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DLF-Sportgespräch
Exotin oder Pionierin? Frauen in Führungspositionen im Sport

Es gibt sie, aber es sind immer noch zu wenig. Der Anteil von Frauen in Führungspositionen im Sport ist nach wie vor gering. In Nordrhein-Westfalen haben nicht mal zehn Prozent der Sportbünde oder Verbände eine Frau an der Spitze. Im DLF-Sportgespräch berichteten drei aktive Sportfunktionärinnen, welche Hürden sie in ihren Ämter überwinden mussten und warum es so wenige von ihnen gibt.

Claudia Dietzmann, Eva Selic und Mona Küppers im Gespräch mit Andrea Schültke |
    v.l.n.r: Claudia Dietzmann, 1. Vorsitzende des Volleyballclubs SFG Olpe, Dr. Eva Selic, Vizepräsidentin Tauchsportverband NRW und Sprecherin der Frauen im LSB NRW und Mona Küppers, kommissarische Präsidentin des Deutschen Segler-Verband, Vizepräsidentin L
    v.l.n.r: Claudia Dietzmann, 1. Vorsitzende des Volleyballclubs SFG Olpe, Dr. Eva Selic, Vizepräsidentin Tauchsportverband NRW und Sprecherin der Frauen im LSB NRW und Mona Küppers, kommissarische Präsidentin des Deutschen Segler-Verband, Vizepräsidentin L (Andrea Schültke / Deutschlandradio)
    Claudia Dietzmann ist 1. Vorsitzende des Volleyballclubs SFG Olpe und Geschäftsführende Gesellschafterin eines Weiterbildungsunternehmens. "Ich habe sehr viele Erfahrungen in dieser Sportorganisation gemacht und es war mir ein Anliegen diese Erfahrungen weiter zu geben", sagte sie im Sportgespräch im Deutschlandfunk über ihre Beweggründe sich auf ein Führungsamt im Sport zu bewerben.

    Sie machte vor allem die schwierige Vereinbarkeit von Famile, Beruf und Ehrenamt als Grund aus, warum es so wenige Frauen in Sportspitzenämtern gebe. "Die Frauen trauen sich generell weniger zu, Frauen überlegen 'schaffe ich das? Ist das vereinbar mit der Familie?'". Das mache es schwieriger, Frauen für diese Ämter zu gewinnen.
    Aufgaben auf mehrere Schultern verteilt
    Als sie das Amt bei dem Volleyballclub übernommen habe, habe sie die Aufgaben auf mehrere Schultern verteilt, weil sie das Aufgabenpensum als berufstätige dreifache Mutter nicht habe leisten können. Und es habe sich gezeigt, dass dies eine sehr effektive Art der Herangehensweise war, sagte Dietzmann.
    Mona Küppers ist kommissarische Präsidentin des Deutschen Segler-Verbands und Vizepräsidentin des Landessportbundes NRW, sie betonte, wie wichtig weibliche Vorbilder für andere Frauen seien. Leider gebe es aber viel zu wenige Frauen in diesem Bereich und deshalb auch kaum Vorbilder. "Es wird sich ändern, es ist eine Geschichte der Zeit, dass sich das ändert. Das ist wie Kindererziehung, das geht nicht von heute auf morgen", sagte Küppers im Deutschlandfunk.
    "Prozesse brauchen Zeit"
    "Wir Frauen haben knapp 100 Jahre Wahlrecht, es ist knapp 50 Jahre her, dass der DFB das Frauenfußballverbot aufgehoben hat, dann wird daran deutlich, dass wir in männerdominierten Strukturen gelebt haben und man merkt, dass diese Prozesse Zeit brauchen", verwies Küppers auch in einem anderen Punkt auf den Faktor Zeit.
    Bei ihr im Segler-Verband habe die Einführung einer Frauenquote geholfen. "Ab dann gab es nur die Frage: Welche Frau macht es?", sagte sie. Es sei nicht so gewesen, dass Frauen gefehlt haben. Im Gegenteil: "Die Frauen waren die ganze Zeit da, nur vielleicht haben wir sie oftmals übersehen, weil ein Mann mit breiter Brust davor stand." In der Runde sprachen sie alle Frauen für die Einführung einer Quote ein, um mehr Frauen für diese Ämter zu gewinnen.
    "Verantwortung für alle Menschen, die in dem Verein tätig sind"
    Im Sportgespräch drehte sich das Thema auch um die Frage der Macht. "Macht eröffnet einem den Weg Dinge zu gestalten. Es ist einfach unglaublich, wieviel man erreichen kann, auch in kürzestes Zeit, wenn man die dementsprechende Macht habe", sagte Eva Selic, Vizepräsidentin des Tauchsportverbandes NRW, Sprecherin der Frauen im Landessportbund NRW und diplomierte Chemikerin und Kommunalpolitikerin in Duisburg. Man müsse mit dieser Funktion aber verantwortungsvoll umgehen. "Macht bedeutet Übernahme von Verantwortung. Man hat Verantwortung für alle Menschen, die in dem Verein tätig sind."
    Man habe als Sportführungskraft aber auch die Aufgabe zu vermitteln, dass "die Arbeit Spaß macht, sie ist keine Last." Das könne auch auf mögliche Interessierte abstrahlen und potentielle Sportfunktionärinnen motivieren. "Du gewinnst ganz viel für Dich und Dein Leben. Ich habe durch die unterschiedlichen Ehrenämter meinen Horizont deutlich erweitert", sagte Selic im Deutschlandfunk im Rückblick auf ihre Ämter im Sport.
    Generell waren sich die Gesprächsteilnehmer aber einig, dass es in Zukunft deutlich mehr aktive Frauen in Spitzenämtern geben werde. "Es wächst jetzt eine selbstwußte Generation von Frauen nach, die gut ausgebildet sind." Und ihr Fazit war: "In 30 Jahren sind wir bei 40 Prozent Frauen im Sport."
    Das gesamte Gespräch können Sie mindestens sechs Monate in unserer Mediathek nachhören.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.