Umsatz, TV-Quote, Zuschauerzahlen. Erst kommt Fußball dann lange nichts. Für Rainer Koch, Vizepräsident des Deutschen Fußball Bundes ist das auch richtig so. Aber er hat Sorge, dass das so bleibt. "So wie Fußball gespielt wird, seit gefühlten 2000 Jahren. Das widerspricht eigentlich total der heutigen Jugendkultur. Dienstag Training, Donnerstag Training, Samstag Spiel. Und das möglichst vom 7. Lebensjahr bis zum 60. Das funktioniert heute auch nicht mehr."
Die Konkurrenz in der Freizeitgestaltung ist so groß wie nie. Doch momentan scheint der Fußball omnipräsent zu sein. Jeden Samstag gucken rund fünf Millionen Menschen trockene Spielberichte der Fußball-Bundesliga in der ARD-Sportschau. Dazu kommen sogar noch Hundert Spiele pro Saison aus den Amateurligen. Fußball ist also das was die Zuschauer sehen wollen.
Sportliche Bestleistung reicht nicht aus
Grundvorraussetzungen dafür ist aber immer noch sportlicher Erfolg, auch um gegen den Fußball medial anzukommen, sagt Axel Balkausky, ARD Sportkoordinator: "Wenn wir deutsche Olympiasieger haben, hilft das hinterher den Sportarten in der Popularität. Bei den Schwimmern haben wir uns mit denen zusammengesetzt und überlegt, wie kann man das aufhalten, dass die Menschen die Schwimmwettbewerbe nicht mehr wahrnehmen."
Traditionelle Sportarten wie Schwimmen oder Leichtathletik haben es also jetzt schon sehr schwer. Thomas Röhler immerhin Olympiasieger von Rio im Speerwurf, muss um mediale Aufmerksamkeit schon sehr kämpfen. Sportliche Bestleistung reicht schon lange nicht mehr aus. Man müsse schon ein Show-Talent haben.
E-Sport als Vorbild
"Dass es immer eine ganz emotionale Story geben muss. Überspitzt gesagt müssen die Athleten noch mindestens einen toten Hamster zuhause haben, dass die Goldmedaille auch noch was wert ist."
Hinweise dazu bekommt er in dieser Hinsicht von Robert Zitzmann. Sportmanager bei der Marketingagentur Jung von Matt Sports. Er sieht die Vermarktung der E-Sports als Vorbild. Die Video-Gamer haben sich lange Zeit selbst vermarktet und eigene Übertragungswege geschaffen.
Digitalisierung und Eventisierung
"Man sieht auch, das Internet, die Digitalisierung ermöglicht Subkulturen einen ganz gezielten Aufbau, vielleicht auch einen eigenen Aufbau abseits der Verbandsregeln. Der viel mehr Geschwindigkeit zulässt. Und das ist auch ein schönes Learning nochmal."
Die Jungen machen es vor. Digitalisierung, der Trend zum Event, von überall und zu jederzeit teilnehmen. Mit diesen Entwicklungen muss der traditionelle Sport mithalten. Auch der Fußball. Sonst hat es gesamtgesellschaftliche Auswirkungen, meint DFB-Vize Koch.
"Wenn die Menschen eben unterwegs sind und jeder auch nicht mehr am gleichen Tag arbeitet. Dann muss ich mir als moderner Sportverein auch Gedanken machen, wie kann ich all die anderen Menschen auch mit einfangen."