Eigentlich lebten wir in einer Welt, in der uns nichts mehr verborgen sei. "Wir sind über alles informiert, auch wenn ein Sack Reis umfällt", sagte der Medienethiker Alexander Filipovic im Deutschlandfunk. "Wenn etwas passiert, sind wir sofort mit einem Überangebot an Informationen konfrontiert." Gleichzeitig wachse aber auch das Angebot an Desinformation. Damit steige das Niveau, mit dem wir in der Lage sein müssen, diese Medien und öffentliche Kommunikation zu verstehen, erklärte Filipovic.
Mit den neuen Medien seien das Private und das Öffentliche in ein neues Verhältnis getreten. Jeder Menschen könne mittlerweile publizieren, an der öffentlichen Kommunikation teilnehmen, bloggen und twittern. Früher sei dies deutlicher getrennt gewesen, erklärte Filipovic. Nur durch einen relativ hohen Aufwand hättte man an die Öffentlichkeit treten können treten können. "Heute haben wir die Geräte alle in der Hosentasche."
Die neuen Möglichkeit stellten uns auch vor die Herausforderung, neue Gebrauchsregeln zu entwickeln. Neue Tugenden im Netz würden aber durch Gewöhnung und Gebrauch ausgebildet. Das koste Zeit. Erschwerend komme hinzu, dass die Entwicklung dynamischer sei als die Fähigkeit zu lernen.
Das historisch Neue an dieser Situation sei nicht nur die Überwachungsstruktur und die Weitergabe von Daten. Es baue sich "eine Infrastrukturen der Vorhersage auf. Mit einer Unmenge an gesammelten Daten ließe sich "so ungeheuer viel machen kann" - auch, das Verhalten von Menschen vorher zu berechnen. Das erkläre auch, warum BND, NSA und Staaten solch massive Grundrechtsverletzungen begehen. Sie verstießen dagegen, "weil ein Machtpotenzial damit verbunden ist". Die Verantwortung für die Daten könne eigentlich nur die Politik haben. Der Primat der Politik sei aber bedroht durch die Innovationskraft des Silicon Valley und die Geheimdiensttätigkeit.
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