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Dissident, Demokrat, Dichterpräsident

Der Dramatiker und Dissident Vaclav Havel war die Symbolfigur des gewaltlosen Widerstandes. Mit seinen geistreichen Reden, mit seiner unprätentiösen Geselligkeit, mit seiner Suche nach der Wahrheit in Leben und Politik blieb er eine Ausnahmeerscheinung. Am Sonntag starb Tschechiens ehemaliger Präsident im Alter von 75 Jahren.

Von Brigitte Baetz |
    Der Dichter, Dissident und Demokrat Vaclav Havel ist tot. Unter den Staatsmännern Europas war er wohl der am wenigsten staatsmännische, unter allen nationalbewussten Politikern der am wenigsten nationalistische. Er galt als Mann des Ausgleichs und des Friedens, war gleichwohl kein Pazifist. Mit seiner Vielschichtigkeit und seinem Pochen auf moralische Integrität machte er es weder sich selbst noch seinen Landsleuten, den Tschechen, leicht. Scheu, fast ein wenig linkisch im Auftreten verschaffte der Dichterpräsident, der sich in Jeans und Lederjacke sichtbar wohler fühlte als im Anzug, seinem Land gleichwohl weltweite Anerkennung und Respekt.

    "Königliche Hoheiten, meine Herren Präsidenten, Herr Bundeskanzler, meine Herren Ministerpräsidenten, Herr Oberbürgermeister, meine Damen und Herren. Der internationale Karlspreis, den ich heute entgegennehme, ist seit seiner Entstehung eng mit der Einheit Europas verbunden gewesen. Vor 36 Jahren sagte an dieser Stelle Winston Churchill, als er den Karlspreis entgegennahm: Die Tschechoslowakei wird die Freiheit wiedergewinnen, und Deutschland wird wieder vereinigt sein. Ich bin der erste Preisträger, der das Glück hat, hier verkünden zu können, mit Winston Churchill: Die Tschechoslowakei ist frei und Deutschland ist wiedervereinigt."

    Vaclav Havel erblickte am 5. Oktober 1936 in Prag das Licht der Welt – in der ersten Tschechoslowakischen Republik, drei Jahre bevor Hitler das Protektorat Böhmen und Mähren dem Deutschen Reich eingliederte. Die Havels waren Großbürger, vereinten Geschäftssinn und kulturelle Interessen. Sein Vater war ein bedeutender Bauunternehmer, sein Onkel ein Pionier der tschechischen Filmwirtschaft. Gründe dafür, dass der junge Havel in der kommunistischen Nachkriegstschechoslowakei als Bourgeois geächtet wurde. Ein Studium blieb ihm deshalb zunächst verwehrt.

    Dies hinderte ihn jedoch nicht daran, sich mit Fleiß und Ehrgeiz relativ früh im kulturellen Leben seiner Heimat bekannt zu machen. Nach der Pflichtschule arbeitete er als Chemielaborant, holte auf dem Abendgymnasium sein Abitur nach und veröffentlichte bereits mit 20 Jahren erste literarische Artikel. Er studierte kurze Zeit Wirtschaft, konzentrierte sich aber bald auf Theater und Literatur. Erst in den 60er-Jahren schloss er ein Fernstudium im Fach Dramaturgie ab.

    Havel begann als Bühnenarbeiter beim Theater ABC und war ab 1960 am legendären Theater am Geländer tätig - als Dramaturg, Regisseur und Hausautor. In wenigen Jahren entstanden erste Stücke – "Gartenfest" zum Beispiel, "Benachrichtigung", "Erschwerte Möglichkeiten der Konzentration". Sie brachten dem Autor doppelte Anerkennung: Lacherfolge im eigenen Land, wo sie als knalliger Slapstickklamauk getarnt wurden und staunende Anerkennung in Westeuropa. Mit den Mitteln des absurden Theaters hielt Havel der Bürokratie und der Erstarrung des gesellschaftlichen Lebens in seinem Land den Spiegel vor - schon damals sein Thema: die Gefahren totalitärer Machtansprüche für Staat und Individuum.

    Für den Dramatiker wie den Essayisten Havel war das Hauptproblem der kommunistischen Gesellschaft eines, das auch die kapitalistischen Staaten betraf: die Entfremdung des Menschen von der sogenannten "Lebenswelt". Die Wissenschaft, so Havel, hat die Rolle eingenommen, die einst einem unbekannten höheren Wesen vorbehalten war. Doch die Wissenschaft bringt die Menschen der Wahrheit nicht näher, im Gegenteil. Die Entfremdung in einer von der Wissenschaft beherrschten Welt zeigt sich in ihrer Extremform in der Entwertung der Worte. Sie verlieren ihren Sinn, werden flexibel einsetzbar. In seiner Dankesrede zur Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, zu der Havel nicht ausreisen durfte, ließ er den Schauspieler Maximilian Schell erklären, dass das Wort "Freiheit" nur dann eine Bedeutung hat, wenn man diese Freiheit auch lebt.

    "Ich erinnere mich immer noch, wie ich zu Beginn der 70er-Jahre einige meiner westlichen Freunde und Kollegen traf, die mir auswichen aus Furcht, dass sie durch einen wie auch immer gearteten Kontakt zu mir, den die hiesige Regierung nicht gerade liebte, eben diese Regierung überflüssigerweise provozieren, und damit die zerbrechlichen Fundamente der aufkeimenden Entspannung bedrohen könnten. Ich spreche darüber natürlich nicht wegen meiner Person als solcher und schon überhaupt nicht, weil ich mir etwa leidtäte. Haben doch damals eher sie mir leidgetan, denn nicht ich war es, sondern sie, die freiwillig auf ihre Freiheit verzichteten."

    "In der Wahrheit leben", das war Vaclav Havels Credo. Schon früh in seiner Arbeit unter politischen Druck geraten, griff er auf dem IV. Schriftstellerkongress im Juni 1967 die staatliche Zensur und den Machtapparat der Kommunistischen Partei an. Er engagierte sich im Prager Frühling als prominenter Wortführer der nicht kommunistischen Intellektuellen, die den von Alexander Dubček eingeleiteten Reformprozess unterstützten.

    "Das, was wir vor uns sehen, ist nicht der übliche, halbmilitärische Maiumzug, sondern ein Spaziergang von Abertausenden, die gekommen sind, um zu bekräftigen, dass sie für eine freie, sozialistische Demokratie sind."

    Doch die Aufbruchstimmung in der Tschechoslowakei hielt nicht lange, wurde von den sozialistischen Bruderstaaten niedergeknüppelt.

    "Vor zehn Minuten hat der tschechoslowakische Rundfunk aus Prag berichtet, dass die Panzer sich dem Rundfunkgebäude genähert haben. Es sind wohl offenbar Barrikaden gebaut worden. Plötzlich hörte man Schüsse, der Rundfunksprecher beschwor die Leute, Ruhe zu bewahren."

    Verhaftung, Unterdrückung, Zensur. Vaclav Havel, der in den USA einen Studienaufenthalt verbrachte, kehrte trotzdem in die ČSSR zurück, hörte nicht auf, wie andere mutige Intellektuelle auch, die verordnete politische Ruhe im Land zu stören. Das wiederholte Urteil: Staatsgefährdung. Der Schriftsteller erhielt Publikationsverbot.

    Gleichwohl schrieb Havel mehrere Briefe an KP-Chef Husák, wie den vom April 1975, in welchem er dessen verordnete "Normalisierung" als Terror gegen die gesamte Nation entlarvte:

    "Nur aus Angst tun Menschen, was ihnen befohlen wird und sagen, woran sie nicht glauben. Nicht mehr Angst vor Schauprozessen, Folterungen, Deportationen, Hinrichtungen, aber Angst vor dem allgegenwärtigen Druck und der allgegenwärtigen Geheimpolizei. Das alles schafft eine tschechoslowakische politische Apartheid. Das Regime interessiert sich nicht für die Menschen, die Menschen flüchten in Egoismus und Karrierismus - überall spürt man Resignation, moralische Krise und geistige Impotenz."

    Und doch gärte es weiter. Als die alternative Band "Plastic People of the Universe", die trotz Auftrittsverboten im Land tourte, verhaftet wurde, war das für Havel "ein Angriff des totalitären Systems auf das Leben selbst, auf die menschliche Freiheit und Integrität". Es galt in seinen Augen einen Präzedenzfall zu verhindern.

    Mit Verweis auf die Schlussakte von Helsinki protestierten Wissenschaftler, Künstler, Arbeiter und Geistliche, unter ihnen auch Mitglieder der kommunistischen Partei, gegen die Unterdrückung der Meinungsfreiheit. Die "Charta 77" wurde von führenden westeuropäischen Tageszeitungen im Januar 1977 nachgedruckt. Durch die intensive Gegenkampagne des Staates wurde der Text der Charta bald im ganzen Lande bekannt, aus dem einmaligen Protest eine regelrechte Bewegung, die auch im Ausland große Beachtung fand. Ihre Sprecher: Vaclav Havel, der Philosoph Jan Patočka, der später im Polizeiverhör sterben sollte, und der ehemalige Außenminister Jiři Hájek. Mit ihrer Arbeit dokumentierten sie Menschenrechtsverletzungen und trugen dazu bei, dass die Weltöffentlichkeit über die Vorgänge in der Tschechoslowakei auf dem Laufenden blieb. Dreimal wurde Havel verhaftet und verbrachte insgesamt mehr als fünf Jahre im Gefängnis.

    In dieser Zeit schrieb er seine später berühmt gewordenen "Briefe an Olga", seine erste Frau, er redigierte weiterhin eine regimekritische Zeitschrift, die in Frankreich erschien. Der Westen überhäufte ihn mit Ehrungen und half so vermutlich mit, dem immer wieder kränkelnden Havel einen Teil seiner Haftzeit zu ersparen. Doch erst das Tauwetter in der Sowjetunion brachte die Wende. Die internationalen Veränderungen im Zuge der Perestroika machten den bekanntesten tschechischen Dissidenten bald zum Zentrum des politischen Geschehens in der ČSSR.

    "Die Erfahrung, die wir in diesem System machen, lehrt uns nachdrücklicher als die in einer offenen Gesellschaft, dass der einzig richtige und sinnvolle Ausgangspunkt jeder Politik die Moral ist. Politik ist eine Form praktizierter Moral. Auch der Protest gegen ein System, das schlecht ist, weil es die Menschenwürde verletzt, muss von einer moralischen Revolution ausgehen. Das heißt, jeder muss bei sich selbst anfangen, muss sich bemühen, sich von der allgemeinen Schizophrenie zu befreien, muss aufhören zu lügen, nur weil es bequem ist, muss sich wahrhaftig verhalten."

    Eingeleitet durch eine Studentendemonstration verlief die sogenannte "Samtene Revolution" friedlich. Die Glaubwürdigkeit und Integrität Havels und seiner Mitstreiter trugen entscheidend dazu bei, dass kein gefährliches Machtvakuum entstehen konnte. Der Dramatiker und Dissident Vaclav Havel war die Symbolfigur des gewaltlosen Widerstandes.

    "Unsere friedliche Revolution entstand aus dem Widerstand der Studenten und zuletzt auch der ganzen Nation gegen Gewalt, Schmutz, Intrigen, Unrecht, Mafiastrukturen, Privilegien und Verfolgungen. Bewahren wir ihre Freiheit, Friedlichkeit, ihren liebevollen und heiter-freundlichen Charakter. Sorgen wir dafür, dass diese Werte auch weiter blühen. Lassen wir nicht zu, dass - wer auch immer - auf irgendeine Weise dieses schöne Antlitz unserer friedlichen Revolution beschmutzt. Wahrheit und Liebe müssen siegen über Lüge und Hass."

    "Havel auf die Burg", skandierten die Menschen, noch bevor der neue Vorsitzende des "Bürgerforums" zum ersten demokratischen Staatspräsidenten nach dem Krieg bestimmt wurde. Und Havel überraschte nicht nur seine eigenen Landsleute, als ihn sein erster Staatsbesuch ausgerechnet nach Deutschland führte. Er war fest entschlossen, in den Beziehungen zwischen beiden Ländern, die im 20. Jahrhundert so tragisch verlaufen waren, ein versöhnliches Zeichen zu setzen. Mehrfach verurteilte Havel während seiner Amtszeit die Vertreibung der Sudetendeutschen:

    "Das war keine Strafe, sondern Rache. Außerdem haben wir die Deutschen nicht aufgrund einer erwiesenen Schuld vertrieben, sondern einfach als Angehörige einer Nation. Und so haben wir – in der Meinung, der historischen Gerechtigkeit freien Lauf zu geben, vielen unschuldigen Menschen unrecht getan - vor allem Frauen und Kindern."

    Gleichwohl tastete Havel die umstrittenen Beneš-Dekrete, die nach dem Krieg die Enteignung und Ausbürgerung der deutschen Minderheit legitimiert hatten, nicht an. Zu groß waren im eigenen Land die Widerstände - und Havel, der Mann des Ausgleichs, respektierte das. Ein anderer Präsident als der ehemalige Dissident mit dem hohen moralischen Ansehen, hätte den Aussöhnungsprozess mit Deutschland wohl kaum so weit vorantreiben können, wie Vaclav Havel es tat. Im Ausland feierte man ihn dafür, im Inland jedoch wuchs mit der Zeit die Entfremdung zwischen ihm und seinen Landsleuten.

    Es gelang Havel nicht, die Auflösung der zweiten Tschechoslowakischen Republik zu verhindern. Seine Rücktrittsdrohungen fruchteten nicht. Überhaupt war der Dichterpräsident nicht begeistert über die Entwicklung seines Landes. Seiner Ansicht nach teilte die neue herrschende politische Klasse das Gemeinwesen unter sich auf. Seine Vorwürfe: Es herrsche Konkurrenz, Kälte und Korruption.

    "Werden wir eine wirklich zivile und offene Gesellschaft sein, die es allen ermöglicht, auf verschiedenen Ebenen und auf verschiedene Weise ihr Schicksal zu beeinflussen und sich am politischen Leben im weitesten Sinne des Wortes zu beteiligen? Oder wird unser Gesellschaftssystem sich langsam und unumkehrbar so abschließen, sodass am Ende über das Wesentliche nur noch die gleiche kleine Bruderschaft entscheidet, in deren Händen sich die ökonomische, politische und mediale Macht konzentriert und die noch nicht mal vor den Grenzen zur Kriminalität zurückschreckt? Es gibt unter uns moderne und kultivierte Normalisatoren, die am liebsten überall, in jeder Sphäre die Strippen ziehen würden – angefangen bei den großen Unternehmen über Fernsehen und Presse, bis hin zu unseren Vertretungsorganen."

    Damit traf Havel vor allem einen Mann, der in vielerlei Hinsicht sein Antipode war und wenige Jahre später sein Nachfolger als Präsident werden sollte: Václav Klaus. Der überzeugte Marktliberale, der die Scheidung der armen Slowakei von dem wirtschaftlich potenteren Tschechien befürwortete und die Privatisierung des Landes erst als Finanzminister und später als Premier vorantrieb, blieb bis zum Schluss Havels Intimfeind. Der die Provokation liebende Mann der Wirtschaft Klaus und der Weltkulturbürger Havel hatten nichts gemein. Gleichwohl ging Havels Kritik an Klaus und dem Rest der politischen Klasse vielen Landsleuten zu weit.

    Überhaupt schien es, dass der Präsident, der mit der Rückerstattung des einst enteigneten väterlichen Vermögens zum Millionär geworden war, sich vom normalen Mann auf der Straße entfernt hatte. Seine "unpolitische Politik" mit dem hohen moralischen Maßstab wurde als unrealistisch betrachtet, seine wiederholten Einsprüche gegen gewählte Politiker als selbstgerechte Mäkelei und Teil eines privaten Feldzuges verstanden. Und: Nach dem Tod seiner bodenständigen und populären Frau Olga heiratete er die 17 Jahre jüngere Schauspielerin Dagmar Veskrnova - viel zu schnell, wie viele meinten.

    Gleichwohl blieb Havel das international anerkannte Gesicht Tschechiens. Kaum ein Politiker hat wohl mehr internationale Ehrungen erhalten als Vaclav Havel. Er war die Symbolfigur für den antikommunistischen Widerstand in Osteuropa und für die Überwindung alter Grenzen.

    "Die Erweiterung ist ein ganz klares Zeichen, dass die Allianz nicht nur ein Klub der Veteranen des Kalten Krieges ist, die mit leichtem Entsetzen das rätselhafte Geschehen in den postkommunistischen Ländern betrachten, sondern dass sie wirklich eine den ganzen euro-amerikanischen Kulturraum umspannende Organisation sein will. Europa ist nicht mehr geteilt und darf nicht mehr über die Köpfe seiner Bewohner hinweg und gegen ihren Willen in Interessens- oder Einflusssphären aufgeteilt werden."

    Er, der in Dissidentenzeiten für die Abschaffung aller Militärbündnisse plädiert hatte, führte die Tschechische Republik in die NATO. Und damit nicht genug: Er verteidigte das Bombardement Jugoslawiens durch die NATO ebenso wie den ersten und den zweiten Krieg gegen den Irak.

    "Unser Land hat in der Zeit meines Lebens zwei Erfahrungen gemacht, beide mit unübersehbaren tiefen und langfristigen Folgen: Die Erste war die Münchner Kapitulation, als die zwei europäischen Demokratien – angeblich im Interesse des Friedens – Hitlers Druck gewichen sind und ihm erlaubten, die damalige Tschechoslowakei zu verstümmeln. Sie haben dadurch selbstverständlich den Frieden nicht retten können. Im Gegenteil: Hitler hat gerade ihr Handeln in München als letztes Zeichen verstanden, dass er einen blutigen Weltkrieg entfachen kann. Ich glaube, dass nicht nur ich, sondern auch die meisten meiner Mitbürger diese Erfahrung als ein Argument dafür verstehen, sich dem Bösen von Anfang an zu widersetzen."

    Vaclav Havel, der die Macht bekämpfte, gleichwohl pragmatisch und machtbewusst vorgehen konnte, der den Dalai Lama und George Bush gleichzeitig zu seinen Freunden zählte, der gegen den Parteienstaat anging und gleichzeitig die Parteien gegeneinander auszuspielen wusste, kannte seine Widersprüche. Mit seinen geistreichen Reden, mit seiner unprätentiösen Geselligkeit, mit seiner Suche nach der Wahrheit in Leben und Politik blieb er eine Ausnahmeerscheinung. Und auch darin zeigte sich seine intellektuelle Redlichkeit: dass er bis zum Schluss daran zweifelte, ob er richtig gehandelt hatte.
    "Ich frage mich jetzt, ob es mir in meiner Präsidentschaft gelang, das totalitäre System durch Demokratie zu ersetzen, kommunistischen Dirigismus durch Marktwirtschaft, die Ideologie des Klassenhasses durch die Idee der Menschenrechte, die Stellung eines Sowjetsatelliten durch einen freien Staat, der sich frei zu den Werten der westlichen Welt bekennt. Eine so einfache Frage kann man wohl nur bejahen. Ich frage mich jedoch weiter, was wohl die Oberhand gewinnen wird: eine politische Kultur des selbstlosen Dienstes am Ganzen oder mafiöses Fahnden nach Gesetzeslücken. Habe ich, poetisch gesprochen, in meinem Kampf gesiegt oder verloren? Ich habe mich zu der Antwort durchgerungen: weder – noch!"