Schmal und hoch steht er da, der Bitcoin-Automat. Schwarzer Standfuß, in Griffhöhe die Tastatur, rechts ein Kamerafenster zum Scannen des Wallet, der virtuellen Brieftasche, darunter zwei Schlitze für Geldscheine und für die Bitcoinquittung.
"Wie kann ich denn Beträge ein- oder auszahlen, die kleiner als fünf Euro sind? Das geht nicht."
Die Hightechwechselstube steht mitten im Unigelände von München. Neugierig wird der Automat von zumeist Studierenden beäugt. Gerade erklärt der Besitzer des Gerätes, Timo Bock, die Funktionsweisen der einzelnen Tasten:
"Also da musst einfach kaufen drücken und dann schiebst das Geld rein."
Gemeinsam mit einem Partner hat Timo Bock den Bitcoin-Automaten vor zwei Wochen am Center for Entrepreneurship der Ludwig-Maximilians-Universität aufgestellt. Die beiden Mittzwanziger gehören der Münchner Bitcoin-Community an, die von der ungewöhnlichen virtuellen Währung begeistert ist:
"Also ich wollte selbst mal Bitcoin besitzen und habe festgestellt, dass es kompliziert ist, es ist durchaus möglich auch online. Aber es ist ein Prozess, der dauert ein paar Tage, man muss sich bei einer Börse anmelden, man muss seinen Ausweis hinterlegen, seine Adresse verifizieren. Am Ende dauert es vielleicht eine Woche, bis man dann die Bitcoins auf seinem Wallet hat. Und der Automat macht das Ganze in dreißig Sekunden."
Das Prinzip ist ganz einfach: Auf dem Display kann ausgewählt werden, ob Bitcoins verkauft oder gekauft werden sollen, im Gegensatz zu früheren Automaten in Berlin oder Dortmund, ein Novum. Dann muss der Wallet, also die virtuelle Brieftasche, eine Karte mit der persönlichen Nummer, gescannt werden, Geldscheine ab mindestens fünf Euro sind erlaubt, dann wird der gewählte Betrag abgebucht oder hinzugefügt. Fertig ist der Umtausch:
"Der Handel mit Bitcoin ist in Deutschland reguliert durch die BaFin. Wir machen das nicht kommerziell. Erstens verdienen wir damit kein Geld und zweitens limitieren wir das Ganze auf 100 Euro pro Tag. Und wir machen es auch zeitlich befristet, es ist ein Experiment, wir machen es zwei Monate. Und unsere Hoffnung ist, dass wir in der Zeit eine Bank oder ein Finanzinstitut als Partner finden, die bereits durch die BaFin reguliert ist, die Bitcoin-Automaten betreiben dürfen, sodass wir dann auch den Automaten kommerziell betreiben dürfen."
Unter viel Presserummel wurde erst im Februar ein Bitcoin-Automat in Berlin installiert, mittlerweile gibt es ihn nicht mehr. Auch in Dortmund wurde ein Versuch gestartet, der scheiterte. Trotzdem ist Timo Bock überzeugt von dem System.
"Wir stehen ja noch ganz am Anfang. Vor 15 Jahren etwa war das Internet neu und die Leute dachten, ok, das Internet hat durchaus das Potenzial, das Faxgerät zu ersetzen, aber man konnte da nicht wissen, dass das Internet später noch mal Google hervorbringen wird und LinkedIn und so weiter."
Vorerst soll der Automat nur Beträge bis zu 100 Euro annehmen. Da der Handel noch nicht geregelt ist, stehen Banken der Start-Up-Idee skeptisch gegenüber. Doch um kommerziell erfolgreich zu sein, muss ein Finanzinstitut im Hintergrund agieren. Michael Mödl hat sich viel mit der neuen Zukunftswährung beschäftigt, den Automat aber noch nicht genutzt:
"Naja Bitcoin ist eine alternative Währungsform, die nach und nach in der breiten Masse ankommt, die im Bewusstsein der Menschen verankert ist und dementsprechend infrastrukturell nachgerüstet werden muss und dementsprechend glaube ich, dass so ein Gerät den Menschen, den Passanten Zugang zu Bitcoins gibt, auch wenn man wenig Vorahnung hat und wenig in der Materie steckt."
Für 300 Euro bekommt man derzeit eine Bitcoin. Zahlreiche Firmen wie Dell und Paypal akzeptieren die Alternativwährung. Bei Greenpeace können Bitcoin seit neuestem gespendet werden. So ganz überzeugt ist dieser Kunde nicht von dem System. Es gebe zu viele Unregelmäßigkeiten in Bezug auf Bitcoins. Von Hackerangriffen ist die Rede, von Verlust oder Abwertung des virtuellen Geldes. Kevin Milsztein vom Center for Entrepreneurship ist jedoch überzeugt, dass der Bitcoin-Automat funktionieren könnte.