Unendlich weit, einsam und unberührt – so stellt man sich das Meer gerne vor. Doch für die Nordsee trifft diese Vorstellung schon lange nicht mehr zu. Was einst frei und wild war, ist seit dem vergangenen Jahr sogar Gegenstand eines Raumordnungsplanes geworden
"Man muss sich ja nur den Raumordnungsplan angucken, und sieht wie eng das ist. Wenn man auf die Nordsee guckt und denkt, das ist eine freie Wasserfläche – das ist schon relativ eng. Und wo ein Windpark steht, kann keine Schifffahrt mehr stattfinden, voraussichtlich auch keine Fischerei, kein Tourismus mehr."
Doch Benjamin Burkhard vom Ökologie-Zentrum der Universität Kiel kennt ein Zauberwort, das all diese Nutzungen aufeinander abstimmen könnte. Es lautet: IKZM
"Das ist ausgesprochen 'integriertes Küstenzonenmanagement', und es handelt sich dabei um einen Ansatz, der versucht, Ökologie, Soziales und Ökonomie unter einen Hut zu bringen."
Und genau das tun die Forscher des Verbundprojektes "Coastal Futures" seit sechs Jahren. Dabei betrachten sie die verschiedenen Nutzungen nicht nur einzeln, sondern als ganzes Geflecht. Denn ein Windpark ist für die meisten Vögel noch kein Problem. Bei mehreren wird es schon schwieriger. Wenn aber dann direkt neben einem großen Windpark eine viel befahrene Schifffahrtsstraße verläuft, sind die Vögel gleich zwei Hindernissen ausgesetzt, erklärt Andreas Kannen vom Institut für Küstenforschung in Geesthacht.
"Und wenn die die gleiche Auswirkung auf eine bestimmte Vogelart haben, dann bekommt man natürlich ein Problem, weil auf einmal eine viel größere Fläche für diese Vogelart sich negativ auswirkt."
Doch es gibt nicht nur negative Wechselwirkungen. Von Windparks im Ausland weiß man etwa, dass sich an den Anlagen schnell künstliche Riffe bilden. Miesmuscheln, Algen und Schnecken siedeln sich an den Pfeilern an und locken ihrerseits Fische in die Windkraftparks. Ein artenreiches Ökosystem kann entstehen, das zudem geschützt ist, weil zwischen den Anlagen nicht gefischt werden darf. Die Ökologie profitiert und leidet also gleichermaßen unter den Offshore-Windparks, meint Andreas Kannen.
"Wenn es um die Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes geht, dann könnten wir sagen, dass es unter Wasser sehr wohl positive Effekte hat, während sich über Wasser in der Luft bei den Vögeln sehr deutlich zeigt, dass nicht ein Windpark – aber wenn ich 20, 30 in der gesamten Nordsee habe – dass ich dann auf der ökologischen Seite ein Problem bekomme. Also es gibt einen Unterschied über Wasser - unter Wasser."
Unter Wasser tut sich aber auch noch mehr. Denn durch die Windräder wird auch die Windgeschwindigkeit gedrosselt. Und das, so konnten Forscher der Universität Hamburg zeigen, verhindert auch die Durchmischung des Wassers. Grob gesagt: Wo der Wind das Meer nicht mehr so gut durchrührt, entsteht eine starke Schichtung des Wassers. Sauerstoffarme Gebiete könnten so noch größer werden, weil sie kaum noch mit sauerstoffreichem Wasser durchmischt werden. Welche Auswirkungen dieser Aspekt auf die Organismen im Meer hat, wissen die Forscher aber noch nicht.
Überhaupt müssen die Wissenschaftler oft bei Tendenzen bleiben. Auch wenn sie die Wechselwirkungen von Schifffahrt, Tourismus, Windkraft, Industrie, die Ökologie und vielem mehr beschreiben. Wie stark eine Nutzung von einer anderen profitiert oder von ihr behindert wird, wird in den Modellen auf einer Skala von minus zwei bis plus zwei ausgedrückt. Sehr vereinfacht gesagt: Eine große Anzahl von Windkraftanlagen würde für die Schifffahrt einen Wert von minus zwei liefern, weil große Teile der Nordsee nicht mehr schiffbar wären. Solche Werte liefern natürlich nur sehr grobe Einschätzungen, wie Benjamin Burkhard zugibt.
"Ähh, ja. Wir haben in der Arbeitsgruppe auch lange darüber diskutiert. Man könnte das natürlich auch von minus 100 bis plus 100 machen. Aber wir drücken schon aus, dass das eine große Ungenauigkeit ist und dass es eher Tendenzen anzeigen soll."
Doch selbst wenn die Forscher einst genau vorhersagen könnten, welche Nutzung welche Auswirkungen hat, bleibt eine gesellschaftliche Aufgabe bestehen: Wie soll die Nordsee aussehen? Welche Nutzung ist uns wichtiger: Erholung, Energiegewinnung, Naturschutz, Transport? Nur eines scheint klar: Einsam und unberührt wird sie so schnell wohl nicht wieder sein.
"Man muss sich ja nur den Raumordnungsplan angucken, und sieht wie eng das ist. Wenn man auf die Nordsee guckt und denkt, das ist eine freie Wasserfläche – das ist schon relativ eng. Und wo ein Windpark steht, kann keine Schifffahrt mehr stattfinden, voraussichtlich auch keine Fischerei, kein Tourismus mehr."
Doch Benjamin Burkhard vom Ökologie-Zentrum der Universität Kiel kennt ein Zauberwort, das all diese Nutzungen aufeinander abstimmen könnte. Es lautet: IKZM
"Das ist ausgesprochen 'integriertes Küstenzonenmanagement', und es handelt sich dabei um einen Ansatz, der versucht, Ökologie, Soziales und Ökonomie unter einen Hut zu bringen."
Und genau das tun die Forscher des Verbundprojektes "Coastal Futures" seit sechs Jahren. Dabei betrachten sie die verschiedenen Nutzungen nicht nur einzeln, sondern als ganzes Geflecht. Denn ein Windpark ist für die meisten Vögel noch kein Problem. Bei mehreren wird es schon schwieriger. Wenn aber dann direkt neben einem großen Windpark eine viel befahrene Schifffahrtsstraße verläuft, sind die Vögel gleich zwei Hindernissen ausgesetzt, erklärt Andreas Kannen vom Institut für Küstenforschung in Geesthacht.
"Und wenn die die gleiche Auswirkung auf eine bestimmte Vogelart haben, dann bekommt man natürlich ein Problem, weil auf einmal eine viel größere Fläche für diese Vogelart sich negativ auswirkt."
Doch es gibt nicht nur negative Wechselwirkungen. Von Windparks im Ausland weiß man etwa, dass sich an den Anlagen schnell künstliche Riffe bilden. Miesmuscheln, Algen und Schnecken siedeln sich an den Pfeilern an und locken ihrerseits Fische in die Windkraftparks. Ein artenreiches Ökosystem kann entstehen, das zudem geschützt ist, weil zwischen den Anlagen nicht gefischt werden darf. Die Ökologie profitiert und leidet also gleichermaßen unter den Offshore-Windparks, meint Andreas Kannen.
"Wenn es um die Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes geht, dann könnten wir sagen, dass es unter Wasser sehr wohl positive Effekte hat, während sich über Wasser in der Luft bei den Vögeln sehr deutlich zeigt, dass nicht ein Windpark – aber wenn ich 20, 30 in der gesamten Nordsee habe – dass ich dann auf der ökologischen Seite ein Problem bekomme. Also es gibt einen Unterschied über Wasser - unter Wasser."
Unter Wasser tut sich aber auch noch mehr. Denn durch die Windräder wird auch die Windgeschwindigkeit gedrosselt. Und das, so konnten Forscher der Universität Hamburg zeigen, verhindert auch die Durchmischung des Wassers. Grob gesagt: Wo der Wind das Meer nicht mehr so gut durchrührt, entsteht eine starke Schichtung des Wassers. Sauerstoffarme Gebiete könnten so noch größer werden, weil sie kaum noch mit sauerstoffreichem Wasser durchmischt werden. Welche Auswirkungen dieser Aspekt auf die Organismen im Meer hat, wissen die Forscher aber noch nicht.
Überhaupt müssen die Wissenschaftler oft bei Tendenzen bleiben. Auch wenn sie die Wechselwirkungen von Schifffahrt, Tourismus, Windkraft, Industrie, die Ökologie und vielem mehr beschreiben. Wie stark eine Nutzung von einer anderen profitiert oder von ihr behindert wird, wird in den Modellen auf einer Skala von minus zwei bis plus zwei ausgedrückt. Sehr vereinfacht gesagt: Eine große Anzahl von Windkraftanlagen würde für die Schifffahrt einen Wert von minus zwei liefern, weil große Teile der Nordsee nicht mehr schiffbar wären. Solche Werte liefern natürlich nur sehr grobe Einschätzungen, wie Benjamin Burkhard zugibt.
"Ähh, ja. Wir haben in der Arbeitsgruppe auch lange darüber diskutiert. Man könnte das natürlich auch von minus 100 bis plus 100 machen. Aber wir drücken schon aus, dass das eine große Ungenauigkeit ist und dass es eher Tendenzen anzeigen soll."
Doch selbst wenn die Forscher einst genau vorhersagen könnten, welche Nutzung welche Auswirkungen hat, bleibt eine gesellschaftliche Aufgabe bestehen: Wie soll die Nordsee aussehen? Welche Nutzung ist uns wichtiger: Erholung, Energiegewinnung, Naturschutz, Transport? Nur eines scheint klar: Einsam und unberührt wird sie so schnell wohl nicht wieder sein.