ePA
Diskussion über Vorteile und Risiken der elektronischen Patientenakte

Anfang nächsten Jahres soll die elektronische Patientenakte (ePA) flächendeckend eingeführt werden. Bundesgesundheitsminister Lauterbach (SPD) erhofft sich dadurch Vorteile bei der Patientenversorgung. Im Deutschlandfunk haben der Münchner Psychiater Meißner und die SPD-Gesundheitspolitikerin Stamm-Fibich über Vor- und Nachteile gesprochen. Eine Übersicht der Argumente.

    Ein Chip ist auf der Gesundheitskarte einer gesetzlichen Krankenkasse neben der Abbildung des Vitruvianischen Menschen von Leonardo da Vinci zu sehen.
    In der elektronischen Patientenakte sollen alle wichtigen Gesundheitsdaten an einem Ort gespeichert werden (Archivbild). (picture alliance / Panama Pictures / Christoph Hardt)
    Nach einem Gesetz der Ampel-Koalition bekommen alle Versicherten Anfang 2025 eine E-Akte von ihrer Kasse angelegt - es sei denn, man widerspricht. Viele Krankenkassen haben bereits ein entsprechendes Informationsschreiben an ihre Versicherten verschickt. Die ePA soll ein digitaler Speicher etwa für Angaben zu Medikamenten, Befunde und Laborwerte sein und Patienten ein Leben lang begleiten. Dies soll auch Behandlungsfehler, unnötige Mehrfachuntersuchungen und Arzneimittel-Wechselwirkungen vermeiden.

    Pro: Martina Stamm-Fibich (SPD), Gesundheitspolitikerin

    Die elektronische Patientenakte sei ein großer Mehrwert für die Patientinnen und Patienten, sagte die SPD-Gesundheitspolitikerin Stamm-Fibich im Deutschlandfunk. Informationen, etwa zu Vorerkrankungen oder auch zu einer Medikamentenunverträglichkeit seien jederzeit verfügbar. "Alles ist zentral auf einer Datei ersichtbar". Dadurch werde die Kommunikation zwischen Arzt und Patient verbessert.
    Stamm-Fibich betonte, die Patientinnen und Patienten könnten selbst entscheiden, was gespeichert werde. Die Daten seien verschlüsselt. Bei der Digitalisierung hinke Deutschland hinterher, betonte die SPD-Politikerin. Länder wie Dänemark oder Österreich zeigten bereits, das es mit der ePa zahlreiche Vorteile gebe. Zudem habe man in Deutschland bereits viel Geld investiert, es sei nun Zeit, dass die elektronische Patientenakte endlich eingeführt werde.

    Contra: Dr. Andreas Meißner, Psychiater in München und Sprecher des Bündnis für Datenschutz und Schweigepflicht (BfDS)

    Aus Sicht des Münchner Psychiaters Meißner bringt die elektronische Patientenakte kaum Vorteile. Bereits bei dem digitalen "E-Rezept" klagten zahlreiche Praxen über einen Mehraufwand, sagte Meißner im Deutschlandfunk.
    Dieser sei auch bei der ePA zu erwarten. "Wir werden mit einem Konvolut aus zahlreichen Dateien starten".
    Zudem ist Meißner, der auch Sprecher des Bündnisses für Datenschutz und Schweigepflicht (BfDS) ist, in einem anderen Punkt skeptisch: "Ich sehe einen Bruch der Schweigepflicht. Denn Ärzte werden verpflichtet, Daten zu übertragen."
    Das Wirtschaftlichkeitsgebot werde nicht eingehalten. Nach seiner Rechnung hat die Einführung der ePA mit Hard- und Software bereits etwa 10 Milliarden Euro gekostet, betonte Meißner. Er sieht gerade für ältere Menschen keinen Mehrwert, denn diese nutzten kaum moderne Geräte wie Smartphones oder Tablets. Sie könnten also gar nicht von dem neuen Angebot profitieren.
    Bezüglich der Datensicherheit zeigte sich der Medizinier ebenfalls skeptisch: In den USA etwa seien Fälle bekannt geworden, in denen Millionen Patientendaten gehackt worden seien. "Es wird viel Vertrauen in Demokratie verspielt", bilanzierte der Psychiater.

    Weitere Informationen:

    Elektronische Patientenakte - auf dem Weg zum Standard
    Diese Nachricht wurde am 24.10.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.