Zwei unterschiedliche Brüder sind die zentralen Figuren des Stücks "Walking Large" von Toks Körner. Der eine ist ein überangepasster Professor für Verhaltenspsychologie, der andere Gangster-Rapper. Die extremen Gegensätze seien ihm wichtig gewesen, um die Probleme der schwarzen Community zu transportieren, sagte der Autor des Stückes, Toks Körner, im Dlf. Ihm und dem Theater sei es außerdem darauf angekommen, eine dezidiert männliche Sichtweise zu beleuchten, da die weibliche Perspektive schon in zahlreichen Essays und in der Literatur eingenommen würde.
Selbstverleugnung und deutsche Sichtweise
Man wisse zu wenig über schwarze Männer, über ihre Probleme mit ihrer Energie umzugehen, sowohl in postiver wie in negativer Hinsicht. "Power wird als Bedrohung empfunden, man erfährt Abwertung", erzählte Körner. Die Norm sei, nett und leistungsorientiert zu sein. Er habe das Gefühl, dass viele Geschichten zu dem Thema noch nicht erzählt seien. Mit dem Stück wolle er auch die Frage stellen, wo die Selbstverleugnung anfange.
"Wir werden immer noch ausgegrenzt", so Körner, aber es öffneten sich dennoch gerade Türen. Florence Kasumba als erste schwarze Tatortkommissarion sei ein erster Schritt, meint Körner. Er wünsche sich aber auch den zweiten Schritt: Das Narrativ müsse sich verändern, momentan sei alles immer noch sehr eingebettet in eine weiße, deutsche Sichtweise für einen weißen, deutschen Zuschauer von einem weißen, deutschen Fernsehmacher.
Schwarze Darsteller und fortschrittliche Wahrnehmung
Wichtig sei, so Körner, dass Narrative sich öffneten und schwarze, deutsche Darsteller keine Besonderheit mehr seien, sondern einfach - wie auch in der Realtlität - normal.
Wir haben noch länger mit Toks Körner gesprochen -
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Der Februar wird als der Black History Month gefeiert, mit vielen Kulturveranstaltungen in Berlin. Ähnlich wie in den Vereinigten Staaten sammle sich die Community auch in Deutschland, um sich politisch und künstlerisch zu engagieren, auch wenn man nicht die Durchschlagskraft habe. Die USA hätten in dieser Hinsicht Vorbildfunktion. "Wir wollen keine Revolution", sagte Toks Körner, "aber wenn vor und hinter den Kulissen mehr Schwarze agieren, dann ist das ein Fortschritt, bei dem am Ende alle gewinnen".
Allerdings verängstige einen die politische und soziale Entwicklung, und so hoffe er, dass man nicht in einem alten Korsett stecken bleibe. "Ich bin Optimist und glaube an die Freiheit", sagte er.
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