Dass es mit der Gleichberechtigung von Männern und Frauen nicht weit her ist, das ist wissenschaftlich ja hinreichend belegt. Trotzdem gibt es da immer noch Wissenslücken. Eine davon haben jetzt zwei israelische Wirtschaftswissenschaftlerinnen geschlossen. Tamar Kricheli-Katz von der Universität in Tel Aviv:
"Es ist ja viel geforscht worden über Männer und Frauen auf dem Arbeitsmarkt. Wir wissen, dass Frauen zum Beispiel in den USA für dieselbe Arbeit 20 Prozent weniger Gehalt bekommen als Männer. Wir wissen, dass sie seltener befördert werden. Aber wir wissen nicht, ob diese Unterschiede auf den Arbeitsmarkt beschränkt sind oder ob es sie auch auf den Warenmärkten gibt, wenn Männer und Frauen identische Produkte verkaufen."
"Frauen bekommen für ihre Ware im Schnitt 20 Prozent weniger als Männer"
Um diese Frage zu beantworten, hat Tamara Kricheli-Katz gemeinsam mit ihrer Kollegin Tali Regev vom Zentrum für Interdisziplinäre Studien in Herzliya einen der größten Warenmärkte der Welt unter die Lupe genommen. Ebay hat den beiden Wissenschaftlerinnen seine Datenbanken geöffnet. Und so konnten Regev und Kricheli-Katz Millionen von Verkäufen auswerten. Das Ergebnis war eindeutig, sagt Tali Regev:
"Wir haben herausgefunden: Wenn Männer und Frauen das absolut identische Produkt versteigern und alle Rahmenbedingungen der Auktion identisch sind, wenn also beide identisch gute Bewertungen durch Käufer haben, wenn die Auktion am selben Tag zur selben Uhrzeit beginnt, und wenn das Angebot identisch gestaltet ist – dann bekommen Frauen für ihre Ware im Schnitt 20 Prozent weniger als Männer."
Frauenquote für Warenmärkte?
Von diesem Durchschnitt gibt es allerdings auch Abweichungen. Es gibt Waren, für die bekommen Frauen etwas mehr Geld als Männer. Nämlich typisch weibliche Produkte, wie die Wissenschaftlerinnen berichten. Zum Beispiel Babykleidung oder Tiernahrung. Bei anderen Waren, die die beiden als typisch männlich bezeichnen, etwa Golfschläger, liegt der Preis, den Frauen erzielen, deutlich mehr als 20 Prozent unter dem, den Männer für ihre Waren bekommen.
Und auch der Frage, warum es diese Unterschiede gibt, sind die beiden nachgegangen. Die Antwort hat viel mit dem Unterbewusstsein der Käufer zu tun:
"Wenn ich zum Beispiel ein Iphone kaufen will, aber nicht sicher bin, wie viel ich dafür zahlen will. Und wenn ich dann sehe, dass ein Mann, dem ich einen hohen sozialen Status beimesse, so ein Iphone verkauft, dann wächst dadurch mein Wunsch, so ein Iphone zu haben, genauso wie meine Bereitschaft, dafür mehr zu zahlen."
Der Markt soll das Problem von selbst regeln
Alles Psychologie also, was auf den Märkten geschieht. Und wie jetzt damit umgehen. Braucht es ein Pendant zur Frauenquote auf den Warenmärkten? Tali Regev und Tamar Kricheli-Katz halten nichts von dirigistischen Eingriffen. Sie setzen darauf, dass der Markt das Problem von selbst regelt.
Wenn nämlich alle Käufer wissen, dass sie bei Frauen Waren billiger kaufen können als bei Männern, dann steigt die Nachfrage nach Dingen, die von Frauen angeboten werden. Und mit der Nachfrage steigen dann auch die Preise. Schade nur, dass dieser Mechanismus auf dem Arbeitsmarkt bisher nicht funktioniert hat.