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"Dieser irrsinnige Hang zum Perfektionismus"

Unternehmen.- Krankheitsbedingt hat Steve Jobs in dieser Woche seinen Rücktritt vom Posten des Apple-Chefs bekanntgegeben. Wissenschaftsjournalist Marcus Schuler erläutert im Interview mit Manfred Kloiber, was der 56-Jährige aus dem Unternehmen gemacht hat.

    Manfred Kloiber: "Der Abgang des iGods" – so oder ähnlich übertrieben pathetisch haben viele Medien diese Woche den Rücktritt von Apple-Chef Steve Jobs überschrieben. Weit über die IT-Welt hinaus hat seine Nachricht an die Apple-Mitarbeiter, aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr an der Spitze des Unternehmens stehen zu können, für Schlagzeilen gesorgt. Marcus Schuler, weshalb hat eigentlich diese Nachricht solch einen großen Medien-Wirbel ausgelöst?

    Marcus Schuler: Das hat sicherlich viele Gründe. Steve Jobs steht für die bewegte Geschichte von Apple. Immer wenn er wieder zu der Firma zurückgekehrt ist, die er ja 1976 mit Steve Wozniak und Ronald Wayne zusammen gegründet hat, ist es mit dem kalifornischen Konzern in Cupertino nach oben gegangen. Er hat sich - wie es ein Unternehmenslenker selten tut - auch bis in die kleinsten Details um die Produkte gekümmert. Unter seiner Ägide wurde Apple in den vergangenen Wochen zeitweise zum wertvollsten Technologie-Konzern. Dieser irrsinnige Hang zum Perfektionismus, das ist es, was einerseits den Donnerhall des 56-Jährigen ausmacht und andererseits, dass das Unternehmen eben Produkte herstellt, die im Ruf stehen, besonders leicht und intuitiv bedienbar zu sein.

    Kloiber: Sie haben ja Jobs im vergangenen Jahr aus nächster Nähe erlebt, welchen Eindruck hatten Sie?

    Schuler: Ja, das war am Rande der Entwicklerkonferenz WWDC von Apple, die jedes Jahr in San Francisco stattfindet. Da ist er mit seinen Vorständen in den Presseraum gekommen, wo wir Journalisten das neue iPhone ausprobieren konnten. Schon da sah er sehr schlecht aus, stark abgemagert, er trug seinen typisch schwarzen Rollkragen-Pullover. 2004 soll er ja das erste Mal erkrankt sein, dem Vernehmen nach soll er Bauchspeicheldrüsenkrebs gehabt haben, 2009 musste er dann nochmals eine Auszeit nehmen, da bekam er eine neue Leber. Offiziell ist aber nicht bekannt, was ihm jetzt fehlt. In seinem Schreiben an die Mitarbeiter hieß es diese Woche nur: "Ich habe immer gesagt, dass wenn jemals der Tag kommen sollte, an dem ich nicht länger meine Aufgaben und Erwartungen als Apple-Chef erfüllen kann, ich der erste wäre, der das mitteilt. Leider ist dieser Tag gekommen."

    Links zum Thema:

    Aktuell vom 25. August zum Rücktritt von Steve Jobs