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Dlf-Sportgespräch
"Spitzensportler sind keine Vorbilder"

Es sei wichtig, sich sein Leben lang zu entfalten, sagte der Sportphilosoph Gunter Gebauer im Dlf-Sportgespräch. Doch dies sei im Leistungssport nicht möglich. Menschen, die sich in Deutschland für eine Sportkarriere entscheiden, gingen ein extremes Risiko ein.

Gunter Gebauer im Gespräch mit Astrid Rawohl |
    Der Philosoph Gunter Gebauer, 2015 in Köln auf der dritten phil.COLOGNE.
    Der Philosoph Gunter Gebauer (dpa / Horst Galuschka)
    Der Sport sei gegenwärtig voller Fehler und Probleme, sagte Gunter Gebauer im Deutschlandfunk-Sportgespräch - und er sehe es als seine Aufgabe an, diese Misstände klar zu benennen. Es gebe eine Art Vetternwirtschaft im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), kritisierte der Philosoph. Posten würden an bekannte Personen vergeben, es fehle an Transparenz.
    Gebauer kritisierte auch die Sportförderung in Deutschland. Menschen, die sich für eine Sportkarriere entscheiden, gingen ein extremes Risko ein, nach ihrer sportlichen Laufbahn ins berufliche Hintertreffen zu geraten. "Es ist wichtig, sich sein Leben lang zu entfalten", sagte Gebauer. Dies sei jedoch im Sport nicht wirklich möglich.
    "Spitzensportler sind keine Vorbilder", sondern nur Modelle für bestimmte Bereiche, sagte Gebauer. Man beginge einen großen Fehler, wenn man sie zu Idolen und Vorreitern mache.
    Französisches Sportmodell in Teilen gut
    Zum Vergleich zog Gebauer das französische Sportmodell heran, in dem Sportler nach ihrer aktiven Karriere als Staatsbedienstete einen sicheren Beruf erlangen könnten. Damit werde auch für die Zeit nach der Sportler-Karriere vorgesorgt - während man in Deutschland eher darum bemüht sei, Sport und Politik zu trennen.
    Die gescheiterten deutschen Olympia-Bewerbungen seien Ausdruck für das Misstrauen der Bevölkerung gegenüber großen Sportverbänden wie dem IOC, der FIFA oder dem DOSB, sagte Gebauer.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.