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Dlf-Sportgespräch
"Was mich enttäuscht, ist ihr fortwährendes Leugnen"

Russlands Anti-Doping-Kampf kommt nicht richtig in Gang. Richard McLaren, Chefermittler im Auftrag der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA, fordert im Dlf Sanktionen, die über eine Geldstrafe hinausgehen: "Und es muss noch mehr als das sein – das ist nicht genug."

Richard McLaren und Hajo Seppelt im Gespräch mit Marina Schweizer | 03.12.2017
    Richard McLaren und Hajo Seppelt auf der "Play the Game"-Konferenz in Eindhoven vom 26. bis 30. November 2017 während der Aufzeichnung des Dlf-"Sportgesprächs"
    Richard McLaren (l) und Hajo Seppelt auf der "Play the Game"-Konferenz in Eindhoven (Deutschlandradio / Marina Schweizer)
    Zusammen mit Hajo Seppelt diskutierte McLaren im Sportgespräch die Möglichkeiten, die das IOC bei einer Entscheidung am 5. Dezember über die Zulassung des russischen Teams bei den Winterspielen in Pyeongchang hat.
    Eine mögliche Geldstrafe für Russland müsse an die chronisch klamme Welt-Anti-Doping-Agentur gehen, so McLaren. "Und es muss noch mehr als das sein – das ist nicht genug."
    "Der arme Athlet wird zum Opfer"
    McLaren macht vor der Entscheidung des IOC zu einem möglichen Olympia-Ausschluss Russlands für 2018 auch in einem aktuellen Urteil der IOC-Disziplinarkommission einen Wendepunkt aus: "Der arme Athlet wird zum Opfer", sagt der kanadische Rechtsprofessor. "Das IOC steht jetzt vor der Entscheidung, welche Maßnahmen es gegen das Kollektiv verhängt, wenn überhaupt. Und bisher sind es nur die Athleten. Aber wegen der starken Wortwahl in der Entscheidung (zu Legkow, Anm. d. R.) werden sie jetzt Schwierigkeiten haben, zu sagen, dass es keine kollektive Verantwortung gibt."
    Die IOC-Disziplinarkommission stellte sich in ihrem jüngsten Urteil zur lebenslangen Sperre des russischen Ski-Langläufers Alexander Legkow hinter den McLaren-Report und lobte dessen starke Beweislage.
    "Bei einem Boykott von Russland ist das IOC aus dem Schneider. Denn dann werden sie sagen können: 'Wir müssen jetzt gar nichts mehr machen, sie haben sich ja selbst freiwillig von den Spielen ausgeschlossen.' Und damit können sie zu den nächsten Spielen gehen."
    Vor wenigen Wochen hatte die Welt-Anti-Doping-Agentur erklärt, in Besitz von Daten aus dem Moskauer Anti-Doping-Labor gekommen zu sein. Kurz darauf hatte sie die russische Anti-Doping-Agentur Rusada weiter als nicht regelkonform eingestuft. McLaren sagte im Deutschlandfunk, seinem Team seien diese Daten bereits bekannt gewesen. "Damit kann man die Methode des Verschwindenlassens positiver Proben im Moskauer Labor bestätigen."
    Das gesamte Deutschlandfunk-Sportgespräch wird am Sonntag, den 3.12., um 23.30 Uhr im Deutschlandfunk ausgestrahlt.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.