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Diego Maradona wird 60
Runder Geburtstag an der Seitenlinie

Diego Armando Maradona, der "Goldjunge" - für die einen der beste Fußballspieler aller Zeiten, für andere ein vergangener Star. Im letzten Jahr startete er nochmal einen sportlichen Anlauf, als Trainer in der ersten argentinischen Liga. Am Freitag feiert Maradona seinen 60. Geburtstag.

Von Viktor Coco |
    Der Fußball-Star Diego Maradona genießt am 10.11.2001 im La-Bombonera-Stadion von Buenos Aires zum letzten Mal den Beifall seiner Fans (Archivfoto).
    Wie ein Gott verehrt: der Fußball-Star Diego Maradona 2001. (picture alliance / dpa / AFP)
    Diego Armando, der "Goldjunge". Schon früh gab man Maradona diesen Namen, der später zu "Dios" – "Gott" werden sollte. Vor 60 Jahren kam er in der Peripherie von Buenos Aires als fünftes von acht Geschwistern zur Welt. Er ist der Fußballgott der Argentinier, dessen Karriere 1986 mit dem Gewinn des WM-Titels gipfelte. Damals war er im Turnier an fast allen Toren seiner Mannschaft beteiligt und aus der Sicht seiner Landsleute rächte er im Alleingang gegen England den Falkland-Krieg.
    Nach zwei Jahren in Barcelona, spielte er von 1984–1991 beim SSC Neapel und führte einen bis dato durchschnittlichen Klub zu Titeln. Später folgten Kokain-Eskapaden, Randale und Skandale. Der einstige Goldjunge drohte an der ständigen Aufmerksamkeit zu zerbrechen. Trainerengagements wurden zu Marketing-Gags oder endeten schnell im Misserfolg. Für viele ist er inzwischen zum peinlichen Ex-Fußballer geworden.
    Trainerjob in der argentinischen Liga
    Vor einem Jahr kehrte er als Coach überraschend in die argentinische Liga zurück; zum damals akut abstiegsgefährdeten Klub Gimnasia de La Plata. Selbst Weggefährten, wie Julio Olarticoechea, Welt- und Vizeweltmeister an der Seite von Diego, waren skeptisch:
    "Ich hätte nicht gedacht, dass er das lange macht. Aber man muss wirklich sagen, trotz dieser verrückten Leidenschaft der Argentinier, die unheimlichen Druck erzeugt, hat er sich sehr sehr gut gehalten. Und das bei einem kleinen Verein wie Gimnasia. Das hat auch ihm richtig gut getan."
    Diego Maradona bei seiner Präsentation in La Plata/Argentinien
    Diego Maradona bei seiner Präsentation in La Plata/Argentinien (www.imago-images.de)
    Kokain ist längst Vergangenheit, aber wohl Alkoholkonsum und schwere Knieoperationen haben Maradona körperlich zugesetzt."Er nimmt Medikamente und hat manchmal Tage, an denen er einen müden Eindruck macht."
    Aber trotz teils schläfriger Pressekonferenzen ist die Begeisterung, die er auslöst, weiterhin überwältigend. Findet auch Ex-BVB-Stürmer Lucas Barrios, der zur Mannschaft von Maradona gehört. "Jeder weiß, was Maradona erreicht hat. Auch wir Spieler bewundern ihn natürlich und haben großen Respekt. Ihn als Trainer zu haben, ist ein großes Plus."
    Lucas Barrios: "Diego hat immer Druck"
    Als Corona-Risikoperson konnte er die Mannschaft zuletzt kaum persönlich betreuen. Aus der Schusslinie nimmt ihn aber auch das nicht. "Diego hat immer Druck. Natürlich! Er ist Maradona! Und wir empfinden doppelte Verantwortung - gegenüber dem Klub Gimnasia und gegenüber ihm."
    Ein Rechtsstreit mit einer Ex-Frau um seine Trikotsammlung, Konflikte zwischen fünf Kindern, während sechs weitere auf die Anerkennung der Vaterschaft warten - trotz privatem Durcheinander denkt Maradona seit jeher auch sehr solidarisch und initiierte zuletzt Spendenkampagnen für Corona-bedingte Armut.
    Seinen 60. sollte Maradona dort verbringen, wo er am besten aufgehoben ist: auf dem Fußballplatz. Denn pünktlich zum Geburtstag startet nach sieben Monaten Pause wieder die argentinische Liga. Aber nach Kontakt zu einem Corona-Infizierten ist Maradona in häuslicher Isolation.