DFB-Vizepräsident Rainer Koch erklärt im Dlf, warum für ihn das Verfahren zur Auswahl des neuen Präsidenten Fritz Keller richtig war, obwohl es unter Ausschluss der Öffentlichkeit lief. Die sechs Funktionäre hätten lange ohne den Austausch von Namen darüber nachgedacht, was ein Präsident mitbringen sollte. Koch sagt:
"Am Ende hat sich ein gemeinsames Profilbild ergeben. Und erst dann, nach zwei Monaten, haben wir miteinander uns überhaupt überlegt, welche Personen – übrigens, wir haben tatsächlich auch nach Frauen mit Ausschau gehalten – welche Personen könnten auf dieses Profilbild passen. Und dann ist eine lange Liste entstanden. Und dann haben wir die Liste verdichtet auf eine sogenannte Short List, wie das die Fachleute dann nennen. Und dann kam folgende Überlegung zustande. Weil ich weiß ja, es wird auch hin und wieder kritisiert: ‚Die haben am Ende nur mit einem gesprochen.‘ Wissen Sie, warum wir nur mit einem gesprochen haben? Ganz einfach, weil derjenige, den wir alle sechs als den mit Abstand Besten auf der Liste empfunden haben uns zugesagt hat."
Fritz Keller wird weniger regieren können, als frühere Präsidenten - dafür sind die Strukturen verändert worden. Dennoch hält Koch seine Position für stark: "Er hat sehr, sehr große Möglichkeiten zu gestalten. Aber die Zeiten in denen par ordre du mufti ein Verband geführt und in die richtige Richtung gelenkt wird, die sind längst vorbei."
Weitere Mittel an Amateure projektbezogen
Die Führungsarbeit und das operative Geschäft seien nun stärker getrennt. Vieles sei nun auf den Weg gebracht. Die Moderation zwischen Amateur- und Profilager bleibe ein wichtige Baustelle. Eine überragende Mehrheit der Mitgliedern stehe dabei hinter ihrer Führung. Über den Prozentsatz der DFL-Einnahmen, die an die Amateure gehen, will Koch aber nicht zu viel sprechen. Aktuell sind das drei Prozent.
"Wenn der Grundlagenvertrag ausläuft, dann sind all diese Regelungen sowieso weg oder Makulatur. Und deswegen plädiere ich sehr für einen ganz anderen Ansatz, an die Sache heranzugehen", sagt Koch. "Erstens klarzustellen, dass egal was passiert – auch wenn die Fernsehverträge zurückgehen, das kann man auch nicht ausschließen - dass auf jeden Fall der Status Quo, der die Amateurverbände betrifft, erstmal erhalten bleiben muss. Das ist wichtig. Und nochmal: In den letzten sechs Jahren sind die Leistungen des Profifußballs an den Amateurfußball fast verdreifacht worden." Weitere Mittel sollten aus Kochs Sicht projektbezogen an die Amateurvereine vergeben werden.
Vorwürfe, er habe vor gut drei Jahren einen Kandidaten für den DFB-Jugendausschuss mit Drohungen durchgesetzt, seien ein Diffamierungsversuch sagt Koch mit Blick auf die Veröffentlichung kurz vor dem DFB-Bundestag. Es gebe auch kein Verfahren der DFB-Ethikkommission. Koch erzählt den Fall aus seiner Sicht so:
"Damals war einfach im Jugendausschuss ein Kandidat mehr da, als insgesamt Plätze zur Verfügung standen. Und ich habe mit den Kollegen aus den Regionalverbänden dann eine Lösung gesucht. Und da ist dann die Frage gewesen: ein Kollege aus Hessen oder ein Kollege aus Berlin? Ich hab Beide nicht gekannt. Und es wird jetzt behauptet, einer wäre ein Vertrauter von mir gewesen. Das ist ein blanker Unsinn. Ich habe mit dem damals überhaupt noch nicht gesprochen gehabt. Ich hab auch mit ihm das überhaupt nicht ausverhandelt."
"Es spielt keine Rolle"
Koch ist sich sicher, dass der Falle bald ad acta gelegt wird: "Es hat keine Rolle gespielt, es spielt keine Rolle und sie werden sehen, wenn wir uns das nächste Mal unterhalten, dann wird dieser Brief auch ein Fall für die Geschichtsbücher gewesen sein."
In Zukunft soll Koch auch Vertreter in den internationalen Gremien von FIFA und UEFA sein. Dabei will er vor allem auf die Kommunikation achten und deutsche Positionen nicht über die Medien verbreiten, nicht als Deutsche dastehen, die einfach Ansagen machten.
Angesprochen auf viele unangefochtene Entscheidungen beim DFB-Bundestag erwidert Koch, dass das aufgrund der Größe keine Diskussionsveranstaltung sein könne. Als Beispiel nennt er die Entscheidung zum, Aufstieg aus der Regionalliga in die Dritte Liga. Weil derzeit nicht alle Meister aufsteigen könnten, sei nun die beste aller schlechten Lösungen gefunden worden. Weil die aber im Vorfeld zwischen den Verbänden abgesprochen war, gab es keine weitere Diskussion, sondern eine schnelle Annahme.
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