Es geht um eine Verschwörung zum Betrug am amerikanischen Verbraucher und an der US-Wirtschaft: Die erweiterte Anklage des zuständigen Gerichts in Detroit im Bundesstaaten Michigan hat es in sich - und Ex-VW-Konzernchef Martin Winterkorn kann nur von Glück sagen, dass er sich nicht in den USA aufhält. Es ist auch nicht davon auszugehen, dass die deutschen Behörden ihn an die Vereinigten Staaten ausliefern. Was ihn dort zu erwarten hätte, liest sich bedrohlich: Winterkorn müsste mit einer Haftstrafe von 25 Jahren rechnen und mit einer Geldstrafe in Höhe von 225.000 Dollar.
Der Abgasskandal dieselt in den Vereinigten Staaten noch kräftig nach. Geht es doch nicht nur um den Betrug am amerikanischen Verbraucher, der den VW-Konzern mittlerweile 22 Milliarden Dollar an Strafzahlungen kostete, seit die ganze Trickserei aufflog. Besonders empfindlich reagiert die US-amerikanische Justiz auch auf die organisierte Aushebelung amerikanischer Umweltgesetze. "Wer versucht, die Vereinigten Staaten zu betrügen, wird einen hohen Preis bezahlen", kommentierte denn auch US-Justizminister Jeff Sessions die Anklageerhebung gegen Martin Winterkorn. Und der zuständige Staatsanwalt vom östlichen Bezirk Michigans, Matthew J. Schneider, assistierte: Es sei erschreckend, dass derart kriminelle Straftaten auf der höchsten Ebene der Konzernführung abgesegnet wurden.
2015 war der Konzernchef zurückgetreten
Martin Winterkorn war im September 2015 von seinem Amt zurückgetreten, nachdem die US-Behörden die Abgasmanipulation mit Schummelsoftware in Zigtausenden von Dieselmodellen aufgedeckt hatten. Was in der amerikanischen Öffentlichkeit gar nicht gut ankam, war Winterkorns konsequente Weigerung, auch nur ansatzweise die Verantwortung für das organisierte Fehlverhalten des Konzerns zu übernehmen.
So trafen die harten Strafgesetze der Vereinigten Staaten untergeordnete Mitarbeiter mit voller Wucht. Zwei von ihnen wurden bereits zu mehrjährigen Haftstrafen und hohen Geldbußen verurteilt – während die VW-Bosse weiterhin ihre Boni einstreichen durften, wie die Staatsanwälte damals wörtlich vermerkten. Im Dezember letzten Jahres traf es Oliver Schmidt mit ungewöhnlicher Härte – der VW-Manager, der als Mittelsmann zwischen dem VW-Vorstand und den US-Behörden fungierte, wurde zu sieben Jahren Haft und 400.000 Dollar Geldstrafe verurteilt. Dabei war ihm seine Liebe zu den Vereinigten Staaten zum Verhängnis geworden: Schmidt reiste zuletzt in die USA ein, um dort Urlaub zu machen. Er wurde bereits bei der Ankunft auf dem Flughafen verhaftet und in Handschellen abgeführt. Ein Schicksal, das auch Martin Winterkorn blühen würde, wenn er denselben Fehler beginge wie sein ehemaliger Mitarbeiter Schmidt.