
Faeser erläuterte in den "Tagesthemen", dass sie auch ein Verbot halbautomatischer Pistolen für denkbar hält. Sie betonte, der von ihr bereits vorgelegte Entwurf müsse angesichts der Tat noch einmal überprüft und gegebenenfalls angepasst werden. Nach dem Willen der Ministerin soll künftig unter anderem beim Antrag auf eine Waffenbesitzkarte geprüft werden, ob der Antragsteller unter psychologischen Gesichtspunkten geeignet ist. Die Ministerin sagte, dies müsse in Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbehörden erfolgen, weshalb hier eine bessere Vernetzung nötig sei.
Die Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen-Bundestagsfraktion, Mihalic, sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, künftig sollten nicht nur Unter-25-Jährige ein amtsärztliches Gutachten vorlegen müssen, wenn sie eine waffenrechtliche Erlaubnis beantragen.
Gewerkschaft der Polizei ebenfalls für Verschärfung
Auch die Gewerkschaft der Polizei schließt sich den Forderungen nach einer Verschärfung des Waffenrechts an. Der Gewerkschaftsvorsitzende Kopelke sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, eine schnelle Gesetzesänderung sei wichtiger als eine vorherige systematische Überprüfung der Anpassung. Es dürfe keine Zeit durch Personalmangel und Datenschutzprozesse verloren gehen. Auch müssten Waffen deutlich reduziert werden.
Kubicki (FDP) warnt vor übereilten Schlüssen
Der stellvertretende FDP-Parteivorsitzende Kubicki warnte nach der Amoktat von Hamburg vor übereilten politischen Schlüssen. In Deutschland gebe es eines der schärfsten Waffengesetze der Welt und trotzdem passierten solche Tragödien, sagte Kubicki dem Fernsehsender "Welt". Über psychologische Tests könne man reden, aber die natürliche Reaktion, "zunächst alles verbieten zu wollen, verbietet sich". Das sei eine menschlich nachvollziehbare Reaktion, aber sie helfe im Zweifel nicht weiter, sagte der FDP-Vize.
Bei dem Angriff in einem Gebäude der Zeugen Jehovas hatte ein Mann am Donnerstagabend sieben Menschen getötet und acht schwer verletzt. Der Täter erschoss sich, als die Polizei eingriff. Er war als Sportschütze registriert und durfte eine Waffe besitzen. Einem anonymen Hinweis auf eine mögliche psychische Erkrankung des Mannes gingen die Behörden nach, sahen aber keine Grundlage für den Entzug der Waffenerlaubnis.
Neben Bundesinnenministerin Faeser besuchte auch Hamburgs Erster Bürgermeister Tschentscher gestern den Tatort. Vor dem Gebäude legte er einen Kranz nieder und sprach den Angehörigen sein Beileid aus.
Diese Nachricht wurde am 11.03.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.