Zwei Dinge sind aus Sicht des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) nun wichtig, was den Umgang mit den Verbrauchern betrifft, die Halter eines Fahrzeuges sind, das nun im Zuge des Abgasskandals zurückgerufen werden soll. So müssen die Autohersteller aus Sicht von Michael Müller-Görnert vom VCD nun möglich transparent handeln, was die Rückrufaktion betrifft und die Fahrzeughalter auch entsprechend gut informieren.
"Und vor allem ist es wichtig, dass auch das Kraftfahrtbundesamt diese Nachtests, die sie dann an dem Fahrzeug machen, wenn diese entsprechende Service-Aktion mit der Nachbesserung auch genehmigt ist, veröffentlicht. Damit auch klar ist, dass ein Fahrzeughalter nach dieser Serviceaktion auch keine Nachteile durch zum Beispiel erhöhten Kraftstoffverbrauch hat. Das ist ganz wichtig. Also hier brauchen wir eine ganz klare Transparenz sowohl aufseiten der Hersteller als auch aufseiten des Kraftfahrtbundesamtes."
630.000 Autos sollen europaweit zurückgerufen werden. Es handelt sich dabei um solche, die laut dem Berichte der Untersuchungskommission des Bundesverkehrsministeriums die Grenzwerte für Stickoxide um ein Vielfaches überschreiten, weil sie die Abgasreinigung in einem sogenannten Thermofenster, also bei bestimmten Temperaturen ausschalten oder zumindest reduzieren.
Rückrufaktion wegen der sogenannten Thermofenster
Das ist an sich nicht illegal. Eine EU-Verordnung erlaubt das zum Schutz des Motors. Allerdings hat sich herausgestellt, dass bei den betroffenen Fahrzeugen die Thermofenster nicht so groß sein müssten, sie also viel weniger Schadstoffe in die Luft blasen könnten. Hier soll nun nachgebessert werden. Rückrufaktionen machen im Moment Porsche, Mercedes, VW, Audi und Opel. Und zwar nur für die betroffenen Modelle, die eine Typenzulassung in Deutschland haben.
Denn hier konnte das Verkehrsministerium und das Kraftfahrtbundesamt Druck machen – denn auch, wenn die Aktion als freiwillig gilt: Die Autohersteller haben sich gegenüber dem Ministerium verpflichtet, bei den Autos nachzubessern. Und das KBA will hinterher prüfen, ob danach auch die entsprechenden Grenzwerte eingehalten werden.
Kein prinzipieller Rückruf bei Autos ohne deutsche Typenzulassung
Anders sieht das bei Modellen aus, die keine deutsche Typenzulassung haben und trotzdem in dem im Internet auf der Seite des Verkehrsministeriums einsehbaren Bericht in der Gruppe der betroffenen Autos auftauchen, zum Beispiel Modelle von Alfa, Dacia, Fiat, Chevrolet, Ford oder Hyundai. Denn bis auf Renault überlegt noch keiner der Hersteller, auch eine Rückrufaktion zu machen.
Hier hängt es davon ab, wie die Prüfungsberichte in anderen europäischen Ländern, wo ebenfalls welche durchgeführt werden, ausfallen und welche Konsequenzen die dortigen Behörden daraus ziehen. Beim VCD ist man vorsichtig optimistisch, was einen möglichen Rückruf weiterer Autos betrifft:
"Das wird sicherlich kommen. Wie weit jetzt aber die Hersteller wirklich dazu aufgefordert sind, alle betroffenen Halter dann darüber auch zu informieren und einen geordnetem Rückruf oder einer Serviceaktion oder wie immer man das auch nennt – Service-Aktion ist ja ein schönes Wort – das muss man abwarten. Auf jeden Fall kann es natürlich nicht sein, dass Autos auf der Straße unterwegs sind, die ein Vielfaches an gefährlichen Stickoxiden ausstoßen."
Kraftfahrzeugbundesamt plant auch Tests auf der Straße
Es gehe schließlich auch um Gesundheitsschutz so VCD-Experte Müller-Görnert. Zusätzlich sind nationale und europäische Maßnahmen geplant, die eine solche Trickserei in Zukunft verhindern sollen. So werden die Abgasuntersuchungen verändert. Es soll nun auch Tests auf der Straße geben und eine stichprobenartige Kontrolle durch das KBA. Außerdem sollen Autohersteller, die eine Typenzulassung in Deutschland wollen, angeben, ob sie eine sogenannte Motorschutzeinrichtung eingebaut haben, wenn ja, erklären, warum und die Software offenlegen:
"Also, wenn die Ankündigung wirklich umgesetzt wird, dann können wir das nur begrüßen. Denn wir fordern das schon seit Jahren, dass man hier unabhängige Kontrollen hat - auch Nachkontrollen und stichprobenhaft auch Fahrzeuge aus dem Bestand nimmt. Weil man öfter Probleme hat, dass man Fahrtzeuge vom Hersteller auch schön konditionieren kann auf geschönte Werte. Und das hat man halt nicht, wenn man Fahrzeuge direkt von der Straße nimmt."
Meint der VCD. Für die Autohersteller geht es in Zukunft auch um die Frage von Image und Vertrauen beim Verbraucher, auch um die Unterstützung vonseiten der Politik. Denn bislang hielt die Politik oft die schützende Hand über die wichtige Autoindustrie, an der auch viele Arbeitsplätze hängen.
Nun scheint das Verhältnis abzukühlen, auch, weil wohl ein Weiter-so von der Politik vonseiten des Verbrauchers nicht mehr akzeptiert werden würde. Interessant wird wohl deshalb auch der geplante Autogipfel morgen im Kanzleramt. Dabei soll es eigentlich um die Elektromobilität gehen und eine mögliche Kaufprämie. Aber wohl auch die Ergebnisse der VW-Untersuchungskommission werden nicht unbesprochen bleiben.