Schwierigkeiten habe, dann könne man sich getrost an sie wenden, sie würden das dann regeln. Einige der Spieler sind inzwischen weiter gezogen. In der Hauptstraße von Batumi reihen sich Pokerclubs, schmierige Automatenhallen, Kasinos und Wettbüros aneinander.
Im Wettbüro "Georgian Hill" sitzt Bagadur Rischwadze auf einem Plastikstuhl und blättert in einer georgischen Sportzeitung. Im Hintergrund wird auf einem großen Bildschirm ein Spiel der Championsleague übertragen.
"Früher habe ich dauernd gewonnen. Zur Zeit ist irgendwie der Wurm drin. Ich spiele schon seit langem, schon fast 8 Jahre."
Rischwadze ist unrasiert, seine helle Jacke schmutzig. Eigentlich ist er Historiker. Seit vier Jahren hat er keine Arbeit mehr. Er komme täglich und setze einen Lari, umgerechnet 50 Cent. Das Geld hat er von seiner Frau. Etwa ein Viertel ihres Arbeitslohns verspielt er, jeden Monat.
"Hier sind alle arbeitslos. Wer Arbeit hat, kommt hier nicht her, der hat gar keine Zeit dafür. Als Arbeitsloser weißt du nicht, was du den ganzen Tag lang machen sollst. Hier triffst du Bekannte, redest, redest und redest, wettest ein bisschen, und dann gehst du wieder nach Hause. Wir kennen uns hier alle und wir geben uns gegenseitig Tipps. Bis vor kurzem gab es in Batumi nur eine Wettfirma: Geobet. Die hat dem Sohn von Abaschiedze gehört. Mir ist das egal: Ob Geobet das Geld kriegt oder jemand anders."
Der Leiter des Wettbüros kommt. Zaza Surmanitze trägt eine randlose Brille und eine verwaschene schwarze Jeansjacke mit Gummizugbündchen. Auch Zaza ist eigentlich Historiker. In Batumi werde auch auf Rugby, Hockey und Basketball gewettet. Vor allem aber auf Fußball, die Championsleague, klar, aber auch andere Ligen. Sein Tipp ist der VfL Lübeck.
"Die haben 2:1 gewonnen. Ich mag Sport seit meiner Kindheit. Ich habe sogar schon gespielt, als hier noch das Monopol war. Damals habe ich viel verloren. Dann habe ich mein eigenes Wettbüro aufgemacht."