![Eine Zeichnung, auf der eine Frau und ihr Hund im Regen zu sehen sind. Eine Zeichnung, auf der eine Frau und ihr Hund im Regen zu sehen sind.](https://bilder.deutschlandfunk.de/FI/LE/_8/33/FILE_8333d6272470c8d31bdc9c50c4db719c/hhandy43-bg-jpg-100-1280x720.jpg)
Wenn ich es vor Sehnsucht nach der Frau mit dem grünen Mantel nicht mehr aushalte, schleiche ich mich aus dem Haus, ohne dass es mein Hund, der Pinscher, merkt. Das geht leichter als früher, denn heute liegt er meist mit Ohrhörern am Kamin. Ich habe einmal heimlich reingehört, was mein Hundchen so hört – und es war nichts, rein gar nichts. An einem so gestörten Nichts berauschen sich diese primitiven Wesen, unsere lieben Hundileins.
Ich schleiche also aus dem Haus, am alten Audi unten an der Birke vorbei und hoch zum Friedhof, beziehe hinter einem Holunderbusch Stellung. Es vergehen die Minuten, die Viertelstunden und dann die ganzen Stunden. Wieder war ich nicht im Büro. Es wird kalt und dann auch noch dunkel, ohne dass die Frau in dem grünen Mantel vorbeikommt.
Das ist das Schöne am 100 prozentig natürlichen Sich-Verzehren, ohne digitale soziale Netze und Smartphones: Das natürliche Sich-Verzehren besteht darin, dass die Frau eben auch nach Stunden des Wartens nicht vorbeischreitet, in ihrem ganz bezaubernden grünen Mantel, die beiden Labradorinnen elegant an der endlos langen Leine führend.
Auf dem Weg zurück bin ich seltsam traurig – und noch trauriger, als ich vom Friedhof herüber die Labradorin Tara vor Glück heulen und meinen Pinscher vor Lust jaulen höre. Der wechselt die Labradorinnen wie die Pinkelecken. Die haben sich garantiert wieder über die Hunde VZ verabredet, abartige App. Das Gefühl Trauer, das ist diesen Tieren fremd, diesen durchdigitalisierten Kötern.