"Ich argumentiere ungerne gegen den Athletenverein", sagt Veronika Rücker, " sondern ich möchte eher aufzeigen, dass aus meiner Perspektive heraus in unseren Strukturen sehr wohl eine wirksame und adäquate Athletenvertretung möglich ist.
Das was die Athleten massiv als Kritikpunkt haben, ist dass sie ihre Unabhängigkeit dort nicht gewährleistet sehen. Wenn sie mich persönlich fragen, würde ich das etwas anders einschätzen."
Rücker würde die in Aussicht gestellten Mittel des Bundes für eine Athletenvertretung viele lieber an die DOSB-interne Athletenvertretung weitergeben. Wenn, wie vorgesehen, der neugegründete Verein Athleten Deutschland die Mittel bekomme, sei man aber auch darauf vorbereitet.
"Sind verantwortlich, die Leistungen des Sports für die Gesellschaft darzustellen"
Grundsätzlich sieht sie für den DOSB andere Aufgaben, als nur für möglichst viele Medaillen bei großen internationalen Wettbewerben zu sorgen.
"Medaillen sind ein Erfolg des Sports", sagt Rücker. "Aber ich glaube es gibt weitere Komponenten, die Erfolg für eine Sportorganisation ausmachen und kennzeichnen.
Für die Mitgliedsorganisationen eine starke Unterstützungs- und Servicefunktion zu übernehmen. Und tatsächlich zu klären: Was ist denn da die Rolle des Dachverbandes, um die Mitgliedsorganisationen in ihrer Weiterentwicklung optimal zu unterstützen.
Ich glaube, wir als Dachorganisation sind verantwortlich dafür, die Leistungen des Sports für die Gesellschaft entsprechend darzustellen."
"Wir begrüßen jede Initiative für Spiele in Deutschland"
Olympische Spiele in Deutschland habe sich der der DOSB als Ziele gesetzt. Wann und mit welchem Konzept das erreicht werden soll, sei noch nicht klar.
"Wir unterstützen die Initiative, Olympische Spiel nach Deutschland zu holen in jeder Form. Es gibt von uns aus da gar keine Festlegung. Aber zunächst mal begrüßen wir jede Initiative, die in diese Richtung geht."
"Ein positiver Schub"
Für die Leistungssportreform erhofft sich Rücker Fortschritte durch die abgeschlossene Bildung der neuen Bundesregierung. Rücker sagt:
"Wir gehen schwer davon aus, dass durch die feststehende Regierung jetzt und durch Herrn Seehofer und Herrn Mayer (Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesinnenminister Stefan Mayer, Anmerkung der Redaktion) jetzt nochmal ein positiver Schub da gemacht wird. Und wir nochmal einen ganzen Schritt dort weiterkommen, bei der Umsetzung der Leistungssportreform."
Entscheiden dabei: die finanziellen Mittel: "Wir waren im Sportausschuss und haben berichtet und den aktuellen Sachstand dargestellt. Aber wir haben auch nochmal klargemacht, dass wir jetzt eben sowohl im Haushalt 2018 aber vor allen Dingen dann für den Haushalt 2019, ´20 und ´21 dann Mittelaufwuchs erwarten um die Dinge umsetzen zu können, die wir uns vorgenommen haben."
"Tendenzen zu E-Sport in Paris 2024"
In einer weiteren dringenden Thematik habe der DOSB noch nicht entschieden. E-Sport, also Wettbewerbe in Computerspielen gelten bisher nicht als Sport und sind kein Teil des DOSB. Rücker sagt:
"Wir müssen uns positionieren zum E-Sport. Aber auf der anderen Seite gibt’s natürlich auch schon Entwicklungen im Umfeld, die wir mit im Auge behalten müssen. Es ist die Frage, ob E-Sport schon 2024 in Paris olympisch sein wird. Da gibt es durchaus Tendenzen. Und dann sind wir gefordert, sie aufzunehmen in die olympische Familie. Und es gibt auch erste Bewegungen in unseren Vereinen, die E-Sport zumindest mal ausprobieren und testen, wie es sich mit aktivem Sport ergänzen lässt."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Das gesamte Gespräch können Sie mindestens sechs Monate in unserer Mediathek nachhören.