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"Diese Republikaner müssen mit Einwanderung anders umgehen"

Andrew Denison, US- Politikwissenschaftler, sieht den Umgang mit den hispanischen Wählern als wahlentscheidend an. Die Republikaner müssten mit Einwanderern anders umgehen, sonst könnten in Zukunft auch Staaten wie Texas verloren gehen.

Das Gespräch führte Bettina Klein |
    Bettina Klein: Um 6:54 Uhr begrüße ich in unserem Hauptstadtstudio in Berlin den US-Politikwissenschaftler Andrew Denison. Schönen guten Morgen, Herr Denison!

    Andrew Denison: Schönen guten Morgen!

    Klein: Auch Sie haben bereits eine lange Nacht hinter sich, in der über den Ausgang der Wahlen, die Ergebnisse berichtet und debattiert wurde. Nun haben wir die Situation: Wir haben eigentlich einen neuen Präsidenten, das wird jedenfalls von fast allen US-Medien und von den deutschen inzwischen auch gemeldet, aber noch kein offizielles Ergebnis. Trauen Sie sich schon, offiziell zu reagieren?

    Denison: Ja, doch! Ich sage: Phänomenal! Die Intensität dieses Wahlkampfs, auch die Qualität, und letztendlich, dass Obama gewonnen hat. Ich denke, das ist gut für Amerika. Es ist gut für Europa und die Welt. Er hat gewonnen, wie wir auch gerade gehört haben, wegen der Wahlbeteiligung. Seine Armee von Wahlhelfern hat dazu geführt, dass ein Bundesstaat wie Colorado zwei, drei Punkte mehr Stimmen für Obama geschafft hat, als alle Meinungsumfragen von den Wählern erwartet haben. Also ein beeindruckendes Ergebnis, auch wenn Romney noch nicht es offiziell gemacht hat.

    Klein: Das heißt, Sie gehen davon aus, es bleibt bei diesem jetzt prognostizierten Ergebnis?

    Denison: Davon gehe ich aus.

    Klein: Herr Denison, was werden Ihrer Meinung nach die ersten und die wichtigsten Entscheidungen sein, die der neue Präsident im neuen Jahr treffen muss?

    Denison: Nach jeder Wahl gilt es, die Wunden zu heilen, und gerade in dieser Wahl haben viele behauptet, in Amerika und vielleicht sogar mehr in Europa, das Land ist geteilt und gespalten wie noch nie. Ich sehe das nicht ganz so ernst. Ich meine, Amerikaner streiten immer, aber selten erledigen sie sich mit Feuerwaffen. Also in dem Sinne sollten wir nicht überreagieren. Trotzdem: diese 50:50-Nation muss jetzt wieder die Einheit in der Vielfalt finden, und Obama muss das machen, denn er weiß, Amerika ist so gebaut, dass eine Minderheit oft eine Vetomacht hat. Man muss über 50 Prozent, auch über 51 oder 52 Prozent der Wähler bekommen, um Projekte durchzuführen. Darum geht es.

    Klein: Wir sehen gerade die Fernsehbilder: Mitt Romney tritt auf in Bosten vor seinen Anhängern. Ich kann gerade im Augenblick den Ton nicht hören, entnehme aber den Meldungen, dass er seine Niederlage wohl anerkannt hat und Barack Obama zu seinem Sieg gratuliert hat. Andrew Denison, damit ist das jetzt praktisch offiziell, wenn wir dem Glauben schenken können. Das heißt, es ist eine Niederlage für Mitt Romney, für die Republikaner. Was folgt für diese Partei jetzt daraus?

    Denison: Also erst mal: es ist für mich immer wieder erstaunlich, wenn ich jetzt hier die Bilder sehe von einem Romney, der auftritt und sagt, trotz allem, was er investiert hat, trotz dieser unheimlich vielen Mitarbeiter, dass er jetzt den Hut wirft und sagt, er hat es nicht geschafft. Das muss man erst mal, denke ich, anerkennen. Die Republikaner müssen jetzt auch davon Lehren ziehen, und eine ganz wichtige Lehre ist, dass sie mit Einwanderung anders umgehen müssen. Die hispanischen Wähler sind entscheidend, Obama hat die gewonnen. Wissen Sie, bald wird Texas, eine Hochburg der Republikaner, so viele hispanisch-amerikanische Bürger haben, dass es auch demokratisch werden kann. Also diese Republikaner müssen mit Einwanderung anders umgehen. Und Barack Obama: Eine der ersten Sachen, die er machen möchte, ist eine Einwanderungsreform. George Bush hat das versucht, seine eigenen Republikaner haben das dann torpediert. Aber ich denke, es ist einen Neuanfang wert und Obama wird sich sicher darauf auch konzentrieren.

    Klein: Vielen Dank für diese Einschätzung an Andrew Denison, Politikwissenschaftler, zugeschaltet im Augenblick aus Berlin.


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