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Digitalpakt für Schulen
"Pädagogik geht vor Technik"

Kommt die digitale Schule oder kommt sie nicht? Ekkehard Winter, der Geschäftsführer der Deutschen Telekom Stiftung, ist optimistisch, dass der sogenannte Digitalpakt kommen wird. Die Mittel würden aber nur dann vergeben werden, wenn es entsprechende Medienkonzepte gäbe. "Sonst drohen Investitionsruinen", sagte er im Dlf.

Ekkehard Winter im Gespräch mit Kate Maleike |
    Schülerinnen sitzen an einem Computer-Arbeitsplatz in einer Grundschule.
    Eigentlich sollte der Digitalpakt schon 2018 umgesetzt werden. (picture alliance / dpa / Friso Gentsch)
    Kate Maleike: Der bildungspolitische Flickenteppich, der gehört abgeschafft. SPD-Kanzlerkandidat Schulz will sich also, nennen wir es mal: das dickste Brett im Bildungsdeutschland vornehmen. Angekündigt klingt das ja meistens recht plausibel, aber Handlungen lassen dann gerne mal auf sich warten. Bestes Beispiel dafür ist der Digitalpakt für Schulen. Der Bund hat diesen Pakt mit fünf Milliarden Euro angekündigt. Die Länder fordern jetzt die Einlösung, denn der Pakt sollte ursprünglich 2018 starten. Kooperative Bildungspolitik stellt man sich da etwas anders vor, zumal wenn es um so ein wichtiges Thema geht, denn schließlich wollen doch alle investieren, wenn es um die bessere digitale Schule geht, oder? Ekkehard Winter, der Geschäftsführer der Deutschen Telekom Stiftung, setzt sich seit Jahren für eine digitale Schule ein, zusammen mit anderen Stiftungen, auch in der Initiative "Forum Bildung Digitalisierung". Guten Tag, Herr Winter!
    Ekkehard Winter: Guten Tag, Frau Maleike!
    Maleike: Welche Informationen haben Sie denn in Ihrem Forum? Steht der Digitalpakt tatsächlich auf der Kippe?
    Winter: Nein, diese Informationen haben wir eigentlich nicht, sondern die Gespräche scheinen auf Ministerebene weiterzugehen. Es war ja eigentlich klar, dass endgültige Richtlinien für die Vergabe der Paktmittel dann doch erst nach der Bundestagswahl kommen würden. Im Übrigen wäre es natürlich eine ungeheure Blamage für die Politik und auch für Deutschland insgesamt, wenn der Digitalpakt nicht kommen würde, aber das wird meines Erachtens nicht geschehen. Niemand kann ernsthaft hinter das Verhandlungsergebnis zurück, was ja schon Anfang Juni verkündet wurde mit dem Eckpunktepapier, das die KMK vorgestellt hat. Also ich bin da sehr optimistisch, dass der Digitalpakt kommen wird.
    "Bildungssystem in Deutschland ist sehr komplex"
    Maleike: Wie beurteilen Sie denn dann dieses Herumeiern? Wenn doch klar ist, dass er kommt, dann könnte man das auch mal festzurren. Die Ankündigung haben wir ja seit dem letzten Dezember.
    Winter: Ja, das ist richtig. Wie gesagt, die Gespräche gehen ja auch tatsächlich weiter. Es hat hier sicherlich Verstimmungen gegeben - beziehungsweise eine ganz sicher, eben in dieser Pressekonferenz, die die KMK am 1. Juni durchgeführt hat - obwohl weder die Ministerin noch die Staatssekretärin teilnehmen konnten. Die mussten absagen, und dann hat die KMK die Pressekonferenz dennoch durchgeführt, und dann hat das BMWF gesagt, wir haben das noch nicht sozusagen ratifiziert. Also ich nehme das tatsächlich nicht so ernst. Das sind Irritationen, die werden wir vergehen. Jetzt ist natürlich auch Vorwahlkampfs- oder Wahlkampfszeit, da kocht sowas natürlich gerne auch mal hoch. Man muss aber jetzt grundsätzlich sagen, dass das Bildungssystem in Deutschland nun mal sehr komplex ist. Nicht nur der Bund und die Länder sind ja hier gefragt, sondern auch die Kommunen als Schulträger, und die sollen ja auch die Mittelempfänger im Digitalpakt sein. Das wird ja gerne vergessen. Die verschiedenen Player müssen sich zusammenraufen. Das ist anstrengend und geht kaum ohne gewisse Reibungsverluste.
    Maleike: Das Bundesverkehrsministerium ist ja jetzt in gewisser Weise ein bisschen in die Bresche gesprungen. Letzte Woche erst hat Minister Dobrindt eben Städte und Gemeinden und die Kommunen aufgefordert, schon mal Anträge zu stellen sofort, damit die digitale Schule mit Breitbandnetz und so weiter versorgt werden kann. Was sagen Sie denn im "Forum Bildung Digitalisierung"? Wie muss dieser Digitalpakt auch inhaltlich ausgestattet sein, weil Pädagogik gehört da ja auch rein?
    Medienkonzepte auf Schulträgerebene nötig
    Winter: Das ist ganz zentral. Das steht auch natürlich in dem Papier des BMWF. Das steht selbstverständlich auch bei den Kultusministern. Es steht im Papier des Deutschen Städtetages, der sich ja auch dazu geäußert hat. Pädagogik geht vor Technik, denn sonst drohen Investitionsruinen. Das hatten wir ja schon in der Geschichte der Bundesrepublik an mehreren Stellen, dass investiert wurde in Technik, ohne dass eigentlich pädagogische Konzepte vorlagen, und das darf eben nicht wieder geschehen. Insofern werden die Mittel ja auch gemäß diesem Eckpunktepapier nur dann vergeben, wenn Medienkonzepte auf Schulträgerebene vorliegen, die wiederum fußen auf Medienkonzepten der Schulen. Also ohne ein solches Konzept darf es in der Tat keine Mittel geben.
    Maleike: Das setzt natürlich voraus – das haben Sie ja vorhin auch schon angedeutet –, dass die Verantwortlichen auch ein bisschen stärker miteinander arbeiten und nicht aneinander vorbei. Was haben Sie denn konkret in Ihrem Forum an Ideen, worauf sitzen Sie gerade sozusagen, brüten Sie für diesen Digitalpakt?
    Winter: Also ich möchte ganz klar sagen, dass wir als Stiftungen natürlich keine fertigen Lösungen haben. Das ist ein Entwicklungsthema, was schnell fortschreitet, und der Name Forum sagt es ja auch schon: Wir wollen eigentlich etwas ermöglichen und nicht etwas irgendwie vorschreiben. Deswegen arbeiten wir gegenwärtig vor allem bottom-up mit einer sogenannten Werkstattschule "Entwicklung digital". Dort sind acht 38 Schulen zusammen aus allen Bundesländern – das war uns wichtig – und von allen Schularten, und die überlegen sich halt, was die entscheidenden Rahmenbedingungen und Gelingensvoraussetzungen sind, um eben dieses Versprechen Pädagogik vor Technik einzulösen und dann auch gute Ansätze an andere Schulen weitergeben zu können, und so arbeiten wir eben in dieser Werkstatt nicht im stillen Stiftungskämmerlein, sondern gemeinsam mit denen, die das vor Ort dann umsetzen.
    In die Verhandlungen einbezogen
    Maleike: Das Forum, das kann man vielleicht mal sagen, besteht zum Beispiel auch aus der Bertelsmann Stiftung, der Robert Bosch Stiftung, der Siemens Stiftung, Stiftung Mercator und Ihre Stiftung. Das sind also sozusagen die ganz Großen, die sich ja sowieso für die Bildung schon engagieren. Inwieweit stimmen Sie sich denn dann auch mit der großen Bildungspolitik ab?
    Winter: Also wir sind in sehr engem Kontakt sowohl mit dem BMWF als auch mit den Ländern, als auch mit jetzt demnächst mit den Kommunen. Wir wurden auch tatsächlich von diesen Seiten erwähnt in den Verhandlungen und werden einbezogen, informiert, weil ich glaube, es bedarf dieses gesamtgesellschaftlichen Angangs, also sprich auch der Einbindung der Zivilgesellschaft, damit dieses große Werk, was ja, wie gesagt, sehr komplex ist, gelingen soll. Insofern sind wir da sehr, sehr gut eingebunden und können vielleicht so einen gewissen Kitt in dem föderalen Klein-Klein anbieten, weil wir eben länderübergreifendes Lernen ermöglichen, was sonst eben leider nicht so häufig stattfindet.
    Maleike: In "Campus und Karriere" war das Ekkehard Winter, der Geschäftsführer der Deutschen Telekom Stiftung, zu der Wackelpartie beim Digitalpakt für Schulen. Danke schön für das Gespräch!
    Winter: Gerne!
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.