Archiv

Dlf-Sportgespräch mit Hamburgs Sportsenator
"Wir investieren so in den Sport, dass jeder was davon hat"

Hamburg hat sich nach dem gescheiterten Volksentscheid zur Olympiabewerbung in Sachen Sport neu aufgestellt. Der Sportsenator der Hansestadt, Andy Grote (SPD), erläutert im Dlf-Sportgespräch, dass er möglichst viele Menschen mit Sport erreichen möchte. Dazu gehöre auch immer der Spitzensport "als Zugpferd".

Andy Grote im Gespräch mit Astrid Rawohl |
    Andy Grote vor einer Hamburger Kulisse.
    Andy Grote (SPD), Innensenator von Hamburg ( Behörde für Inneres und Sport Hamburg)
    Hamburg ist im September 2018 vom IOC zur "Global Active City" ernannt worden. Laut Sportsenator Andy Grote definiert sich eine Stadt mit dieser Auszeichnung vor allem dadurch, dass sie dem Sport und der Bewegung einen anderen Stellenwert beimisst und ihn fördert.
    Sport in Stadtplanung integriert
    Als drei herausragende Projekte benannte Grote erstens den Infrastrukturausbau unter anderem mit Sporthallen, damit den Hamburgerinnen und Hamburgern immer mehr Sportarten zugänglich seien. Zweitens werde beim Bau des neuen Stadtteils Oberbillwerder von der "ersten Minute" an geplant, wie man Bewegung in den Stadtteil bekomme. Drittens gebe es ein Programm namens "Active City Summer", bei dem Einstiegsangebote den Bewohnerinnen und Bewohnern den Sport näher bringen sollen und diese dadurch Wege in den Verein fänden.
    Grote sagte, Sport sei ein Faktor, der Menschen zusammenbringt. Hamburg schaffe pro Jahr 50 bis 60 neue Hallenfelder, 90 Millionen Euro würden in den kommenden beiden Jahren allein in Schulsporthallenbau investiert.
    Hamburg mit zahlreichen Straßenevents
    Was für Hamburg spreche, seien die Straßensportveranstaltungen mit Hunderttausenden Zuschauern: Triathlon, Iron Man, Marathon und Straßenrad fänden auf internationalem Niveau statt, zudem habe man die Beachvolleyball-WM und Handball-WM 2019 nach Hamburg geholt.
    "Wir merken schon, dass man in Sportfragen wieder nach Hamburg guckt", sagte Grote. Das sei nach der gescheiterten Olympiabewerbung erst einmal nicht der Fall gewesen. Er warb dafür, dieses Thema abzuhaken. Es habe sich um eine demokratische Entscheidung gehandelt, die erst einmal nicht mehr anstehe. Nun wolle man sich auf die Dinge konzentrieren, die den Hamburgerinnen und Hamburgern zugute kommen. Der Sportsenator sagte "Wir investieren hier in den Sport, sodass jeder was davon hat. Und ich glaube, dass wir darüber auch die Akzeptanz für den Sport insgesamt und irgendwann auch wieder für Sportveranstaltungen kriegen.
    Spitzensport soll Menschen motivieren, selbst aktiv zu werden
    Der Kern sei, möglichst viele Menschen zu erreichen. Aber man brauche immer auch den Spitzensport "als Vorbild und als Zugpferd."
    Eine Fortsetzung der aktuellen Entwicklung, nachhaltig den Breiten- und Freizeitsport zu stützen, könnte die Einführung eines Sportfördergesetzes in Hamburg sein. Bisher wird alle zwei Jahre ein Sportfördervertrag immer wieder neu und mitunter zäh ausgehandelt. Dazu sagte Grote:
    "Das muss am Ende das Parlament entscheiden." Mit dem bisherigen Modell des Sportfördervertrags habe man eigentlich sehr gute Erfahrungen gemacht – natürlich seien die Verhandlungsprozesse auch mühsam, wenn man in hohem Umfang zusätzliche Mittel bekommen will. Aktuell seien die Ausgaben von rund neun Millionen auf rund zehn Millionen Euro gestiegen. Eine solche Steigerung könne man niemals in einem Sportfördergesetz festschreiben. Zudem sei die Flexibilität geringer, Schwerpunkte zu setzen.
    Mehr Geld für den Sport oder "ganz viel mehr"?
    Von einer Kürzung der Mittel könne keine Rede sein, sagte Grote: "Wir verhandeln nur über die Frage, gibt es ein bisschen mehr oder viel mehr oder gibt es gibt es ganz viel mehr."
    Als "Active City" ist Hamburg in einer Riege mit unter anderem Buenos Aires und Liverpool. Liverpool habe bereits vor vielen Jahren angefangen, einen gesundheitsbezogenen Aspekt in die Stadtplanung einzubeziehen, da es dort viele übergewichtige Menschen mit schlechter Ernährung und einer hohen Quote bei Zivilisationskrankheiten gegeben haben. In Buenos Aires gebe es in jedem größeren öffentlichen Park einen "Active City Container", in der Stadt insgesamt 70. In diesen säßen Bewegungsberater und Ernährungsberater und sie würden zu Hunderttausenden besucht.
    In Buenos Aires sind Container Anlaufstellen für Freizeitsportler. Dort können die Bürger Blutdruck und Puls messen lassen und Sportgeräte leihen.
    In Buenos Aires sind Container Anlaufstellen für Freizeitsportler. Dort können die Bürger Blutdruck und Puls messen lassen und Sportgeräte leihen. (Deutschlandradio - Victoria Reith)
    Dort könne man innerhalb weniger Minuten die Herzfrequenz und den Blutdruck messen lassen und sich dort direkt Sportgeräte ausleihen. Zudem gebe es viele Möglichkeiten des Parksports. "Da können wir noch was lernen", so Grote.
    Weitere Initiativen seien die bewegte Pause in Schulen und bewegte Kitas, die es bereits gebe, aber deren Anzahl noch erhöht werden könne.
    2019 wird das Bundesverwaltungsgericht Leipzig eine endgültige Entscheidung fällen, ob die DFL an den Polizeikosten beteiligt werden kann. Dazu sagt Grote, dass man sich genau ansehen werde, wie dieser Rechtsstreit ausgeht. "Wenn letztinstanzlich die Bremer Linie sich durchsetzt, dann werden, glaube ich, alle anderen Länder auch nicht umhin kommen, mit der Kostentragung auch noch einmal auf die Vereine oder auf die Liga zuzugehen." Wenn dies nicht der Fall sein sollte, werde Hamburg keine eigene Initiative dahingehend starten.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.