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Digitalkonferenz re:publica 2019
"Große Diskussionen werden häufig mit verkürzten Inhalten geführt"

Die re:publica hat sich seit ihrer Gründung 2007 zur weltweit beachteten Konferenz rund um Digitalisierung entwickelt. Dieses Jahr steht sie unter dem Kürzel "tl dr" - Internetslang für "too long, didn't read". "Da tut sich ein riesiger Diskussionsrahmen auf", sagte Geschäftsführer Andreas Gebhard.

Andreas Gebhard im Corsogespräch mit Fabian Elsäßer |
Europaletten gefüllt mit gepressten Pappen und Zeitungen, darauf das Banner mit dem Motto der re;publica "too long, didn't read".
Die re:publica findet 2019 zum 13. Mal statt (Deutschlandradio / Simon Detel)
Mit dem Kürzel "tl dr" sei gemeint, dass man sich gerne an Überschriften oder Klickstrecken orientiere, aber nicht mehr hinter die Fassade blicke, sagte Geschäftsführer Andreas Gebhard im Corsogespräch. Es gehe darum, dass große Diskussionen in der digitalen Welt häufig mit verkürzten, oft auch mit hassbehafteten Inhalten geführt würden.
Dem Kleingedrucktem ausgeliefert
Das Schlagwort "tl dr" beziehe sich auch auf das Kleingedruckte im Netz, etwa die endlos scheinenden Nutzungsbestimmungen oder Einverständniserklärungen. Das bedeutet nach Gebhards Einschätzung, dass User den Nutzungsbestimmungen von Unternehmern hilflos ausgeliefert sind: Wer nicht zustimme, könne auch nicht teilnehmen. "Das ist natürlich ein großes Problem, wenn man zum Teil gar nicht in der Lage ist, diese juristischen Inhalte zu verstehen. Da tut sich ein riesiger Diskussionsrahmen auf", so Gebhard. In der politischen Diskurskultur werde hingegen immer kürzer gesprochen und eine tiefgründige Diskussion finde vielfach nicht statt.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.