Verwaltung, Gesundheitssystem oder Kriminalitätsbekämpfung: Die Digitalisierung ist in Spanien weit fortgeschritten. Als nächstes sollen die unzähligen Kleinstunternehmen im Land davon profitieren. Doch es gibt auch Schattenseiten. Manche sehen sich abgehängt und beklagen eine zunehmende digitale Kluft.
Am Anfang stand die digitale Signatur. Ein kleines Zertifikat, nicht mehr als eine Datei für den Computer, ausgestellt durch die spanischen Behörden. 2003 wurde sie in Spanien eingeführt. Mit der Signatur wurde der Grundstein für die Digitalisierung des ganzen Landes gelegt.
Auch Rosa Pérez Mateo aus Madrid besitzt eine solche digitale Unterschrift: „Das ist wie ein kleines Programm, das es Dir erlaubt, mit der Verwaltung auf allen Ebenen in Kontakt zu treten. Am Computer. Damit wird sichergestellt, dass der Mensch am Computer tatsächlich Du bist.“
Die 53-jährige Angestellte in einem Anwaltsbüro erspart sich damit zahlreiche Behördengänge: „Ich kann damit bei der Kommune eine Meldebescheinigung anfordern, meine komplette Krankengeschichte im Gesundheitssystem einsehen, bei Finanzämtern Steuerzertifikate einholen. Dann meldet man sich mit der elektronischen Unterschrift beim Finanzamt an, beantragt das Zertifikat und erhält dieses Dokument dann auch sofort.“
Steuerzertifikate und Meldebescheinigungen, die man sich umgehend bei der Behörde herunterlädt – ohne Schlange stehen zu müssen und ohne Bearbeitungszeiten. Selbstständige passen ihre Rentenbeiträge über die Webseite der Sozialkasse an, Bürgerinnen und Bürger überwachen die Auftragsvergabe der Behörden über ein staatliches Datenportal ...
Die Kommission der Europäischen Union stellt Spanien ein gutes Zeugnis aus: Zwar stehe das Land in der Digitalisierung noch hinter den baltischen und skandinavischen Staaten. Doch es liege deutlich vor den großen EU-Staaten Deutschland, Frankreich und Italien. Im sogenannten „Digital Economy and Society“ Index 2021, kurz: dem „DESI-Index“, heißt es:
„Spanien ragt insbesondere bei den digitalen öffentlichen Dienstleistungen heraus, dank einer „digital-first“-Strategie seiner zentralen Verwaltung.“
Neben der Finanzverwaltung ist auch die Digitalisierung der Sicherheitsbehörden stark fortgeschritten. So wendet die Polizei bei der Bekämpfung der Gewalt gegen Frauen durch Partner oder Ex-Partner seit 2007 einen Algorithmus an.
Der speist sich aus Daten von Polizei, Justiz und dem Gesundheitssystem. Damit soll die Gefährdung von hilfesuchenden Frauen besser eingeschätzt werden können.
Das digitalisierte Gesundheitssystem
Und auch im staatlichen Gesundheitssystem sind die Patientendaten von allen Spanierinnen und Spaniern digital erfasst.
Was das allein für die Region Madrid bedeutet, erklärt Ärztin María Luz de los Mártires. Sie leitet die Informatikabteilung des regionalen Gesundheitssystems. „Wir versorgen 6,7 Millionen Menschen. Wir haben sowohl die 33 staatlichen Krankenhäuser digitalisiert als auch unsere 266 Gesundheitszentren. Wir haben die Krankengeschichte aller Patienten digital erfasst: Laborberichte, bildgebende Diagnoseverfahren, verschriebene Medikamente, Ernährungshinweise. Die Digitalisierung ist umfassend.“
Es war ein schrittweiser Prozess, der vor 15 Jahren eingeleitet wurde – mit einem Problem, das am Anfang stand: Weil die Kompetenzen für das Gesundheitssystem bei den Regionen liegen, waren die digitalen Patientendaten lange Zeit nicht miteinander kompatibel. Verunglückte also jemand, der aus Barcelona stammte, in Andalusien, so hatten die Ärzte dort keinen Zugriff auf seine Daten – etwa um zu wissen, ob da eine Unverträglichkeit bestimmter Medikamente vorliegt. Das habe sich inzwischen jedoch geändert, meint De los Mártires.
Die Ärztin berichtet von einer elektronischen Gesundheitskarte, einer App auf dem Handy. Rezepte werden nicht mehr auf Papier ausgestellt, sondern auf einem Server hinterlegt, auf den die App zugreift. Ein Patient geht mit seinem Smartphone zur Apotheke, öffnet die App und bekommt seine Medizin.
Corona: Hohe Impfquote durch Digitalisierung
Als besonders vorteilhaft erwies sich die Digitalisierung für das staatliche Gesundheitssystem vor allem bei den Impfkampagnen. 82 Prozent der Spanier sind mittlerweile doppelt geimpft, 87 Prozent der über 50-Jährigen und 92 Prozent der über 60-Jährigen haben auch eine Auffrischungsimpfung. Die statistische Erfassung der Impfungen war dank der elektronischen Erfassung der Patientendaten kein Problem: „Das System ist sehr effizient, und wir haben auch viel investiert. Wir haben ein staatliches Impfregister. Hier in Madrid haben wir in mehr als 40 Zentren 14 Millionen Dosen verimpft. Über die Gesundheits-App konnten die Menschen wählen, wann und wo sie sich impfen lassen möchten. Über dieses System haben wir an manchen Tagen mehr als 120.000 Termine vergeben. Das System ist wirklich stabil.“
Spanien liegt bei der Versorgung mit High-Speed-Anschlüssen weit vorne, trotz der großen Unterschiede zwischen der Versorgung in den Städten und auf dem Land.
Aus dem DESI-Index der Europäischen Kommission
Obwohl es bereits Netzattacken gab, ist es bislang noch zu keinem Datenleck bei den Krankenakten gekommen. Auffällig ist: Anders als in anderen EU-Staaten gibt es in Spanien keine Debatte über den Datenschutz – obwohl Patientendaten umfassend digital erfasst sind. Das Vertrauen in die staatliche Datenschutzbehörde scheint groß – und auch das Vertrauen darauf, dass die digitale Erfassung von Daten dabei hilft, Patientinnen und Patienten besser zu versorgen. Wichtig ist aber auch: Private Versicherungen haben keinen Zugriff auf die Patientendaten.
Die fortgeschrittene Digitalisierung breiter Teile der öffentlichen Verwaltung ist also als Erfolg zu verbuchen. Doch er wäre nicht möglich geworden ohne eine hinreichende, landesweite digitale Infrastruktur. Auch hier unterstreicht der DESI-Index der Europäischen Kommission:
„Spanien liegt bei der Versorgung mit High-Speed-Anschlüssen weit vorne, trotz der großen Unterschiede zwischen der Versorgung in den Städten und auf dem Land.“
Mehr als 60 Prozent der spanischen Haushalte verfügten im Jahr 2020 über einen besonders schnellen Festnetzanschluss mit mindestens 100 Megabytes pro Sekunde. Nur in Schweden waren es mehr. Besonders stolz sind die Spanier auf den Ausbau ihres Glasfasernetzes, das inzwischen fast 80 Prozent der Haushalte anbindet.
Initiiert hatte das vor etwa zehn Jahren Luis Miguel Gil Pérez. Er war zu dem Zeitpunkt verantwortlich für die Inlandsgeschäfte des ehemaligen Staatskonzerns Telefónica: „Wir trafen damals die Entscheidung, das Glasfaserkabel bis in die Haushalte zu verlegen. Fiber to the home – FTTH – so nennt man das. Das wurde im Verwaltungsrat lange diskutiert, nicht jeder war einverstanden. Manche wollten das Glasfaserkabel auch nur bis zum einem Knotenpunkt verlegen, für die restliche kurze Strecke sollten weiter die alten Kupferleitungen verwendet werden. Aber ich fand, wir sollten Möglichkeiten entwickeln, Glasfaser bis in die Wohnungen zu verlegen.“
Die neue Technik bietet große Vorteile: Denn die bis vor zehn Jahren noch üblichen Kupferleitungen waren störanfällig und ungeeignet für große Datenmengen.
„Damals diskutierte ganz Europa darüber, wie das Netz schneller werden könnte. Viele Länder reagierten erst, als sie sahen, wie schnell sich Spanien mit dem Glasfasernetz veränderte, welche Geschwindigkeiten für Haushalte ganz normal wurden. Ich spreche natürlich von den großen Ländern, denn in den baltischen Staaten ist die Abdeckung ja noch besser.“
So könnte Spanien eigentlich das „Finnland des Südens“ sein. Doch bislang schlägt sich die gut entwickelte digitale Infrastruktur noch nicht hinreichend in der Digitalisierung der Wirtschaft nieder. Auch dies geht aus dem DESI-Bericht der EU-Kommission hervor. Nur etwas mehr als 60 Prozent der Unternehmen in Spanien sind ansatzweise digitalisiert, ganz anders als in Dänemark oder Finnland, wo es fast 90 Prozent sind.
Ein wichtiger Grund ist die Unternehmensstruktur, Spanien hat viele, sehr kleine Unternehmen. Von 3,4 Millionen Firmen haben 80 Prozent nur zwei oder weniger Beschäftigte, denen die Digitalisierung ihrer Arbeitsabläufe schwer fällt. Damit ist Spanien bei der Digitalwirtschaft zusammen mit Deutschland nur Mittelmaß. Doch das soll sich ändern. Die Regierung fördert die Digitalisierung der vielen kleinen Unternehmen im Land mit dem sogenannten „Digitalen Kit“. Juan Castellá berät mit seiner Firma „Performance“ in Valencia kleine Unternehmen:
„Das digitale Kit finanziert sich über den Next-Generations Fonds der Europäischen Union. Das Ziel ist es, kleinen und mittleren Unternehmen digitale Lösungen anzubieten: bei der Automatisierung ihrer Verwaltung, damit die Abläufe effizienter werden oder sie neue Kunden finden. Es hilft aber auch uns Beratungsfirmen, denn wir gewinnen neue Kunden und wachsen damit schnell.“
Es darf keine drei Stunden dauern, bis ein Kunde einen Reisevorschlag hat, weil das Netz zu langsam ist, und wir wieder alles mit der Hand ausrechnen müssen.
Juan Castellá ist 24 Jahre alt, das Unternehmen haben er und seine Geschäftsfreunde im September 2020 gegründet, also nach Ausbruch der Pandemie. Was Digitalisierung bedeutet, zeigt ein Blick in die Büroräume in einem Altbau in Valencia. Dort steht kein einziger Schrank, die weiß gestrichenen Wände sind kahl - auf den Schreibtischen lediglich Computer und Handys, aber kein Papier. Alle Dokumente sind auf externen Servern, in der Cloud, gespeichert. Seine Kunden lebten hingegen noch in einer anderen Welt, so Juan, lebten von der Laufkundschaft in ihrem Stadtteil und der Mund-zu-Mund-Propaganda.
„Das sind alle möglichen Unternehmen. Schönheitssalons, Friseure, Zahnarztkliniken, Druckereien. Sie sind digital kaum erschlossen, erfassen ihre Kundendaten nicht digital und haben keine ordentliche Webseite. Wir bauen ihnen meist erst mal eine Internetseite, erstellen Inhalte, schalten auch Werbung im Netz. Ein Unternehmen bekommt dank uns eine Marke. Damit findet es neue Kunden, positioniert sich ganz neu in den Suchdiensten im Netz. Wir wollen das finanzielle Risiko niedrig halten und den maximalen Rücklauf des eingesetzten Kapitals erreichen.“
Tür an Tür mit der Beraterfirma arbeitet Andrés Moro. Er hatte bis zum Ausbruch der Pandemie ein Reisebüro. Doch das musste er schließen. 2021 gründete er ein rein digitales Unternehmen und spezialisierte sich dabei auf das Organisieren von Flitterwochen. Das Unternehmen nannte er „Honeymoon“ – und er schreibt das Wort, wie es ein Spanier schreiben würde, der nie englisch gelernt hat. Also mit I und U, statt mit Y und O. HONIMUNN. Man könnte annehmen, diese Schreibweise mache es schwierig, die Firma im Netz zu finden. Andrés Moro schüttelt den Kopf:
„Nein, bevor uns jemand mit der Suchmaschine sucht, haben wir ihn schon gefunden.“
Der Grund: Leute, die heiraten wollen, bleiben auch dem Internet nicht verborgen. Denn sie suchen im Netz nach Hochzeitsterminen, einem Brautkleid oder nach Ringen … - all das füttert die Suchmaschine dann mit Informationen, die nahelegen, dass vielleicht auch eine Reise in die Flitterwochen erwogen wird. Und dann verweist die Suchmaschine auf Anzeigen von Reisebüros, in Spanien zum Beispiel auf das von Andrés Moro. Er findet seine Kundinnen und Kunden daher, bevor sie selbst überhaupt mit der Suche begonnen haben.
All das, so der Unternehmer, sei möglich mithilfe der Beraterfirma von Juan Castellá: „Performance ist da einfach sehr gut. Wir erscheinen in den Suchmaschinen weit vor den großen, internationalen Reisebüros. Wenn jemand nach einer Reise nach Thailand sucht, werden wir immer weit vorne angezeigt. Man sieht uns sofort.“
Das gesamte Geschäft wickeln Andrés Moro und seine fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über das Netz ab. Ohne die gute digitale Infrastruktur und ohne das weit verbreitete Vertrauen in digitale Verkaufskanäle und Zahlungssysteme, so der Unternehmer, könne das Unternehmen jedoch nicht funktionieren:
„Wir wenden uns natürlich an ein Publikum, das mit den sozialen Netzwerken vertraut ist - das schon viel online einkauft und dem Internet vertraut. Das ist sehr wichtig. Die Kunden müssen darauf vorbereitet sein, aber natürlich auch wir. Wir haben kein Papier im Büro, alles hier läuft über die Cloud, wir können von überall aus darauf zugreifen. Könnten wir nicht jederzeit und sofort reagieren, wären wir nicht rentabel. Es darf keine drei Stunden dauern, bis ein Kunde einen Reisevorschlag hat, weil das Netz zu langsam ist, und wir wieder alles mit der Hand ausrechnen müssen. Wenn ich in einer anderen Stadt bin, kann ich arbeiten, als wäre ich hier im Büro. Diese Flexibilität ist grundlegend für uns.“
Die Schattenseiten der Digitalisierung
Doch der Erfolg der Digitalisierung Spaniens hat einen Preis.
Einem Gesetz von 2007 zufolge haben Spanier das Recht, alle Behördengänge digital zu erledigen. Das Gesetz hat damit den Ausbau der Digitalisierung beschleunigt. Ein Gesetz, das auch das Recht auf einen persönlichen Besuch am Schalter einer Behörde oder auch einem Unternehmen zusichert, gibt es hingegen nicht.
Und das hat zur Folge, dass die fortschreitende Digitalisierung viele Menschen abhängt und damit auch ausschließt: In der Pandemie konnten etwa Kinder aus ärmeren Familien nicht am Fernunterricht der Schulen teilnehmen, weil ihre Eltern keine Computer oder Tablets besitzen oder sich keinen Breitbandanschluss leisten können. Zwar wurde während der Pandemie eine landesweite Sozialhilfe eingeführt – doch ausgerechnet diese Hilfe musste im Internet mit der digitalen Unterschrift beantragt werden.
Längst gibt es in Spanien den Begriff von der „digitalen Kluft“: zwischen denen, die sich im Internet zurechtfinden – und denen, die damit Schwierigkeiten haben. Der 78-jährige Carlos San Juan hat aus diesem Grund Anfang des Jahres eine Protestaktion gegen die spanischen Banken organisiert - im Internet:
„Man konnte plötzlich nach elf Uhr nicht mehr zur Bank gehen. Um am Schalter bedient zu werden, brauchte man einen Termin – und sei es auch nur für eine Barauszahlung. Telefonisch bekam man den nicht, man benötigte dafür ein Smartphone, auf dem man eine komplizierte App installieren sollte. Vor den Banken spielten sich dramatische Szenen ab, weil die alten Menschen kein Bargeld mehr bekamen, sie weinten. Manche haben eine sehr niedrige Rente von unter 600 Euro. Sie können sich keinen Internetanschluss leisten und noch viel weniger ein Smartphone.“
Der 78-Jährige nannte seinen Protest: „Ich bin alt, aber kein Idiot“. Die spanischen Medien berichteten darüber, die Wirtschaftsministerin empfing ihn. Die Banken boten zunächst nur Digitalisierungskurse an, doch dann gaben sie nach. Inzwischen werden Rentnerinnen und Rentner bevorzugt behandelt, auch auf gewohntem, analogem Weg. Es sei sogar ein Wettbewerb zwischen den Banken entstanden, wer die Senioren besser behandele, sagt Carlos San Juan zufrieden.
Der pensionierte Nierenfacharzt betont, er sei kein Gegner der Digitalisierung. Sie ermögliche ihm zum Beispiel, seine vielen Interviews im Internet zu führen. Aber sie dürfe eben nicht dazu führen, dass die persönliche Ansprache verloren gehe, die direkten Kommunikationskanäle mit Banken, der Verwaltung, oder auch dem Hausarzt ganz abgeschaltet würden.
„Die Digitalisierung in der Medizin ist sehr gefährlich. Wir haben hier auch in der Region Valencia so eine App, über die man den Termin mit seinem Hausarzt ausmacht. Aber um über Untersuchungsergebnisse zu sprechen, muss man den Arzt sehen, und das wird immer schwerer. Hier wird sehr stark auf die telefonische Versorgung gesetzt, irgendwann auch per Videokonferenz. Aber dabei wird eine breite Bevölkerungsschicht übersehen. Menschen mit niedrigen Renten, die an der Armutsgrenze leben. Abgesehen davon leben zwei Millionen Menschen völlig vereinsamt. Niemand hilft ihnen im Umgang mit dem Smartphone. Es gibt Hilfswerke, aber wie soll so jemand seine Arzttermine mit einer App organisieren oder seine Sozialhilfe, wenn jetzt alles digital wird?“
Maßnahmen gegen die „digitale Kluft“
Viele Kommunen organisieren inzwischen Digitalisierungskurse für ältere Menschen. In städtischen Bibliotheken gibt es Computer mit Breitbandanschluss zur freien Nutzung, auch das Personal hilft gerne.
Trotzdem warnen nicht nur ältere Menschen davor, den traditionellen Umgang mit den Behörden völlig einzustellen. Denn auch wer sich im Internet gut auskennt, braucht manchmal ganz gezielt Hilfe, gesteht auch die ansonsten kundige Rosa Pérez Mateo. Eine persönliche Ansprache, so die 53-Jährige, gebe es kaum noch: „Inzwischen ist es sehr schwer geworden, einen Termin bei irgendeinem Amt zu bekommen. Wartezeiten von zwei, drei Monaten sind die Regel. Manchmal dauert es auch ein Jahr. Abgesehen davon sind die Computer und Server mancher Verwaltungen ein Desaster. Und die Webseiten gehen sehr früh online, bevor sie richtig ausgereift sind. Fehler werden nach und nach korrigiert. Gerade erst habe ich Informatiker der Madrider Stadtverwaltung auf Fehler hingewiesen. Sie sind dann immer sehr dankbar.“
Und dennoch: Auch, wenn es manchmal hakt - Rosa Pérez Mateo ist davon überzeugt, dass es in Zukunft beides geben muss – dass ein bürgerfreundlicher Schalterservice die digitalen Kanäle auch nicht mehr überflüssig machen wird. Der digitale Weg zur Behörde nach Feierabend sei für viele Spanierinnen und Spanier inzwischen viel bequemer geworden. Für Rosa gibt es daher kein Zurück: „Es wäre wieder alles viel komplizierter. Das wäre gefühlt so, als würden wir uns wieder mit Rauchzeichen verständigen – oder wie einst die Schiffe mit Fahnen.“