Eine eigene Körperheizung zu haben, kostet zwar ziemlich viel Energie, doch sie bietet auch enorme Vorteile. Endotherme, also gleichwarme Tiere können auch dann noch auf Jagd gehen, wenn ihre kaltblütigen Konkurrenten auf der Strecke bleiben. Denn bei Kälte müssen wechselwarme Tiere darauf warten, dass sie von der Sonne aufgewärmt werden. Lange Zeit gingen Wissenschaftler davon aus, dass auch Dinosaurier ähnlich wie heute lebende Krokodile wechselwarm waren. Doch die Körpertemperaturen, die Robert Eagle von der University of California und seine Kollegen anhand fossiler Eierschalen ermittelt haben, zeigen, dass sie sehr wohl in der Lage waren, sich aktiv aufzuwärmen.
"Wir haben mit unserer Methode Körpertemperaturen von etwa 32 bis 33 Grad gemessen. Das liegt zwar unter den Werten, die heutige Vögel erreichen, aber immerhin war die Körpertemperatur der untersuchten Dinosaurier um 6 Grad höher als die durchschnittliche Umgebungstemperatur, die zu Lebzeiten der Tiere während der Kreidezeit geherrscht hat."
"In einer Art physiologischem Zwischenstadium"
Um die Körpertemperatur der Dinosaurier zu bestimmen, haben die Forscher untersucht, wie häufig eine bestimmte Variante des Kalziumkarbonat-Minerals Kalzit in fossilen Eierschalen der Tiere vorkommt. Dieses Isotop bildet sich umso häufiger, je niedriger die Körpertemperatur zum Zeitpunkt der Ovulation, also der Bildung des Eis war. Um zu testen, wie verlässlich ihr chemisches Thermometer ist, haben die Forscher es an heute lebenden Vögeln erprobt. Bereits vor fünf Jahren haben Eagle und seine Kollegen die Zähne ausgestorbener Dinosaurier untersucht. Auch damals folgerten die Forscher, dass die Körpertemperatur der Tiere über der Umgebungstemperatur gelegen haben muss. Damals wurden jedoch nur große Dinos untersucht, und diese könnten allein deshalb eine höhere Temperatur gehabt haben, weil sie weniger Wärme über ihre Hautoberfläche verlieren, als kleinere Tiere. Der nun untersuchte Oviraptor wog jedoch nur etwa 35 Kilogramm.
"Der Stand der Diskussion unter Forschern ist derzeit, dass die Dinosaurier wahrscheinlich in einer Art physiologischem Zwischenstadium waren. Dass sie ihre Temperatur zwar in gewissem Umfang regulieren konnten, aber eben nicht so gut wie heutige Vögel oder Säugetiere. Mit dieser Theorie stimmen unsere Ergebnisse gut überein und das ist für mich eigentlich das Spannendste an dieser Studie: Dass wir bei den untersuchten Dinosauriern vielleicht eine Art Übergang von einer wechselwarmen zu einer gleichwarmen Physiologie beobachten können."
Ein interner Thermostat könnte gegen Ende der Kreidezeit vor etwa 66 Millionen Jahren überlebenswichtig gewesen sein. Damals wurde es auf der Erde deutlich kühler, viele Tier- und Pflanzenarten starben aus. Auch die Dinosaurier. Wer seinen Stoffwechsel trotz niedriger Temperaturen auf Trab halten konnte, hatte vermutlich bessere Karten, so Robert Eagle.
"Ich denke, es ist kein Zufall, dass Vögel und Säugetiere das große Artensterben am Ende der Kreidezeit überlebt haben. Ihr Metabolismus hat ihnen sicher einen Vorteil verschafft - vielleicht konnten sie weitere Strecken zurücklegen, um nach Nahrung zu suchen, weil sie sich selbst aufwärmen konnten. Natürlich ist es schwierig, das Aussterben der Dinosaurier auf einen einzelnen Faktor zu reduzieren, doch das könnte mit eine Rolle gespielt haben."
Eine Art chemisches Thermometer
Für allgemeine Aussagen sei es jedoch noch zu früh, gibt Robert Eagle zu Bedenken. Dinosaurier waren damals weit verbreitet und ihr Stammbaum sehr verzweigt. Es könnte also auch Arten gegeben haben, die die so genannte Endothermie schon voll entwickelt hatten, also gleichwarm waren.
"Wir können von unseren Untersuchungen natürlich nicht auf alle Dinosaurier schließen. Aber das ist in Ordnung, schließlich bedeutet das, dass es für uns Forscher noch viel zu tun gibt. Als nächstes wollen wir die fossilen Eierschalen sehr früher Vögel untersuchen, die während der Kreidezeit gelebt haben. Dann wissen wir, ob diese schon wie heutige Vögel gleichwarm waren oder ob sie sich wie die untersuchten Dinos nur ein bisschen aufwärmen konnten."
Mit den Ergebnissen ist allerdings frühestens in ein paar Jahren zu rechnen. Bis die Forscher ihre aktuelle Studie veröffentlichen konnten, sind sieben Jahre vergangen.
Die Wissenschaftler hatten Eierschalen von Titanosauriern aus Argentinien und von Oviraptorosauria aus der Mongolei analysiert. Dafür nutzten sie eine Art chemisches Thermometer.
Die Titanosaurier gehören zu den Sauropoden - das sind große pflanzenfressende Dinos mit einem langen Hals und kurzem Kopf. Oviraptorosauria waren kleiner. Sie liefen auf zwei Beinen und sind vermutlich nahe mit den Vorfahren heutiger Vögel verwandt.