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Diskriminierung durch Knabenchöre?
Gleiche Chancen für Knaben und Mädchen

Darf der Berliner Staats- und Domchor ein Mädchen ablehnen oder ist das Diskriminierung? Darüber wird bald ein Gericht entschieden. Der Kölner Domkapellmeister Eberhard Metternich hält an der Trennung in Knaben- und Mädchenchor fest, für ihn ist die gleichwertige Ausbildung für Jungen und Mädchen entscheidender.

Domkapellmeister Eberhard Metternich im Gespräch mit Susann El Kassar |
    Ein Knabenchor steht im Altarraum einer großen Kirche und singt.
    Der Knabenchor Hannover bei einem Konzert (Nils Ole Peters )
    Der Mädchenchor am Kölner Dom wurde 1989 gegründet, kurze Zeit nach Eberhard Metternichs Amtsantritt. Damals habe es Erwägungen gegeben, aus dem Domchor, dem Knabenchor, einen gemischten Chor zu machen. "Ich habe mich bewusst dafür entschieden, dieses besondere Kleinod Knabenchor am Kölner Dom zu erhalten", erinnert sich Domkapellmeister Metternich. Er selbst war als Junge Mitglied der Limburger Domsingknaben.
    Unterschied in der Klangstärke
    Die Trennung nach Geschlechtern begründet Metternich unter anderem mit der Stimmqualität: "Knabenstimmen haben gerade im Alter von elf bis 13 - oder einfach vor dem Stimmbruch - eine Klangstärke, eine Klangqualität, die sich fast mit erwachsenen Frauenstimmen vergleichen lässt. Mädchen kommen erst später auf dieses Level. Die Knaben haben nur in dieser Phase die Zeit, diese Literatur zu singen."
    Für den Domkapellmeister stellt sich weniger die Frage, ob Knabenchöre zugunsten gemischter Chöre aufgelöst werden sollten. Metternich sieht vielmehr die Traditions-Knabenchöre in der Pflicht ähnliche gute Förderprogramme für Mädchen anzubieten. "Bei allen namhaften Knabenchören, die wir so kennen, gibt es ein recht großes System nur für einen Knabenchor. Und es gibt kein adäquates System der Ausbildung für einen Mädchenchor. Bei uns am Kölner Dom ist das anders. Wir haben ein System bei dem Knaben und Mädchen auf gleichem Level ausgebildet werden."