Der Aufstand in der CDU gegen die Flüchtlingspolitik der Kanzlerin sei ausgeblieben, sie sitze fest im Sattel, sagte Michael Spreng. Die personelle Lage der Partei sei zudem "ausgezehrt". Er hält es daher für ausgeschlossen, dass Angela Merkel nicht ein viertes Mal als Bundeskanzlerin kandidiert.
Spreng war von 1998 bis 2000 Chefredakteur der "Bild am Sonntag" und hat im Bundestagswahlkampf 2002 die Kampagne des damaligen Unions-Spitzenkandidaten Edmund Stoiber geleitet.
Für heute Abend hat Merkel eine Pressekonferenz angekündigt. Es wird erwartet, dass sie dann bekanntgibt, ob sie sich im Dezember beim Bundesparteitag in Essen erneut um den CDU-Vorsitz bewerben und 2017 zum vierten Mal als Kanzlerkandidatin antreten will.
"Eine der letzten einigermaßen stabilen Führungsfiguren"
Dass Merkel in vielen internationalen Medien seit der Wahl Donald Trumps zum neuen US-Präsidenten als letzte Verteidigerin des liberalen Westens beschrieben wird, sei ihr eher unangenehm, glaubt Spreng. "Aber unbestreitbar ist, dass sie wirklich eine der letzten einigermaßen stabilen Führungsfiguren der westlichen Länder ist - und das könnte auch ihr Wahlkampfmotto werden: Damit Deutschland stabil bleibt, damit Deutschland berechenbar bleibt. Im Gegensatz zu all den Staaten, die unberechenbar werden können - wie Frankreich."
"Die SPD ist sehr unsortiert"
In der SPD sei die Lage mit Blick auf die Bundestagswahl noch konfus, sagte Spreng. "Die SPD ist sehr unsortiert." Er gehe davon aus, dass Parteichef Sigmar Gabriel sich als Kanzlerkandidat aufstellen lassen will. Der Europapolitiker Martin Schulz wäre Sprengs Ansicht nach aber der härtere Gegner für die Amtsinhaberin. "Ein ausgewiesener Europakenner würde Merkel eher in Bedrängnis bringen."
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