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Digitale Weiterbildung
Bildungsschecks in Bayern bisher wenig nachgefragt

Seit August gibt der Freistaat Bayern Bildungsschecks aus. Damit sollen Weiterbildungen zum Thema Digitalisierung gefördert werden. Die Höhe des Zuschusses beträgt 500 Euro. Doch ein großer Teil der 6.000 zur Verfügung stehenden Schecks wurde bisher noch nicht eingesetzt.

Von Michael Watzke |
Mitarbeiter in einem Büroraum mit Laptops und Flipchart
Für Bildungsschecks gibt es EU-Fördermittel aus dem Europäischen Sozialfonds (Imago)
Moritz Müller, 31, ist der erste Empfänger eines Bayerischen Bildungsschecks. Der Ebersberger arbeitet für ein oberbayerisches Innenarchitektur-Büro:
"Also ich bin hier als Admin beschäftigt, als Quereinsteiger. Ich bin eigentlich gelernter Mediengestalter. Baue hier Webseiten und kümmere mich um alle möglichen Marketing-Sachen. Und um damit fertig zu werden und gut für die Zukunft aufgestellt zu sein, habe ich mich persönlich um Schulungen gekümmert."
Bei der Suche im Internet stieß Müller auf den "bayerischen Bildungsscheck". Den kann jeder Arbeitnehmer in Bayern beantragen, der eine Fortbildungs-Maßnahme zum Thema Digitalisierung plant. So wie Müller:
"Google Analytics wär‘ sehr interessant, da gibt’s demnächst eine Schulung. Auch E-Commerce wäre interessant, weil wir demnächst einen Online-Shop aufziehen. Da würde das passen."
Geld oder Urlaub für Weiterbildung
Vor ein paar Wochen lag der Bildungsscheck in Müllers Briefkasten. Der System-Administrator hat nun zwei Monate Zeit, ihn einzulösen. Die Höhe des Zuschusses: 500 Euro.
"500 Euro sind schon mal ein guter Anfang. Aber die meisten Schulungen kosten so zwischen 1.000 und 2.000 Euro. Es wird wahrscheinlich darauf hinauslaufen, dass der Arbeitgeber noch was dazugibt."
Das ist auch das Ziel von Kerstin Schreyer, der bayerischen Sozialministerin. Ihr Haus verschickt die Bildungsschecks. Schreyer hofft, damit nicht nur Arbeitnehmer, sondern auch Arbeitgeber zu aktivieren:
"Die Betriebe sind gefordert. Und da schadet es nicht, wenn die Politik auch mit unterstützt. Es gibt ja auch aus dem Bund eine Prämie. Und wir schaffen es, diese Lücke, die der Bund hinterlässt, zu schließen, indem wir die Bildungsschecks ausreichen."
Damit geht Bayern einen anderen Weg als viele Bundesländer, die Bildungsurlaub gewähren. Deren Konzept: arbeitsfrei, um sich nicht oder nicht nur während der Freizeit schulen zu müssen. Bayerns Sozialministerin Schreyer behauptet dagegen, Geld für Weiterbildung bringe mehr als Urlaub für Weiterbildung:
"Der Bildungsurlaub hat nicht dazu geführt, dass sich Menschen weiterbilden. Eine Steigerung hat es in den anderen Bundesländern nicht gegeben."
Mehr Initiatoren zur Verbreitung von Bildungsschecks
In Bayern allerdings bisher auch nicht. Zumindest kann oder will Schreyers Ministerium nicht sagen, wie viele Bildungsschecks der Freistaat bereits ausgegeben hat. Klar ist: Der größte Teil der zur Verfügung stehenden 6.000 Schecks steht noch bereit. Deshalb hat Bayern nun die Zahl der Initiatoren erhöht. Also der Berater, die interessierten Arbeitnehmern einen Bildungsscheck vermitteln. Der Initiator sei sehr wichtig, sagt Moritz Müller, denn er habe ihn und seinen Arbeitgeber auf viele weitere Ideen gebracht.
"Also ohne den wüssten wir zum Beispiel nicht, dass wir unseren ausländischen Mitarbeitern auch Sprachkurse ermöglichen können und dafür Zuschüsse kriegen. Das ist schon sehr gut, mit dem erstmal Kontakt aufzunehmen."
In Deutschland ist die Zahl derer, die sich weiterbilden, immer noch viel zu gering. Das liegt auch daran, dass Informationen fehlen. Zum Beispiel über Zuschüsse. Der bayerische Bildungsscheck soll hier als eine Art Initialzündung dienen:
"Unsere Maßnahme ist gezielt für diejenigen, die im Beruf sind und im Beruf bleiben wollen. Die die neuen Herausforderungen der Digitalisierung annehmen und sich weiterqualifizieren wollen. Im Zuge der Digitalisierung verändern sich die Berufe. Und deshalb ist uns wichtig, den Einzelnen mitzunehmen und zu unterstützen."
Natürlich setzt das bayerische Sozialministerium auch deshalb auf die Bildungsschecks, weil es dafür EU-Fördermittel aus dem Topf des Europäischen Sozialfonds (ESF) gibt. Diese Gelder wollte sich Sozialministerin Schreyer auf keinen Fall entgehen lassen. Egal, woher das Geld kommt: Moritz Müller, der Mediengestalter aus Ebersberg, ist als IT-Quereinsteiger offen für jede Qualifizierungs-Maßnahme:
"Ich bin in der IT unterwegs, für mich ist Zertifikate-Sammeln Plicht!"