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Dlf-Sportgespräch mit Gesa Krause
"Ein Job, der niemals ruht"

Höhentraining, mehrere Trainingseinheiten am Tag, keine Ruhephasen: Hindernisläuferin Gesa Felicitas Krause ist eine der erfolgreichsten deutschen Leichtathletinnen. Im Dlf erklärte sie, wie stark sie ihr Leben dem Leistungssport unterwerfen muss und wie sehr der Sport ihren Lebensstil prägt.

Gesa Felicitas Krause im Gespräch mit Matthias Friebe |
12.08.2018, Berlin: Leichtathletik, Europameisterschaft im Olympiastadion, 3000 m Hindernis Finale, Frauen: Goldmedaillengewinnerin Gesa Felicitas Krause aus Deutschland jubelt .
Goldmedaillengewinnerin Gesa Felicitas Krause bei der Europameisterschaft 2018 in Berlin (dpa / Bernd Thissen)
Leistungssport sei für sie ein Geschenk, sagte Gesa Felicitas Krause im Dlf. Sie habe sich schon immer gerne bewegt. Der Sport sei für sie keine Belastung. Natürlich komme ab einem gewissen Niveau ein Zwang dazu, indem sie einem Trainingsplan nachgehen müsse. Sie vergleiche dies aber mit dem normalen Alltag eines Arbeitnehmers. "Für mich ist das mittlerweile eben auch mein Job", sagte Krause. Sie sei glücklich, dass sie ihr Hobby zum Beruf machen konnte. Die Leichtathletik biete ihr die Möglichkeit die Welt zu sehen und viel zu reisen.
Krause offenbarte im Dlf, dass sie seit Oktober 2018 keinen trainingsfreien Tag hatte. Sogar an Heiligabend oder Silvester drehe sie ihre Runden.
Ihr harter Trainingsalltag, mit Höhentraining und mehrfachen Einheiten am Tag, sei schwer über Social Media und andere Wege an die Menschen zu vermitteln. Die würden oft nur die schönen Bilder und tollen Reiseziele wahrnehmen, sagte Krause. Das Verständnis dafür von ihren Mitmenschen zu bekommen, sei extrem schwierig.
Ein Hemmnis sei auch das Dopingkontrollsystem. Es schränke sie schon sehr ein, stets ihren Aufenthaltsort angeben zu müssen. Sie sei aber eine Verfechterin fairen Sports und trage gerne ihren Anteil dazu bei. Ihr Sport oder ihr Beruf sei ein Job, "der niemals ruht", sagte Krause. Ein normaler Arbeitnehmer arbeite von 9 bis 17 Uhr und könne dann auch einmal entspannen. Sie müsse auch daran denken, wie sie ihm Schlaf optimal regeneriere.
Ihr Sport sei 365 Tage im Jahr präsent, sagte Krause. "Mein Körper ist mein Kapital und meine Füße sind meine Sportgeräte." Die Belastung durch den Sport empfinde sie aber als unheimlich erfüllend.
Krause blendet die Zustände in Katar aus
Die WM in Katar habe für alle Athleten die gleichen Herausforderungen. Die Belastungen durch die Hitze in Doha sehe sie als nicht so gravierend an, da ihre Disziplin nur neun Minuten dauere und sie vermute, dass das Stadion klimatisiert werde. Die kritischen Zustände im Emirat "blende sie komplett aus", sagte Krause. Es mache sie nicht besser, wenn sie sich damit beschäftigte.
Der Reiz der Leichtathletik sei für sie, dass sie eine sehr vielfältige Sportart sei. "Leichtathletik ist eine Sporart für Jedermann. Egal ob groß, klein, sehr schlank oder kräftiger, man findet dort seinen Platz."
Olympia? Der Weg als Ziel
"Es ist viel Eigeninitiative dabei", sagte Krause zu den Voraussetzungen für Top-Leichtathleten in Deutschland, "aber mit ein bisschen Vertrauen in sich, mit ein bisschen Mut und auch einer zielstrebigen Herangehensweise kann man in diesem Sport trotzdem überleben."
Für die Zeit nach dem Sport könne man in der Karriere viele Kontakte knüpfen. Krause sieht gute Möglichkeiten, als Sportler beruflich an die Laufbahn anzuknüpfen. Ihr selbst als Mitglied der Sportfördergruppe sei die Bundeswehr als Rückhalt sehr wichtig. Einerseits für ein sicheres Einkommen während, andererseits als Möglichkeit der beruflichen Weiterbildung nach der Sportkarriere.
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Gesa Felicitas Krause beim ISTAF in Berlin. (Imago)
Das System der Sportförderung in Deutschland sei zu überholen, so Krause: "Gerade, weil viele junge Leute sagen 'ich kann keine Leichtathletik machen, weil ich damit meinen Lebensunterhalt nicht verdienen kann.' So lange dieses Bild noch existiert, ist da auf jeden Fall Nachholbedarf, um Sport allgemein für junge Menschen attraktiv zu gestalten." Das sei wichtig, weil Sport in der Schule oder als Hobby nach der Schule nicht mehr so legitim sei, wie das früher mal war.
Krause will bei Olympia in Tokio ein Medaille gewinnen
Olympia benennt Krause als ihr größtes Ziel. Nach der ersten Teilnahme als junge Athletin habe sie etwas Zeit gebraucht, um sich überhaupt ein neues Ziel zu setzen. Nun will sie in Tokio eine Medaille gewinnen. Auf die Frage nach dem Druck durch dieses Ziel erwidert sie, dass sie sich darum bemühe, ein solches Event nicht als Aussage über alles zu werten. Der Weg dahin bedeute ihr ebenfalls viel. Auch wenn sie in Tokio alles geben und keine Medaille gewänne, wäre die Zeit vorher dennoch nicht verloren.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.