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Dlf-Sportgespräch
"Wir wollen die Öffentlichkeit begeistern"

Am 1. Dezember startet die Handball-WM der Frauen in Deutschland. Eine große Chance, die Popularität des Frauenhandballs zu verbessern. "Die Erwartungen sind natürlich höher," sagt Nationalspielerin Svenja Huber im DLF-Sportgespräch, "alleine schon, weil wir vor eigenem Publikum spielen."

Anna Loerper und Svenja Huber im Gespräch mit Matthias Friebe |
    Die deutschen Handball-Nationalspielerinnen Anna Loerper und Svenja Huber im Wurf.
    Die deutschen Handball-Nationalspielerinnen Anna Loerper und Svenja Huber (dpa/picture alliance/Axel Heimken/Thomas Johansson)
    "Wir wollen auf jeden Fall nach Hamburg reisen", sagt Svenja Huber. Dafür müsste die deutsche Auswahl das Halbfinale erreichen. Eine anspruchsvolle Vorgabe. In den letzten zwanzig Jahren gelang das nur zwei Mal. Doch Huber vertraut auch auf Trainer Michael Biegler: "Wir arbeiten sehr konzentriert, fokussiert. Man merkt einfach, dass er einen enormen Erfahrungsschatz hat, von dem wir alle profitieren können. Er ist ehrlich, motiviert und lebt das vor, was wir auch leben müssen."
    Zum Bundestrainer: "Geben ihn ungern her"
    Biegler wechselt nach der WM allerdings zu den Herren - in die Bundesliga zum SC DHfK Leipzig Handball. "Wir geben ihn ungern her. Die Zusammenarbeit war bis dato hervorragend. Er steht absolut vor der Mannschaft, er schützt sein Team bis aufs Blut", ", sagt Anna Loerper, Nationalmannschafts-Kapitänin und in der Bundesliga beim TuS Metzingen.
    Svenja Huber und Anna Loerper beim DLF-Sportgespräch
    Svenja Huber und Anna Loerper beim DLF-Sportgespräch (dlf/Friebe)
    Der Frauen-Handball bekomme generell nur wenig Aufmerksamkeit, erklärt Loerper:"Wir kennen es ja nicht anders, Frauenhandball ist eine Randsportart. Es wäre schön, wenn nach einer hoffentlich erfolgreichen Heim-WM Gesichter in der Öffentlichkeit stehen würden."
    "Skandinavien ein Stück weiter"
    Svenja Huber erlebt die geringe Aufmerksamkeit auch im Vergleich im eigene Verein, denn sie spielt bei Borussia Dortmund. Eine Zusammenarbeit mit den Fußball-Männern gibt es dort kaum, sagt sie: "In den eineinhalb Jahren, die ich in Dortmund spiele, habe ich noch keinen Spieler gesehen. Die schotten sich sehr ab, was man natürlich verstehen kann. Dr. Rauball (BVB-Präsident/Anmerkung der Redaktion) ist aber sehr bemüht, uns zur Seite zu stehen und besucht auch einige Spiele, was für uns natürlich sehr erfreulich ist." In anderen Ländern sei der Stellenwert des Frauenhandballs deutlich größer, erklärt Anna Loerper: "Ich denke, Skandinavien ist da ein Stück weit Vorreiter. Dort ist eher Frauenhandball ‚an der Macht‘."
    "Differenzen vom anderen Stern"
    Auch finanziell ist für Anna Loerper der Frauen-Handball kein lukratives Geschäft: "Die meisten von uns können davon leben, aber wir können keinerlei Rücklagen schaffen. Das heißt, jede Spielerin hat ein zweites Standbein oder baut es gerade auf. Wir machen uns alle Gedanken, wie lange kann ich Handball spielen und wie sieht mein Lebensmodell danach aus?".
    Eine gleiche Bezahlung von Männern und Frauen kann sie sich zumindest in der Nationalmannschaft vorstellen. "Auf Verbandsebene ist das realistisch. Also, ich könnte mir schon vorstellen, dass der Verband die Prämien einfach angleicht. Bei Vereinen sehe ich das etwas schwieriger. Denn: Wo soll das Geld herkommen?" Svenja Huber findet vor allem die Zustände im deutschen Fußball problematisch. "Also beim DFB, das waren ja Differenzen vom anderen Stern. Also da ist dann ein Verband schon gefragt, das wenigstens ein bisschen einzuordnen."
    "Etwas vom Feld an die Zuschauer senden"
    Von der WM erhofft sich Svenja Huber einen Schub für ihren Sport - vor allem, wenn das Turnier für die deutsche Mannschaft gut läuft: "Ich gehe stark davon aus, dass es uns gelingt, die Öffentlichkeit zu begeistern. Ich hoffe, dass daraus etwas entsteht, das vor allem für die jungen Spielerinnen, die jetzt auch schon dabei sind, eine schöne Zukunft birgt. Es ist eines der Ziele: Wir wollen etwas vom Feld an den Zuschauer senden und auch von den Zuschauern wieder zurückbekommen."