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Diskussion um Bienensterben

Biologie. - Das Absterben zahlloser Bienenvölker in der vergangenen Zeit beherrscht auch die Diskussion auf dem 41. Weltkongress der Imker im französischen Montpellier. Zur Wahl stehen verschiedene Ursachen, der Streit um den Hauptschuldigen tobt heftig.

Von Suzanne Krause |
    "Argentinien ist der fünftgrösste Honigproduzent weltweit. Und Nummer Eins beim Export. Im vergangenen Jahr haben wir 1,6 Millionen Bienenstöcke verloren, weil die Bienen weggestorben sind, weil Imker das Handtuch werfen."

    Lucas Martinez ist Präsident des argentinischen Imkerverbands Sada. Und gibt an: Im letzten Jahr verlor das Land dreissig Prozent seiner Honigbienenvölker.

    "Das grosse Problem bei uns ist der massive Anbau von Soja, Gen-Soja. Der verdrängt die Imker immer mehr, vor allem aus der Pampa, wo sie bislang arbeiteten. Der massive Herbizid-Einsatz killt die Bienen."

    Denn die Herbizide killen vor allem alle anderen Pflanzen, die Honigbienen als Nahrung dienen. Nach der Sojaernte bleibt nichts zurück als staubige, leblose Felder. Dass gentechnisch veränderte Pflanzen selbst die Bienen schädigen könnten, hält Karl Crailsheim für widerlegt. Crailsheim arbeitet am Institut für Zoologie in Graz:

    "Es gibt, würde ich sagen, ausreichend Untersuchungen, weil sehr viele Menschen, die besorgt sind über diese gentechnisch veränderten Pflanzen, auch Studien in Auftrag geben, die herauskriegen sollen, ob die Biene dadurch geschädigt wird. Weil sie ja eine der ersten in der Kette drinnen ist, die von solchen gentechnisch veränderten Pflanzen geschädigt werden können. Also ich glaube nicht, dass das ein grosser Mangel an Untersuchungen ist, der verursacht, dass wir bis jetzt noch keine positiven Daten oder negativen, je nachdem wie Sie das definieren wollen, haben."

    Bienenzüchter Martinez aus Argentinien jedoch ist der Meinung, dass gentechnisch veränderte Pflanzen seine Honigsammler auch direkt schädigen. Und das ist nur ein Beispiel für die Gräben, die beim Imkerweltkongress in Montpellier die Teilnehmer spalten. Dass beim erhöhten Bienensterben mehrere Faktoren als Gründe zusammenkommen, darüber sind sich alle einig. Heftige Kontroversen gibt es allerdings beim Thema Pestizide. Jean-Marc Bonmatin, Forscher am Zentrum für molekulare Biophysik in Orleans, ist einer der härtesten Kritiker moderner Insektizide:

    "Natürlich hat das massive Sterben der Honigbienen nicht überall in der Welt dieselben Gründe. Dennoch findet man Hauptzüge, die identisch sind. Ganz global lässt sich so zum einen beobachten: Überall dort, wo Pestizide eingesetzt werden, sind die Bienen anfälliger als andernorts. Und zum anderen: je mehr Pestizide eingesetzt werden, desto schwächer ist die Gesundheit der Bienen."

    In Deutschland wird seit fünf Jahren ein umfangreiches Bienenmonitoring durchgeführt. Als Hauptursache für das vermehrte Sterben der Honigbienen nennen die Verantwortlichen an erster Stelle, dass die Kolonien stark von der Varroa-Milbe befallen seien. In anderen Ländern gelten Virus-Erkrankungen als Hauptgrund. Bonmatin jedoch ist nach jahrelanger Forschungsarbeit der Überzeugung: vor allem die modernen, hochwirksamen Insektizide schwächen den Organismus der Nutztiere, sodass sie sich dann nicht mehr vor Parasiten oder Krankheiten schützen können. Ein heiss debattiertes Thema beim Weltimkerkongress Apimondia. Karl Crailsheim nutzt das internationale Treffen, um für das EU-Projekt Coloss zu werben. Dabei soll ein EU-weit gültiger Standard zur Erhebung des Honigbienensterbens entwickelt werden. Um die Daten aus den einzelnen Ländern überhaupt miteinander vergleichen zu können. Um vielleicht damit den Gründen besser auf die Spur zu kommen.