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DLF-Sportgespräch zur Fußballfandebatte
Pilotversuch Pyrotechnik?

Die Stimmung in deutschen Fußballstadien ist derzeit nur phasenweise gut, der Konflikt zwischen Teilen der Fans, den Verbänden und Vereinen offenkundig. Ein Lösungsansatz, der nicht allen gefällt, kommt vom niedersächsischen Innenminister Boris Pistorius: Pyrotechnik im Stadion unter bestimmten Bedingungen zulassen.

Boris Pistorius, Marc Quambusch und Andreas Rettig im Gespräch mit Klaas Reese |
    Fans von Eintracht Frankfurt brennen beim Pokalspiel gegen Erndtebrück Pyrotechnik ab.
    Fans von Eintracht Frankfurt brennen beim Pokalspiel gegen Erndtebrück Pyrotechnik ab. (imago - Jan Hübner)
    Der Vorschlag von Boris Pistorius (SPD) sieht vor, im Stadion "unter bestimmten, engen Voraussetzungen und klaren Auflagen, in abgegrenzten Bereichen Pyrotechnik zuzulassen, so dass andere nicht mehr gefährdet werden können", erklärte der Innenminister aus Niedersachsen im Dlf. "Aber Bedingung dafür ist natürlich, dass die entsprechenden Fan- und Ultra-Gruppen sich an Absprachen halten."
    Wieder miteinander reden
    Dieser Vorschlag, präzisierte Pistorius im Dlf-Sportgespräch, beruhe auf der Erkenntnis, dass es den Vereinen bis heute nicht gelingt, wirksame Kontrollen durchzuführen: "Wir haben nach wie vor viel zu viel Pyrotechnik in den Stadien und gleichzeitig haben wir eine Situation zwischen einigen Fangruppierungen und den Verbänden und Vereinen, die es immer schwieriger macht, überhaupt miteinander zu reden", so der Politiker. "Wenn ein solcher Pilotversuch für Pyrotechnik in bestimmten Blöcken dazu beiträgt, dass man wieder miteinander reden kann und verlässliche Absprachen treffen kann, dann wäre das ja ein Schritt in die richtige Richtung." Sein erklärtes Ziel: "Mehr Sicherheit im Stadion für die Leute, die eben nicht so ein Ding um die Ohren fliegen haben wollen."
    Am Thema Pyrotechnik kommt keiner vorbei
    Auch Andreas Rettig, Geschäftsführer des FC St. Pauli glaubt, dass sich die Verantwortlichen mit dem Thema Pyrotechnik auseinandersetzen müssen: "Sie haben keine Chance, Pyrotechnik zu verhindern in den Stadien", stellte Rettig im Dlf fest. "Das ist eine irrige Annahme, zu glauben, dass man mit noch härteren Strafen und Sanktionen das unterbinden kann." Vielmehr solle "man sich Gedanken machen: Wie kann ich Wege finden, damit am Ende der Schaden für alle anderen so gering wie möglich bleibt."
    Marc Quambusch, BVB-Fan und Kenner der Fanszene, plädierte im Dlf-Sportgespräch schließlich dafür, die Debatte um Pyrotechnik in deutschen Stadien weniger emotional zu führen: "Wenn man sich einfach reduzieren würde auf: 'Ab und zu brennt’s halt und davon geht die Welt nicht unter, aber trotzdem muss man versuchen, der Leute, die da gegen Regeln verstoßen, habhaft zu werden' - das würde uns allen gut tun."
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.