"Füße positionieren. Hände einlegen. 2,1. Bitte umdrehen. 2,1. Keine Kontamination."
Das Kernkraftwerk Brokdorf an der Unterelbe. Der Strahlendetektor misst, ob man beim Besuch des Reaktorkerns womöglich Strahlung abbekommen hat. Überwacht wird der Reaktor in der Schaltwarte. Konzentriert hocken hier Ingenieure vor Bildschirmen und Konsolen. Doch viele der Geräte wirken altmodisch: Zeigerinstrumente, Blinkleuchten, Drehknöpfe - alles Analogtechnik aus vergangenen Jahrzehnten. Moderne Digitaltechnik hat hier - zumindest bei den Sicherheitssystemen - noch keinen Einzug gehalten. Schließlich habe sich die Analogtechnik, so sagen die Kraftwerkbetreiber, ja bestens bewährt.
Doch der Trend geht eindeutig zur Digitalisierung - zumindest im Ausland. Diverse Reaktoren etwa in Frankreich, den USA und der Schweiz sind bereits auf digitale Sicherheitssysteme umgerüstet. Denn die Analogtechnik hat ein paar prinzipielle Nachteile, meint Hans Dieter Fischer, Professor für Nachrichtentechnik an der Ruhr-Universität Bochum.
"Bei den Analogsignalen ist das Problem die Genauigkeit der Signale, dadurch dass sich Verstärker verändern. Dort kann es in Folge von außergewöhnlichen Umständen zu gefürchteten Fehlsignalen kommen. All diese Fehlsignale haben wir bei der Digitaltechnik nicht mehr, weil wir Telegramm-Übertragung haben."
Ein Beispiel: Bislang übermitteln die Sensoren, die im Reaktorkern sicherheitsrelevante Größen wie Druck und Temperatur messen, ihre Werte als analoges Stromsignal über ein Kabel an die Steuerwarte. Würde man diesen Vorgang digitalisieren und das Signal in lauter Nullen und Einsen zerhacken, könnte man es optisch über Glasfaser übermitteln. Und das geht nun mal sauberer und zuverlässiger als per Stromsignal durch einen Kupferdraht. Und die Digitaltechnik hätte noch weitere Vorteile.
"Man kann schneller die Fehler finden, man kann sie schneller beseitigen. Dann ist die Anlage viel schneller wieder am Netz und kann Strom ins Netz einspeisen. Die Sicherheit wird punktuell erhöht, aber im Grunde genommen bleibt der hohe Sicherheitsstand unserer Anlagen erhalten."
Nur: Mit dem Übergang von der Analog- zur Digitaltechnik kommt ein neuer Unsicherheitsfaktor ins Spiel, Software genannt. Und Software, das weiß jeder Computerbesitzer, kann abstürzen. Ein Absturz ist ärgerlich, wenn man gerade einen Text in den Rechner tippt. Bei einem Atommeiler aber könnte er fatale Folgen haben. Um das für deutsche Kernkraftwerke zu vermeiden, hat ein Sachverständigen-Gremium Anfang des Jahres die folgende Maximalforderung erhoben: Ein Atommeiler solle nicht nur ein digitales Sicherheitssystem besitzen, sondern gleich drei verschiedene, gefertigt von unterschiedlichen Herstellern. Hans Dieter Fischer hält davon nichts.
"Hier verdunstet sozusagen die Verantwortung. Und aus dem Grund bin ich persönlich nicht dafür, das so aufzubauen."
Fischer glaubt, dass im Prinzip ein System reicht, und dass man nur bestimmte Schlüsselfunktionen mehrfach auslegen sollte. Bleibt die Frage, ob die deutschen Kraftwerksbetreiber angesichts des Atomausstiegs überhaupt noch umrüsten und in die moderne Digitaltechnik investieren wollen.
"Wenn die deutschen Anlagen weiterlaufen sollten, und einige Politiker sprechen sich ja angesichts der Klimadiskussion dafür aus, die Betriebszeiten der Kernkraftwerke zu verlängern, dann muss das in Deutschland geschehen."
Doch wenn es nichts wird mit dem Ausstieg aus dem Ausstieg, könnten in den deutschen Atommeilern auch künftig Zeigerinstrumente, Blinkleuchten und Drehknöpfe dominieren - solange, bis die letzten Kernkraftwerke vom Netz gehen.
"Hände einlegen. 2,1. Bitte umdrehen. 2,1. Keine Kontamination."
Das Kernkraftwerk Brokdorf an der Unterelbe. Der Strahlendetektor misst, ob man beim Besuch des Reaktorkerns womöglich Strahlung abbekommen hat. Überwacht wird der Reaktor in der Schaltwarte. Konzentriert hocken hier Ingenieure vor Bildschirmen und Konsolen. Doch viele der Geräte wirken altmodisch: Zeigerinstrumente, Blinkleuchten, Drehknöpfe - alles Analogtechnik aus vergangenen Jahrzehnten. Moderne Digitaltechnik hat hier - zumindest bei den Sicherheitssystemen - noch keinen Einzug gehalten. Schließlich habe sich die Analogtechnik, so sagen die Kraftwerkbetreiber, ja bestens bewährt.
Doch der Trend geht eindeutig zur Digitalisierung - zumindest im Ausland. Diverse Reaktoren etwa in Frankreich, den USA und der Schweiz sind bereits auf digitale Sicherheitssysteme umgerüstet. Denn die Analogtechnik hat ein paar prinzipielle Nachteile, meint Hans Dieter Fischer, Professor für Nachrichtentechnik an der Ruhr-Universität Bochum.
"Bei den Analogsignalen ist das Problem die Genauigkeit der Signale, dadurch dass sich Verstärker verändern. Dort kann es in Folge von außergewöhnlichen Umständen zu gefürchteten Fehlsignalen kommen. All diese Fehlsignale haben wir bei der Digitaltechnik nicht mehr, weil wir Telegramm-Übertragung haben."
Ein Beispiel: Bislang übermitteln die Sensoren, die im Reaktorkern sicherheitsrelevante Größen wie Druck und Temperatur messen, ihre Werte als analoges Stromsignal über ein Kabel an die Steuerwarte. Würde man diesen Vorgang digitalisieren und das Signal in lauter Nullen und Einsen zerhacken, könnte man es optisch über Glasfaser übermitteln. Und das geht nun mal sauberer und zuverlässiger als per Stromsignal durch einen Kupferdraht. Und die Digitaltechnik hätte noch weitere Vorteile.
"Man kann schneller die Fehler finden, man kann sie schneller beseitigen. Dann ist die Anlage viel schneller wieder am Netz und kann Strom ins Netz einspeisen. Die Sicherheit wird punktuell erhöht, aber im Grunde genommen bleibt der hohe Sicherheitsstand unserer Anlagen erhalten."
Nur: Mit dem Übergang von der Analog- zur Digitaltechnik kommt ein neuer Unsicherheitsfaktor ins Spiel, Software genannt. Und Software, das weiß jeder Computerbesitzer, kann abstürzen. Ein Absturz ist ärgerlich, wenn man gerade einen Text in den Rechner tippt. Bei einem Atommeiler aber könnte er fatale Folgen haben. Um das für deutsche Kernkraftwerke zu vermeiden, hat ein Sachverständigen-Gremium Anfang des Jahres die folgende Maximalforderung erhoben: Ein Atommeiler solle nicht nur ein digitales Sicherheitssystem besitzen, sondern gleich drei verschiedene, gefertigt von unterschiedlichen Herstellern. Hans Dieter Fischer hält davon nichts.
"Hier verdunstet sozusagen die Verantwortung. Und aus dem Grund bin ich persönlich nicht dafür, das so aufzubauen."
Fischer glaubt, dass im Prinzip ein System reicht, und dass man nur bestimmte Schlüsselfunktionen mehrfach auslegen sollte. Bleibt die Frage, ob die deutschen Kraftwerksbetreiber angesichts des Atomausstiegs überhaupt noch umrüsten und in die moderne Digitaltechnik investieren wollen.
"Wenn die deutschen Anlagen weiterlaufen sollten, und einige Politiker sprechen sich ja angesichts der Klimadiskussion dafür aus, die Betriebszeiten der Kernkraftwerke zu verlängern, dann muss das in Deutschland geschehen."
Doch wenn es nichts wird mit dem Ausstieg aus dem Ausstieg, könnten in den deutschen Atommeilern auch künftig Zeigerinstrumente, Blinkleuchten und Drehknöpfe dominieren - solange, bis die letzten Kernkraftwerke vom Netz gehen.
"Hände einlegen. 2,1. Bitte umdrehen. 2,1. Keine Kontamination."