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Digitale Mammographie und 3D-Tomosynthese

Brustkrebs ist bei Frauen die häufigste Krebsform. Im Laufe des Lebens kann etwa jede zehnte Frau davon betroffen sein, und mit zunehmenden Alter steigt das Risiko an. Die neusten Entwicklungen im Bereich der Brustforschung - der Senologie - wurden in der vergangenen Woche in Düsseldorf diskutiert, auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Senologie.

Von Michael Böddeker | 16.06.2009
    Nicht die eine, große Lösung um Brustkrebs zu heilen, stand hier im Mittelpunkt. Es ging vielmehr um Verbesserungen im Detail, durch die sich die Überlebenschancen immer weiter erhöhen.

    Professor Diethelm Wallwiener, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Senologie:

    "Wenn wir sagen, dass ein Brustkrebstumor, der nicht größer ist als ein Würfel, statistisch wahrscheinlich noch nicht so viele Brustkrebszellen im Körper verteilt hat, und die körpereigene Abwehr die vernichten kann, dann sind das die Frauen, die wir mit 100-prozentiger Wahrscheinlichkeit dauerheilen können."

    Je größer der Tumor, desto schwieriger wird also die Heilung. Darum kommt es darauf an, Tumore schon möglichst früh zu entdecken.

    Die Technik zur Früherkennung hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert, etwa durch die sogenannte digitale Mammografie. Früher wurden Röntgenaufnahmen der Brust noch auf strahlungsempfindlichem Filmmaterial aufgenommen, ähnlich wie in einer klassischen Fotokamera. Inzwischen aber seien die meisten Ärzte auf Digitaltechnik umgestiegen, erklärt Professor Rüdiger Schulz-Wendtland, Radiologe am Universitätsklinikum Erlangen.

    "Man kann die Bilder anders archivieren, man kann sie versenden, man kann natürlich am Monitor befunden und man braucht keine Filme mehr. Das ist also zukunftsorientiert, und bis zum jetzigen Datum war die Mammografie das einzige radiologische Verfahren, das noch nicht digital war. Und diese Lücke ist jetzt geschlossen worden."

    Dank der Digitaltechnik ist auch eine völlig neue Möglichkeit der Diagnose hinzugekommen: die sogenannte Tomosynthese. Wenn ein Arzt bei einer Mammografie eine Auffälligkeit bemerkt, kann er sich das entsprechende Brustareal damit noch einmal genauer anschauen.

    "Dann können sie dieses Brustareal noch mal aufnehmen mit Röntgen. Und zwar in ganz kleinen Schichten, und zwar etwa 25 bis 30 Schichten. Aber ganz entscheidend ist: Die Dosis entspricht nur einer einzigen Röntgenaufnahme."

    Aus diesen Einzelaufnahmen berechnet anschließend ein Computerprogramm die Struktur des Tumors.

    "Und wenn es ein Tumor ist, der eventuell operiert werden müsste, kann der dann dreidimensional rekonstruiert werden. Das heißt, der Operateur bekommt einen dreidimensionalen Eindruck des Befundes, den die Patientin hat."

    Und kann dadurch seine Operation besser planen.

    Eine weitere Hilfe für Ärzte bietet die Computer-assistierte Diagnose, kurz CAD. Die digitalen Mammografie-Bilder werden dabei von einem Computerprogramm ausgewertet.

    "Der Erstbefunder schaut sich die Bilder alle an, erstellt die Diagnose, und dann wird ein Computer unabhängig von ihm noch mal das Bild betrachten. Und da ist angezeigt - meist durch kleine Kreuzchen oder durch kleine Vierecke - was dem Computer aufgefallen ist. Und ich bin überzeugt davon: Ein sehr, sehr gut ausgebildeter Erstbefunder wird dieses CAD-System dann als Zweituntersucher unabhängig von ihm benutzen. Und das wird auch der Weg der Zukunft sein."

    Trotz aller technischen Innovationen und Fortschritte im Bereich der Diagnosetechnik und der medikamentösen Behandlung: Es gibt auch sehr einfache Wege, um einerseits der Krebsentstehung vorzubeugen, und andererseits auch die Heilungschancen zu vergrößern. Sie beeinflussen den Insulin-Stoffwechsel.

    "Insulin ist der Name für eine ganze Gruppe von Wachstumsfaktoren, die Einfluss nehmen auf das Wachstum von gesundem Gewebe, aber auch von Krebsgewebe."

    Kongresspräsident Professor Ulrich Kleeberg.

    "Diese Entdeckung, die eigentlich Generationen alt ist, aber jetzt wissenschaftlich unterfüttert, dass Bewegung ein kardinaler Faktor ist, die Prognose zu vergünstigen. Es brauchen nur 30 Minuten pro Tag zu sein, wie Studien zeigen, wo wir uns bewegen, um dadurch den Zuckerhaushalt zu kontrollieren, den Insulinspiegel zu senken, und damit einen Wachstumsfaktor zurückzudrängen."