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Digital rund um den Globus

Eines der Topthemen auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin war die Digitalisierung des Rundfunks. Doch nicht alle Stimmen aus dem Lager der Industrie und Programmanbieter äußerten sich wohlwollend über den Standard des Digital Audio Broadcasting (DAB), dem designierten Nachfolger der Ultrakurzwelle. Anders dagegen beim digitalen Ersatz von Lang-, Mittel- und Kurzwellenübertragung: Hier verweist die Initiative Digital Radio Mondiale (DRM) auf die bestechenden Vorteile der neuen Technologie.

Mirco Smiljanic |
    Vorbei die Zeiten, da Hörern die Qualität von Mittel- und Langwellensendungen nur hinnehmbar schienen, wenn im Ausland deutschsprachige Informationen anders kaum zu erhalten waren. DRM, das Digital Radio Mondiale, transportiert auf den bestehenden Frequenzen jetzt auch digitale Signale und verbessert die Qualität entscheidend. "Damit erreichen wir gegenüber dem bisherigen Übertragungsmaß von rund 4,5 Kilohertz, das knapp über der Qualität der Telefonie liegt, einen wahren akustischen Quantensprung ", konstatiert Jürgen Kablitz von der Abteilung Zentrale Produktion des Deutschlandfunks. Die Bandbreite des DRM von 12,5 Kilohertz erreiche, wenn auch nicht in Stereo, nahezu an den Hörgenuss von UKW-Übertragungen heran.

    "Die Digitalisierung in diesem Frequenzbereich basiert auf dem gleichen Prinzip wie DAB. Zusätzliche Audio-Kompressionsverfahren, wie etwa Audio-MPEG-Layer-4, vergrößern dabei allerdings nochmals die Menge an akustischen Informationen und bedingen das gute Ergebnis von DRM", erklärt Reinhardt Deuscher, in der technischen Direktion des Deutschlandfunks für die Grundsatzplanung zuständig. Überdies ermöglicht die Technologie auch die Übertragung weiterer Daten, wie beispielsweise der Senderkennung oder eines aktuell abgespielten Musiktitels. "Damit schließt die Digitalisierung von Lang- und Kurzwelle die letzte Lücke bei der Evolution des Rundfunks." Allerdings geht der akustische Quantensprung im Langstreckenfunk mit dem Preis neuer Geräte einher, die zum Empfang von DRM notwendig sind. Doch diese sind bereits in greifbarer Nähe: "Weil der DRM-Standard jetzt weltweit verabschiedet wurde, kann die Produktion der entsprechenden Chips und Endgeräte zum Ende des Jahres anlaufen", so Deuscher.

    "Der Deutschlandfunk wird in Zusammenarbeit mit unseren Systempartnern, der Deutschen Telekom sowie dem Fraunhofer-Institut, demnächst die digitale Mittelwelle in Betrieb nehmen. Dabei verfügen wir mit zwei Langwellen-, eine Kurzwellen- sowie fünf Mittelwellenfrequenzeneine ausgezeichnete Ausgangsposition für den Umstieg auf den DRM-Betrieb", berichtet Jürgen Kablitz. Die Ausleuchtzonen dieser Sender gewährleisteten zukünftig den Empfang des Deutschlandfunks in der 12,5 Kilohertz-Qualität zwischen Flensburg bis Passau und von Rügen bis Freiburg. Der enorme Qualitätsunterschied zwischen DRM und etwa der konventionellen Mittelwelle selbst unter schwierigsten Ausbreitungsbedingungen bildet gleichzeitig aber auch die optimale Voraussetzung für den Auslandsrundfunk, dem das Verfahren zu neuer Attraktivität verhelfen wird. "Insbesondere die Deutsche Welle wird von RDM sehr stark profitieren. Doch darüber hinaus ist Digital Radio Mondiale ein weltweites Konsortium mit 69 Mitgliedern aus 27 Ländern und stellt gerade für Entwicklungsländer eine Basis dar, um den Anschluss an die digitale Zukunft im Hörfunk und damit auch an die Multimediazukunft zu realisieren, denn für viele Länder der Dritten Welt sind die Alternativen DAB und DVB einfach zu teuer", resümiert der Vorsitzende der DRM-Initiative und technischer Direktor der Deutschen Welle, Peter Senger.

    Während die DAB-Technik mit Endgeräten um 2000 Mark noch sehr kostspielig ist, müssen DRM Empfänger deutlich preiswerter hergestellt werden, soll der Durchbruch von DRM gerade in ärmeren Regionen der Welt gelingen. Entsprechende Produkte sollen etwa 2004 auf den Markt gelangen. Die Palette reiche laut Senger dann von preiswerten Einstiegsmodellen mit eingeschränkten DRM-Leistungsmerkmalen, jedoch mit weiter bestehender Tauglichkeit für analogen Empfang, bis hin zu teueren Highend-Apparaten mit Displays zur Text- und Bilddarstellung sowie eigenem Speicher für die Aufzeichnung von Programmen. Weitere Informationen im Internet unter: "http://www.drm.org" sowie unter "http://www.dwelle.de"