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Dienstwagen im Klimatest

Umweltverbände fordern von den Autoherstellern, effizientere Modelle zu entwickeln. Das dauert aber. Wer jetzt schon möglichst klimafreundlich fahren will, muss sich mit relativ kleinen Wagen zufrieden geben. Das fordern die Grünen jetzt auch von den Abgeordneten des Bundestages.

Von Susan Weitershagen |
    Berlin-Mitte, Regierungsviertel. Unterwegs mit der Vizepräsidentin des Bundestages Katrin Göring-Eckardt; in ihrem Dienstwagen, einem japanischen Hybrid-Auto. Ihr Fahrer hat sie vom Hauptbahnhof abgeholt, jetzt geht es zum Parlament. Den Wagen hat sich die Grünenpolitikerin vor gut einem Jahr selbst aussuchen dürfen. Denn die sieben Mitglieder des Bundestagspräsidiums haben jeweils ihren persönlichen Dienstwagen. Dass Katrin Göring-Eckardt sich für ein ausländisches Auto entschieden hat, brachte ihr damals nicht nur Lob ein.

    "Die Bildzeitung hat mir ja eine ganze Seite gewidmet, das ging so ein bisschen nach dem Motto: Das ist jetzt unsere Vaterlandsverräterin, weil es eben kein deutsches Auto ist. Ich hatte vorher mit allen deutschen Autoherstellern Kontakt aufgenommen, und gefragt: "Was habt ihr?" und dann war aber klar, aus Umweltgesichtspunkten muss man sich dann halt erstmal noch für ein japanisches entscheiden."

    Viel Beinfreiheit hat die Vizepräsidentin auf der Rückbank nicht. Dafür aber hat das Auto einen Antrieb, der Benzin- und Elektromotor kombiniert. So sinkt mit dem Spritverbrauch auch der CO2-Ausstoß. Es gehe ihr auch darum, Vorbild zu sein, sagt die Grünen-Abgeordnete. Ihre Präsidiumskollegen dagegen nutzen Dienstwagen der Oberklasse: Mercedes, Audi und BMW, alle mit einem durchschnittlichen CO2-Ausstoß von rund 250 Gramm pro Kilometer. Unumgänglich sind so hohe Werte nur beim Dienstauto von Bundestagspräsident Norbert Lammert. Denn der fährt einen gepanzerten Wagen. Auch die rund 600 normalen Abgeordneten des Bundestages haben einen kostenlosen Fahrdienst. Die meistgenutzten Modelle hier: Mercedes E-Klasse und 5er BMW. Wagen der gehobenen Mittelklasse also, mit einem CO2-Ausstoß von gut 170 Gramm pro Kilometer. Dafür hätten viele Wähler kein Verständnis, sagt Winfried Hermann, Verkehrspolitischer Sprecher der Grünen:

    "Bei jeder Veranstaltung, die ich mache und wo es um den Verbrauch von Autos geht, kommt regelmäßig, egal wo ich bin, jemand aus dem Publikum und sagt: "Aber es ist doch eine Sauerei, dass die Politiker von den Leuten verlangen, dass sie spritsparende Autos kaufen, und wenn ich Tagesschau gucke sehe ich immer nur die Leute aus schwarzen großen Limousinen aussteigen.""

    Was man von den Leuten verlange, müsse man als Politiker auch vorleben, findet Hermann. Für Autos, die künftig angeschafft werden, wünschen sich die Grünen einen CO2-Grenzwert von 140 Gramm pro Kilometer. Winfried Hermann:

    "Wir wollen auch, dass zukünftig nicht nur die E-Klasse und 5er BMWs und die A6-Autos angeschafft werden, also die Limousinen, sondern wir wollen, dass auch Kompaktfahrzeuge und kleinere angeschafft werden können, und dass zum Beispiel auch Elektrofahrzeuge angeschafft werden können, so dass insgesamt der Fuhrpark des Bundestages ökologisch vorbildlich ist."

    Auf klimafreundlichere Wagen umsteigen soll die Verwaltung des Bundestages, aber auch die private Firma, die die Abgeordneten durch Berlin kutschiert. Diesen externen Fahrdienst für alle Parlamentarier nutzt bei den Grünen auch die Fraktionsspitze. Die Vorsitzenden der anderen Fraktionen haben dagegen ihren persönlichen Dienstwagen. Besonders beliebt sind große Audi-Limousinen, mit einem CO2-Ausstoß von über 200 Gramm pro Kilometer. Auch die Vorsitzenden der Linken, Lafontaine und Gysi, leisten sich jeder eine dieser Nobelkarossen. Ähnlich wie beim Parlament sieht es auch in den Ministerien aus. Zwar hat Umweltminister Sigmar Gabriel alle Bundesministerien aufgefordert, ihren Fuhrpark bis zum Jahre 2012 klimafreundlich umzurüsten. Dazu verpflichtet hat sich bisher aber nur das Umweltministerium selbst. Ein erster Schritt: Im vergangenen Jahr habe man den CO2-Ausstoß der Dienstwagen des Ministeriums um rund 20 Prozent verringert, heißt es aus dem Ministerium. Gabriel selbst ist im vergangenen Sommer vom Audi A 8 TDI auf ein sparsameres Modell umgestiegen.