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Digitalstrategie NRW
Die mobile Robo-Klasse

Im Zuge seiner schulischen Digitalstrategie will Nordrhein-Westfalen mit einem Vorzeige-Projekt bei Schülern, Eltern und Lehrern punkten: Die sogenannte mobile Digitalwerkstatt - ein Container-Klassenzimmer - tourt durch alle 53 Schulbezirke des Landes und zeigt, wie ein moderner Unterricht aussehen könnte.

Von Vivien Leue |
    Ein weißer Container mit schicken Plastikmöbeln und einem großen Flachbildschirm steht vor einer Schule. Darauf steht "Digitalwerkstatt".
    Die Digitalwerkstatt, ein mobiles Klassenzimmer in NRW, ermöglicht Schülerinnen und Schülern einen spielerischen Zugang zu Zukunftstechnologien wie Robotik. (Deutschlandradio/Vivien Leue)
    Lavinia Luise: "Das ist vorwärts, für eine Sekunde nach vorne, und Speed 255…"
    Lavinia Luise und Noah zeigen stolz ihren frisch programmierten Roboter.
    Noah: "Also wir haben die Richtungen programmiert, geradeaus, nach hinten und rechts …"
    Die beiden Zweitklässler der Fleher Schule in Düsseldorf sitzen in einem hell ausgestatteten mobilen Klassenzimmer. Der Container mit Fenstern, gläserner Eingangstür und bunten Möbeln tourt zurzeit durch Nordrhein-Westfalen. Mit dabei: Digital-Pädagogin Ronja Baetz.
    "Wenn die Kinder zu uns in die Digitalwerkstatt kommen, bringen sie diese Grundfertigkeiten, wie man ein Handy oder ein Tablet benutzt, eigentlich schon mit. Das heißt, es geht vielmehr darum, den Kindern beizubringen, wie man Dinge erstellen kann. Dieses Konsumieren passieren meist zuhause, dass sie vor Youtube sitzen, lange Videos anschauen, oder andere Apps ausprobieren. Unser Anliegen ist es, den Kindern zu zeigen, dass man diese digitalen Geräte als Gegenstand, als Werkzeug nutzen kann, um selber kreativ zu werden, um selber Dinge zu erstellen."
    Besserer Unterricht statt Spielereien im Klassenzimmer
    Das mobile Klassenzimmer ist Teil der Digitalstrategie des nordrhein-westfälischen Schulministeriums. Das Projekt soll vor Ort zeigen, was im Rahmen eines modernen Unterrichts möglich ist – und auch Ängste abbauen, wie Staatssekretär Mathias Richter erklärt:
    "Es soll animieren, es soll informieren, an der einen oder anderen Stelle vielleicht auch den Eltern die Ängste und Sorgen nehmen, dass wir hier nicht die Spielerei ins Klassenzimmer holen, sondern, dass es darum geht, Unterricht besser zu machen und hochmotivierte Kinder im Unterricht zu haben."
    Eine Woche lang bleibt der Klassenraum mit Roboter, Tablet und zwei Digital-Pädagoginnen an einer Schule. In dieser Zeit wird nicht nur Unterricht für die Zweit- bis Viertklässler angeboten, sondern auch ein Elternabend und Lehrerfortbildungen. Dieser zusätzliche Blick auf die Pädagogen sei wichtig, meint der Düsseldorfer Stadtdirektor Burkhard Hintzsche.
    "Weil es da häufig die Angst gibt, dass man sich etwas fit gemacht hat, aber auf wesentlich fittere Schülerinnen und Schüler trifft."
    Ein Tropfen auf dem heißen Stein
    Insgesamt 53 Schulamtsbezirke sollen 2019 vom Team der Digitalwerkstatt besucht werden, das heißt: Nur eine Schule kann pro Bezirk an dem Projekt teilnehmen. Ein Tropfen auf den heißen Stein, könne man meinen. Staatssekretär Richter weiß, dass das Projekt nur ein erster Anstoß sein kann und verspricht, im Rahmen der neuen Digitalstrategie des Schulministeriums noch weitere Impulse zu setzen.
    "Wir wollen jetzt starten mit unserer Strategie, aber dafür ist wichtig: Wie genau ist der Digitalpakt Schule des Bundes ausgerichtet, auch inhaltlich ausgerichtet, weil das wieder Auswirkungen hat auf unsere Strategie."
    Deshalb müsse man hier jetzt zügig zu einem Ergebnis kommen. Im Dezember hatte die Diskussion um den Digitalpakt Schule in der nordrhein-westfälischen Landesregierung für Verstimmung gesorgt. Schulministerin Yvonne Gebauer, FDP, setzt stark auf diese Unterstützung des Bundes, Ministerpräsident Armin Laschet, CDU, kritisiert allerdings, dass für den Digitalpakt föderale Bestimmungen im Grundgesetz geändert werden müssten. NRW könnte rund eine Milliarde Euro durch den Digitalpakt bekommen.
    Dieses Geld ist bitter nötig. Denn viele Schulen im Land haben noch kein Wlan, kaum Tablets, geschweige denn Roboter.
    "Wir müssen zusammenarbeiten: Lehrer, Eltern, Kinder, Schule – damit dieser digitale Wandel geschehen kann. Natürlich wünschen wir uns, dass es danach weitergeht. Wenn aber kein Tablet und kein Internet vorhanden ist, ist auch uns bewusst, dass das eher eine Wunschvorstellung ist. Aber wir stoßen den Gedanken an und wir hoffen einfach darauf, dass dieser Begeisterungsfunke überspringt, und dass sie danach weitermachen wollen", sagt Digital-Pädagogin Ronja Baetz.
    Die Schüler der Fleher Grundschule zeigen, warum es sich lohnt, diese Kraftanstrengung jetzt wirklich zu wagen: Sie sind begeistert und hochmotiviert.