Anfang Februar ist es soweit: Dann wird im deutschen Fernsehen Geschichte geschrieben - zumindest innerhalb der immer noch erfolgreichen Krimireihe "Tatort". Am 3.2. läuft die Folge "Das verschwundene Kind" im Ersten - mit Maria Furtwängler als Göttinger Kommissarin Charlotte Lindholm und der in Uganda geborenen und in Essen aufgewachsenen Florence Kasumba als ihre Partnerin Anaïs Schmitz. Die erste schwarze Tatort-Kommissarin.
"Es ist schön, dass es so weit kommt. Und es ist schade, dass es an der Hautfarbe konnotiert ist, dass es eine Besonderheit ist", sagte Schauspielerin Dela Dabulamanzi im Deutschlandfunk. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Lara-Sophie Milagro und anderen Darstellern setzt sie sich mit dem afrodeutschen Künstler*innenkollektiv Label Noir in Berlin für mehr Vielfalt in der deutschen Film-, Fernseh- und Theaterlandschaft ein. "Es ist ein Meilenstein, aber leider immer noch eine Ausnahme", sagte Milagro.
Wir haben noch länger mit Dela Dabulamanzi und Lara-Sophie Milagro gesprochen -
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Das Label Noir initiiert beim kommenden Festival "Max Ophüls Preis" Mitte des Monats eine Diskussionsrunde zur "Diversität in der deutschsprachigen Filmlandschaft" und einen Wettbewerb, der eine progressive Filmidee geküren wird - "Dauerkolonie deutscher Film" lautet das Motto. "Die liegt hier, die Dauerkolonie", sagte Dabulamanzi, weil das Fernsehen zum einen sehr weiß sei und zum anderen Schwarze Stereotype verkörpern müssen. "Oft heißt es, der Zuschauer versteht es nicht, warum eine 'Person of Colour' eine Kommissarin, einen Arzt, einen Politiker oder wen auch immer spielt." Dabei sei Diversität normal, das sei unser Alltag. "Und das, was abgebildet wird, ist nicht normal."
"Der Kolonialismus ist vorbei, aber es leben Traditionen und Kontinuitäten fort", erläuerte Milagro. Eine entscheidende Frage sei, ob People of Colour tragende Rollen spielten oder nur die Diener und Zimmermädchen. Die in dem ausgelobten Wettbewerb eingerichten Stoffe dagegen zeigten Geschichten jenseits der Klischees: "Ob es um die Queer-Community ging oder einen Thriller, wo es gar nicht um die Hauptfarbe ging, wo drei der fünf Protagonisten türkische und schwarze Wurzeln haben. Wo es nicht um kulturellen Sachen ging, sondern um einen Mord. Aber ganz selbstverständlich sind die Protagonisten nicht weiß." Davon bräuchte es mehr in der deutschen Film- und Fernsehlandschaft.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.