Bei Audi sind sie derzeit in Sachen Diesel-Gate extrem vorsichtig. Auf keinen Fall soll der Image-Verlust von Volkswagen mit voller Wucht auf die VW-Tochter Audi überspringen. Audi-Sprecher Jürgen de Graeve will sich trotz mehrmaliger Nachfrage nicht im Interview zur Meldung äußern, dass das Investitions-Volumen seines Unternehmens in Folge des Abgas-Skandals um rund 8 Prozent sinken werde - auf etwa 4,4 Milliarden Euro. Der Audi- Aufsichtsrat müsse den Investitionsplan erst noch formell beschließen, sagt de Graeve. Eine Meldung des Bayerischen Rundfunks, wonach sich die Kürzungen auf dem Niveau des gesamten Volkswagen-Konzerns bewegen, sei "nur als Tendenz zu verstehen". Und dass Audi derzeit in vielen Bereichen linear nach Einsparpotenzial suche, auch im Bereich Sponsoring - das seien Spekulationen, die de Graeve nicht kommentieren will. Dementieren will er sie allerdings auch nicht.
Informationen und Gerüchte
Die Nervosität in Ingolstadt ist spürbar. Der Volkswagen-Konzern kommt einfach nicht zur Ruhe. Immer neue Skandal-Meldungen verhindern einen Heilungsprozess, den das Unternehmen jetzt dringend bräuchte. "Tagtäglich machen neue Informationen und Gerüchte hinsichtlich des Diesel-Skandals die Runde", schreibt ein Börsen-Analyst in seinem Kommentar verärgert.
Die neueste Hiobs-Botschaft betrifft die 3-Liter-Diesel-Motoren, also kräftigere Maschinen als bisher. 3-Liter-Motoren verbaut Audi zum Beispiel in den großen SUV-Modellen und in der A8-Limousine, dem Flaggschiff der Ingolstädter. Die amerikanische Umweltbehörde EPA behauptet, VW habe eingeräumt, dass die Tricksereien in den USA 75.000 weitere Fahrzeuge beträfen. Die Manipulationen erstreckten sich auf sämtliche 3-Liter-Diesel-Motoren der Modelljahre 2009 bis 2016. Also brandneue Modelle, die Audi in den USA inzwischen angeblich nicht mehr verkauft und vorerst aus dem Handel genommen hat.
Beim Diesel-Skandal geht es um eine spezielle Motor-Software, die Abgase automatisch reduziert. Das ist strafbar und könnte für Volkswagen Milliardenkosten verursachen.
Schmerzhafter Imageverlust
Sollten auch die neuesten Vorwürfe stimmen und noch mehr Modelle betroffen sein, gefährdet der Skandal den bisher unbeschädigten Audi-Vorstands-Vorsitzenden Rupert Stadler. Der hatte nach dem Rücktritt von Ex-Volkswagen-Chef Winterkorn als aussichtsreicher Nachfolger gegolten, da er den Rückhalt der Eigentümer-Familien Porsche und Piëch genießt. Der Konzern entschied sich aber schließlich gegen Stadler und für Matthias Müller, den früheren Chef der Volkswagen-Tochter Porsche. Die ist von den neuen Enthüllungen ebenfalls betroffen. Denn der 3-Liter-Diesel-Motor findet sich auch im Porsche Cayenne, einem Luxus-SUV.
Bei Volkswagen rächt sich nun die Querbaukasten-Strategie, nach der wichtige Komponenten wie etwa Motoren in allen Marken des Konzerns verbaut werden. Das spart einerseits viel Geld. Andererseits wird es im Falle eines Skandals wie diesem richtig teuer, weil Millionen Autos aller VW-Töchter betroffen sind. Volkswagen muss diese Autos unter hohen Kosten zurückrufen und erleidet einen schmerzhaften Imageverlust.